Mann: „Felix Krull“, Brief an Felix

Hallo Felix,

ich kann dich nicht ausstehen! Du gemeiner Dieb mit deinem Dünkel gegenüber anderen, du bindungsunfähiger Narzisst, Ausbeuter der anderen für deinen Applaus, Schwätzer ohne Moralität, Schaumschläger ohne Leistung – Täuschen, Tricksen, Lügen, das ist dein Repertoire. Deine Reaktion – vorweggenommen: „Mein Herr, Sie sind gar zu grob zu mir, Ihre Sprache ist roh, Sie sind bar jeden Erspürens meines Wesens, meines Edelmutes, meiner Wirkung und bitte, mein Herr, hören Sie auf, mich zu duzen, dies zu tun ist unangemessen in Blick auf meine Persönlichkeit und meine Gesinnung!“ Wissen Sie, Felix, Ihre Egomanie, verbunden mit Ihrer lächerlichen Larmoyanz, Ihrem kindischen Rumgeheule bei klaren Worten, Vorwürfen und Anforderungen, ist mir nur eines: zuwider! Sie werden sich jetzt in Ihr Schneckenhaus der Empfindlichkeit zurückziehen und mir vermutlich nicht mehr antworten. Es sind die gewissenlosen Narzissten – so wie Sie, an deren Gleichgültigkeit, Selbst-Überschätzung und Verantwortungslosigkeit gemeinsame Projekte scheitern, vermengt mit der Unfähigkeit, eigenes Verschulden, Versäumen und Versagen zu sehen, geschweige denn, sich dafür zu entschuldigen.

Narzissten, Ihre Nachkommen in Geist, Charme und Betrug, haben noch nie engagiert ein Projekt mit anderen gemacht, das Verantwortung, Disziplin und Verlässlichkeit fordert – Sie nebenbei auch noch nicht. Ihre Nachkommen der Blendung werden sich vielleicht in ein Projekt reinmogeln, weil es ihnen die Bühne eröffnet, große Reden zu schwingen, eloquent ihre grandiosen Ideen zu präsentieren und sich in den Mittelpunkt zu spielen. Beim konkreten Tun werden sie – ganz gegen ihre Natur – unsichtbar. Am Typ des charmanten, galanten und stets überzeugten und überzeugenden Schwätzers – Sie würden das nie auf sich beziehen – scheitern heute Projekte, Team-Arbeiten und gemeinsame Ideen – in Schule, Uni, Beruf und auch in Vereinen! Der Egomane ist der Fluch der Gesellschaft, der Totengräber des Gemeinsamen!

Jetzt heben Sie die Hände und rufen: „Nein, nein, dies sind nur ‚Krethi und Plethi-Hochstapler‘, unwürdig, mit mir verglichen zu werden. Ich bin ein Wirkungskünstler, Illusions-Magier, Zauberer der Beglückung, diese jedoch nur moderner Hochstapler-Verschnitt auf Ich-Billig-Niveau ohne meine geistvolle Leichtigkeit, Gewandtheit und Fähigkeit!“ Und ich stimme Ihnen zu. Ihre Hochstapelei atmet etwas Spielerisches, Sie tänzeln in blindem Vertrauen auf Ihr Glück von Episode zu Episode, von Erlebnis zu Erlebnis, von Begegnung zu Begegnung. Ihre Nachkommen jedoch trampeln nur als plumpe Kopien Ihrer eleganten Ichsucht über ihre Mitmenschen gleichgültig hinweg. Diese Felix-Epigonen schreiben keine „Bekenntnisse“, üben keine Rollen vor dem Spiegel, simulieren sich nicht zur Perfektion und trainieren sich auch nicht im Fälschen, sie glänzen im Netz, täuschen im Internet und manipulieren Konten. Sie haben nicht plötzlich an der Grenze etwas mehr im Koffer als vorher wie Sie, Felix. Diese haben gezielt und kalt als Finanz-Manipulatoren und -Täuscher deutlich mehr auf dem Konto. Der protzige, großkotzige Hochstapler von heute erzielt ähnliche Ergebnisse mit ähnlichen Methoden wie Sie, aber bei Ihnen ist Noblesse, Adel, Eleganz dabei, und das versöhnt mich dann doch wieder mit Ihnen. Ihre Hochstapelei atmet noch etwas Liebenswertes, worüber man schmunzeln kann, heutige ist im Vergleich dazu meist nur noch kalt, billig und plump. Nach dieser Hochstapler-Wertschätzung darf ich Sie doch wieder duzen, oder?

Klaus Schenck

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Materialien für Lehrer und Schüler

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
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„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
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Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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