Klosterbesuch in Messelhausen

Im März unternahm die evangelische Religionsklasse der 12. Jahrgangsstufe zusammen mit Religionslehrer Klaus Schenck eine Exkursion ins Kloster nach Messelhausen. In diesem Kloster leben Mönche des strengsten Ordens: Augustiner. Auch Martin Luther, der „Gründer“ der evangelischen Glaubensrichtung, war Augustinermönch.

In Messelhausen wurden wir durch Pater Jakob begrüßt. Er erklärte uns erst einmal, warum das Kloster einem Schloss gleichsieht.

Das heutige Kloster in Messelhausen wurde ursprünglich als Landschloss der Barone von Zobel erbaut. Nachdem die Baronin ausgezogen war, wurde das Hauptgebäude zum Haus der Stille, einem Exerzitien-Haus. In der ehemaligen Suite der Baronin ist heute der Leiter der Exerzitien untergebracht. Im Torhäuschen befindet sich eine Werkstatt und der Schweinestall wurde zur Waschküche. Eventuell war es das Verwalterhaus, in dem heute die fünf Mönche wohnen.

In der Eingangshalle hängt ein „Fantasiebild“ von Augustinus, der den Orden aber nicht gegründet hat. Die Augustiner sind kein klassischer Orden, wie beispielsweise die Benediktiner. Als ca. 1200 alles in die Städte zog, brauchte man dort auch eine seelsorgerische Betreuung. Die Klöster auf dem Land waren aber zu weit weg, um diese Aufgabe zu übernehmen. Deshalb beschloss man, in der Stadt Bettelmönche als Seelsorger einzusetzen. Sie lebten nicht wie die Mönche auf dem Land von selbst erzeugten landwirtschaftlichen Produkten, sondern von dem, was die Leute ihnen gaben.

Die Augustiner haben keinen Gründer, sondern sind ehemalige Eremiten gewesen, die der Papst angewiesen hat in die Städte zu gehen und dort als Bettelmönche zu leben. Deshalb hieß der Orden auch bis vor 20 Jahren noch Augustiner Eremiten. Sie lebten nach den Regeln von Augustinus.

Heute haben die Augustiner ihren Hauptsitz in Würzburg in einem ehemaligen Dominikanerkloster. Sie sind hauptsächlich in Süddeutschland vertreten. Das Kloster in Messelhausen liegt auf dem Land, weil ein Bildungs- und Exerzitienhaus die nötige Ruhe braucht.

Patres, so erklärte Pater Jakob, sind geweihte Theologen und können eine Pfarrei leiten. Brüder sind keine Theologen, sondern Mönche, die vorher eventuell einen ganz normalen Beruf ergriffen und sich dann für das Klosterleben entschieden haben.

Pater Christoph, der das Kloster leitet, wird 2013 in dieser Funktion aufhören. Die Zukunft des Klosters ist im Augenblick ungewiss. So könne man – laut Pater Jakob – nur bis 2013 planen.

Pater Jakob machte 1975 sein Abitur, danach folgte ein Theologiestudium. Er war als Pfarrer tätig und entschied sich, als er 49 war, dass er ins Kloster eintreten möchte. Sein Grund, ins Kloster zu gehen, war, dass ihm das menschliche Gegenüber fehlte, jemand, der Veränderungen an ihm feststellt und ihn auch mal kritisiert. Seine Gemeinde konnte er nicht mit seinen Problemen belasten und so begann er zu überlegen, in welchen Orden er eintreten möchte. Er kannte damals nicht viele Orden. Er war 12 Jahre lang Pfarrer in seiner Gemeinde und in der Nachbargemeinde waren Augustinermönche tätig, die er als sehr offen erlebt hatte. Sich anzupassen war nicht sehr schwierig, da sie tatsächlich sehr offen sind und aufgrund fehlender Gründergestalt keiner Prägung unterliegen. Nach einem halben Jahr Postulat und einem Jahr als Novize in Berlin erneuerte er alle 3 Jahre seine Zugehörigkeit zum Orden. Die ewige Profess, die dann folgte, bedeutet, dass der Orden für ihn verantwortlich ist, er aber auch wieder austreten kann. Er unterschrieb damals einen Ausbildungsvertrag zum Ordensmann, der einem Ausbildungsvertrag eines „normalen“ Lehrberufs ähnlich ist. Seinen Namen konnte er sich selbst aussuchen.

Als wir ihn fragten, ob man einen Grund zum Austreten braucht, antwortete er uns, dies verstehe sich von selbst, weil man ein Versprechen abgelegt habe im Konvent zu leben.

Nach dieser ersten Gesprächsrunde, bei der Pater Jakob uns dies alles erzählt hatte, schauten wir den Film „Von Menschen und Göttern“. Der Film handelt von französischen Trappistenmönchen in den 60er Jahren, die in einem Kloster in Algerien leben. Zu der Zeit machte sich Algerien von der Kolonialmacht Frankreich unabhängig. Die zweite Generation französisch Stämmiger lebte und verstand sich als Algerier. Wahrscheinlich wurden die Mönche getötet, weil sie sich um das Dorf mit seinen Menschen gekümmert hatten. Der Film hat ein offenes Ende, besonders in Blick auf die Täter. Bis heute ist es ungeklärt, ob Terroristen oder die Regierung die Mönche entführt und getötet haben.

Nach dem Film nahmen wir am Mittagsgebet in der Kapelle im gleichen Gebäude teil. Vereint mit uns im Gebet waren Pater Christoph und Teilnehmer einer Exerzitienübung. Das Vorurteil gegenüber einer guten Klosterküche ist keines, es ist Realität, wir genossen das Essen! Plenus venter non studet libenter, ein voller Bauch studiert nicht gern, also machten wir einen Spaziergang durch den Park.

Die Parkanlage hinter dem Schloss ist öffentlich und von Wildenten, Bienen bewohnt, die besonders die 350 Obstbäume schätzen. Das Labyrinth, versteckt an der Seite, ist eine Art Meditation und steht für den Lebensweg mit Tod und Auferstehung. Max versuchte den gesamt Weg des Labyrinths zu berechnen. Währenddessen fiel Pater Jakob ein, dass heute Welt-Pi-Tag sei. Pater Jakob erklärte uns, dass der Park viel zu groß und zu viel Aufwand für die Mönche alleine bedeute, und so kämen immer wieder Leute für eine Woche unter dem Motto „Ora et labora“ (Beten und Arbeiten), um den Park zu pflegen.

Wieder zurück im Hauptgebäude saßen wir in einem Stuhlkreis und sprachen über den Film. „Bleiben oder Gehen?“ war eine zentrale Frage des Films. Die Mönche wurden in dem Dorf gebraucht, was schon daran erkennbar ist, dass sie 150 Kranke am Tag behandelt haben. Es ging dem Leiter des Klosters aber nicht allein um die Menschen, sondern um sein Selbstbild. Er ist freiwillig gekommen und ein Weichen der Gewalt würde ihn sich selbst verachten lassen.

„Wo gibt es in unserem Leben Situationen, bei denen wir entscheiden müssen, ob man bleibt oder geht?“ diese Frage hat uns Pater Jakob gestellt und wir sprachen darüber. Heutzutage leben wir in einer „Wegschaugesellschaft“, was konkret bedeutet, dass selten bis gar nicht eingegriffen wird, wenn zum Beispiel jemand am Bahnhof zusammengeschlagen wird.

Hier ein paar Meinungen der Mitschüler:

“Der Klosterbesuch war sehr aufschlussreich. Pater Jakob beseitigte sehr viele Vorurteile, die ich von dem Kloster und den Mönchen hatte. Auch Mönche benutzen heutzutage ein MacBook Air, sind voller Lebensfreude und haben einen überraschend guten Sinn für Humor. Trotz Hierarchie im Kloster gibt kein Mönch dem anderen das Gefühl, unter ihm zu sein. Ein solches Miteinander kann man sich als Internatsschüler nur wünschen.“ Adam William Domanski

„Interessant an unserem Klosterbesuch fand ich insbesondere den gemeinsamen Gottesdienst und Pater Jakobs Erzählungen über das Leben im Kloster. Besonders beeindruckt hat mich der Hauptgrund des Paters für seine Entscheidung zum Klosterleben, nämlich seine Sehnsucht nach etwas wie Familie, was er meint, durch seine „Brüder“ im Kloster zu finden.“ Tim Seubert

„Der Besuch im Kloster war wirklich toll! Pater Jakob, der den ganzen Tag mit uns verbracht hat, war sehr freundlich, erzählte uns sehr viel über die Geschichte des Klosters und allgemein über Mönche. Außerdem beantwortete er jede Frage und konnte mit seinem Wissen überzeugen. Der Film war zu lang und teilweise unverständlich! Das anschließende Mittagessen war hingegen sehr gut! Den Spaziergang, den wir zum Schluss im Garten des Klosters gemacht haben, war sehr aufschlussreich. Ich hätte nie gedacht, dass die Mönche so viel selber herstellen, wie z.B. Honig, Schnaps, Apfelsaft, sogar Hühner schlachten die Mönche selbst. Auch das Gemeinschaftsleben der Mönche habe ich mir ganz anders vorgestellt, viel strenger, ohne Fernseher und Internetanschluss, dabei ist es gar nicht so! Der Tag hat sich auf jeden Fall gelohnt und ich würde jedem weiter empfehlen ein Kloster zu besuchen.“ Viktoria Ermisch

Artikel: Franziska Oehm
franziska.oehm@winzerhof-oehm.de

 

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