Abi- und dann!?

 

Immer mehr der derzeitigen Abiturienten sind sich über ihren weiteren Lebensweg, ihre Zukunft unschlüssig. Man macht sich keine Gedanken über das, was nach dem Abitur kommt, da dies das einzige zu erreichende Ziel zu sein scheint. Man denkt, die noch bevorstehende Schulzeit und der eigene Abschluss sind noch meilenweit entfernt und bieten noch genug Raum. Doch dem ist nicht so. Die Zeit, von der man denkt, man hätte noch so viel, vergeht schneller als man denkt und ehe man sich versieht, steuert man auch schon direkt auf die Abitursprüfung zu, ohne auch nur einen Gedanken an die Zeit danach vergeudet zu haben. Doch was für Möglichkeiten bieten sich einem Abiturienten heutzutage noch nach dem Abitur neben einem Studienplatz oder einem höher qualifizierten Ausbildungsplatz!?
Ein Großteil der Abiturienten hat sich schon meist lange vor dem eigentlichen Abitur durch Anmeldungen bei den Universitäten in der Region, deren Anmeldefristen auch oft sehr knapp gelegt sind, abgesichert und geht entspannt durchs Abi, da sie sich sicher sind, dass das Abitur nur ein weiterer, nicht weltbewegender, Meilenstein in ihrer Schulkarriere ist. Von nun an werden sie Hausarbeiten und Präsentationen erstellen müssen, die dasselbe, meist höheres Niveau haben. Der andere Teil besteht meist aus solchen, die das Abitur dazu nutzen, bessere und höherqualifizierte Ausbildungsplätze zu ergattern, mit denen weitere Aufstiegschancen in der jeweiligen Branche verknüpft sind. Für sie beginnt die Zeit des Bewerbungsschreibens meist schon in 12.2, spätestens in 13.1. Sie verschicken mehr als 30 Bewerbungen an ausgewählte Firmen und hoffen auf eine ansprechende Antwort. Doch das sind nicht die einzigen Wege, die das Abi bzw. ein Abschluss bietet. Nachdem Abitur bietet sich für viele, auch für die, die vielleicht noch keine Zusagen auf ihrem Konto verbuchen konnten, noch einmal die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, bevor es ins richtige Berufsleben bzw. Studienleben geht. Dazu nutzen ein Großteil der Abiturienten das sogenannte „Orientierungsjahr“, welches auch von denen genutzt wird, die zwar studieren wollen, aber noch auf ihren Studienplatz warten müssen, was in den heutigen Unis keine Seltenheit mehr ist. Besonders beliebt ist hier das FSJ, das freiwillige soziale Jahr und das FÖJ, das freiwillige ökumenische Jahr, bei welchen Jugendliche die Chance haben, sich in sozialen, pflegerischen sowie gemeinnützigen Berufen zu erproben. Dabei befinden sie sich stets in der Obhut von Fachkräften, die sie in die Berufe einführen. Dies kann auch bei der späteren Berufswahl enorm von Vorteil sein, wie auch das Absolvieren eines einjährigen Praktikums in einem Betrieb, wodurch man nicht nur ein Gehalt in der Zeit vor dem Studium/ vor der Ausbildung sicherstellt, sondern auch diese Zeit sinnvoll überbrücken kann und schon mal einen Einblick in das Berufsleben erhält.

Doch das Orientierungsjahr muss nicht immer nur Arbeitserfahrung beinhalten. Man kann es auch für längere (Sprach-)Reisen im Ausland nutzen, für die man später keine Zeit mehr haben wird. Viele nutzen die Zeit, Orte zu sehen, die sie schon immer mal besuchen wollten und lernen auf solchen Trips selbstständiger und erfahrener im Leben zu werden, denn wer lernt nicht aus einer solchen Reise, Monate lang weg von zu Hause, weit entfernt von den Eltern und einem Großteil der Freunde, dass man nur selbstständig wird, wenn man auf sich gestellt ist. Natürlich wird auch ein Auslandsjahr neben den kulturellen Interessen für berufliche Erfahrungen benutzt, wie das Arbeiten im Ausland als Au pair oder im Stil von Travel&Work. Mit dem Besuch im Ausland setzt man natürlich gute Sprachkenntnisse voraus, die sich während des dortigen Aufenthaltes stetig verbessern. Jedoch ist diese Variante des Orientierungsjahres weitaus anspruchsvoller als die anderen Möglichkeiten, die sich bieten. Man ist in einem fremden Land auf sich gestellt, kann die Sprache nicht perfekt und ist mit den Sitten und Gebräuchen nur teilweise vertraut. Aber jede Erfahrung im Leben ist mit Arbeit verknüpft. Abschließend lässt sich also nur noch sagen, dass das Abitur einem zwar viele Möglichkeiten bietet, man aber selber entscheiden muss, welche für einen selbst die Vorteilhafteste ist. Nur man selbst kann entscheiden, wie das eigene Leben verlaufen soll und diese Entscheidung trifft man meist schon früh im Leben mit dem Schulabschluss. So hat alles, was man tut, Auswirkungen auf die eigene Zukunft. Eine Entscheidung, die einmal getroffen wurde, ist nicht wieder rückgängig zu machen. Nun soll dies nicht unnötig Druck auf die Absolventen ausüben, sondern nur als Denkanstoß dienen, denn letztlich bleibt es jedem selbst überlassen, wie er seinen Weg geht. Doch jeder kommt irgendwann an den Punkt, wo er sagt: „Abi- und dann?“

Artikel: Elena Baumann

 

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