Zwischen Hogwarts und Whisky

Kilts, Whisky, Nessie, Burgen, schlechtes Wetter und unverständliches Englisch. Das ist das Schottland, wie wir es kennen oder meinen es zu kennen. Klischees? Womöglich.

Als mein Flieger auf die Landebahn in Edinburgh rollte, habe ich mir alle Vorurteile aus meinen Kopf geschüttelt und beschlossen ganz unvoreingenommen an die Sache ranzugehen. Die „Sache“, die mein Studium in Aberdeen, Schottland, ist.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie eine Wahrsagerin auf einem Jahrmarkt einmal aus meiner Hand gelesen hat, dass ich früh von Zuhause weggehen werde -Hokuspokus, an den ich nicht glaube, der sich aber doch bewahrheitet hat. Ich nutze jede Gelegenheit dem Bekannten zu entfliehen und das Unbekannte zu erforschen und vor allem zu erleben. So war es auch für keinen eine Überraschung, als ich mich dazu entschloss im Ausland zu studieren. Für mich hatte das aber vor allem den praktischen Grund auf Englisch zu studieren, umso die Weichen für eine internationale Tätigkeit zu stellen. Hier bin nun in Schottland, wo ich an der University of Aberdeen „Law with European Legal Studies“ (Jura mit Europarecht) und Spanisch studiere.

Mein Studium ist also das der Rechtswissenschaften und zwar der schottischen. Schottland hat sein eigenes Rechtssystem mit eigener Rechtssprechung, das aus dem englischen „Common-Law“- System zum einen und der römischen Tradition in Kontinentaleuropa zum anderen zusammengesetzt ist. Das bedeutet für mich, dass ich einen Einblick in beide Traditionen bekomme, aber auch, dass ich lediglich in Schottland praktizieren kann. Ich müsste einen einjährigen Schein ablegen, um auch in England tätig sein zu können. Das spielt aber kaum eine Rolle für mich, da meine Ambitionen sich auf eine internationale Ebene richten.

Womit wir zum zweiten Aspekt meines Studiums kommen, dem Europarecht. Der internationale Aspekt des Studiums war für mich ausschlaggebend bei der Wahl des Studienganges. Ich werde mich die nächsten vier Jahre intensiv mit Europarecht (das beinhaltet die römische Tradition in Kontinentaleuropa, aber auch das Recht der Europäischen Union) beschäftigen, ein Jahr davon im „Ausland“.

Als Kontinentaleuropäerin brauchte ich ein Weilchen, um mich an das „Common-Law“-System zu gewöhnen. Es war unglaublich seltsam, als ich mir in Strafrecht die Definitionen der Straftaten aus verschiedenen Fällen zusammenbauen musste. Da heißt es dann nicht „Gemäß §211 StGB, Mord…“, sondern „Gemäß dem Fall HMA v Purcell…, was in dem Fall Drury v HMA folgendermaßen differenziert wird…“. Die Zahl der Fälle, die eine Straftat definieren, scheint für gewisse Straftaten endlos. Da gibt es dann ein paar Fälle, die beschreiben, auf welche Art ein Diebstahl begangen werden kann, weitere die beschreiben, welche Dinge unter die Art Eigentum fallen, die gestohlen werden können, andere Fälle legen dann fest, dass man nur stehlen kann, wenn der Eigentümer kein Einverständnis gegeben hat, wiederum andere Fälle bestimmen die Absicht, die man benötigt, um etwas zu stehlen…

Zu dem Wirrwarr an Fällen kommt das Wirrwarr der Aufzeichnung der Fälle. Die sind nicht, wie man als Kontinentaleuropäer annehmen würde, nach Themengeordnet, sondern chronologisch in Bücherbänden nach Jahren eingeteilt. Das Sahnehäubchen des Wirrwarrs ist, dass verschiedene Verlage solche Bücherbände herausgeben und verschiedene Fälle von den verschiedenen Gerichten beinhalten, die sich teilweise überschneiden, teilweise aber nur in einem der Bände vorhanden sind. Auf dem Sahnehäubchen des Wirrwarrs thront dann noch die glänzende Kirsche:Viele der aufgezeichneten Fälle sind rechtlich nicht mehr relevant, weil sie von neuen Fällen oder Gesetzen aufgehoben worden sind oder weil es englische Fälle sind, die nur dann relevant sind, wenn das betroffene Recht in England und Schottland dasselbe ist.

Alte schottische Fälle

Da fragt man sich, warum schlagen sich die Schotten oder Engländer mit so einem komplexen System rum, wenn sie alles, wie wir deutschen Ordnungsfanatiker, fein säuberlich in Gesetzesbücher und Paragraphen ordnen können? Die Antwort ist zweiseitig: Erstens sind viele Gesetze heute schon in Gesetzesbücher niedergeschrieben. Zweitens bietet diese System eine unglaubliche Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Genug von dem Studium und zurück zu den Schotten. Wie sind sie dennnun, die Schotten und ihr Whisky, ihre Kilts und die Burgen?Kann man sie verstehen? Regnet es wirklich nur? Und vor allem: Gibt es Nessie wirklich?

Um die Spannung nicht vorweg zu nehmen, stelle ich die Nessie-Frage hinten an. Alle Vorurteile und Klischees von den Schultern gerüttelt, bin ich also offen und gespannt auf die Schotten und die „Silver City“ zugegangen. Die „Silver City“? So wird Aberdeen genannt, weil ein Großteil des Stadtbildes aus silbergrauen Granit erbaut worden ist, der in der Sonne silber glänzt – das hat man mir zumindest erzählt, als ich hier vor fünf Monaten ankam… Ein noch ungelöstes Rätsel, vor allem deshalb, weil es als Jurastudentin mit vollem Stundenplan im Winter ein Kunststück ist, es in die Stadt zu schaffen, bevor die Sonne um 15 Uhr untergeht. Ich werde euch auf dem Laufenden halten.

Das Wetter dagegen kann überraschend gut sein. Dazu muss ich aber erklären, was „gutes Wetter“ in einem schottischen Kontext bedeutet. Gut bedeutet, die Sonne scheint. Gut bedeutet, es regnet nicht. Gut bedeutet, vereinzelte kleine Wölkchen verteilen sich über einem hellblauen Himmel, so dass sie die Sonne nicht, oder nur kurz, verdecken. Gut bedeutet nicht, dass es warm ist. Gut bedeutet nicht, dass der Wind einem nicht um die Ohren bläst. Und vor allen Dingen bedeutet gut nicht, dass es von Dauer ist.

Das ist die wichtigste Lektion, die es über das schottische Wetter zu lernen gibt: Es verändert sich – stündlich, minütlich, manchmal sekündlich. Um das zu illustrieren, möchte ich euch von einen meiner Unitage erzählen: Als ich an dem besagten Tag morgens nach dem Aufstehen die Vorhänge aufschlug, schien die Sonne und der Himmel war strahlend blau; als ich kurz darauf in der Küche frühstückte, schneite es ganz sanft; als ich zur Uni lief, nieselte es; als ich nach drei Vorlesungen aus dem Vorlesungssaal kam, schien wieder die Sonne; als ich wenig später aus der Campusbank kam und mich auf den Nachhauseweg machte, nieselte es zuerst leicht, dann heftig, dann verwandelten sich die Regentropfen in Hagelkörner und in nicht einmal 60 Sekunden war alles in Weiß getaucht, dann wurde aus dem Hagel Schnee, kleine unscheinbare Flocken, die schnell zu Boden fielen; kurz bevor ich zuhause ankam, hatten sich die Schneeflocken in diese großen Flatscher verwandelt, die lange in der Luft tanzend herumwirbeln, bevor sie zu Boden fallen. Eine halbe Stunde später, beim Mittagessen, schien die Sonne wieder so, als ob sich nichts getan hätte, seitdem ich am Morgen den Vorhang geöffnet hatte.

Die zweite wichtige Lektion, die es bezüglich des Wetters zu lernen gibt, ist, dass das Prinzip Regenschirm in Schottland nicht funktioniert. Wenn es regnet, dann stürmt es gewöhnlich in Schottland. Dann braust der Wind mit derartigen Geschwindigkeiten umher, dass man sich entweder von ihm tragen lassen kann, ohne seine Muskeln für die Fortbewegung in Anspruch nehmen zu müssen, oder dass man, wenn man weniger glücklich ist und das Ziel entgegen der Windrichtung liegt, sich nur mit größter Mühe und Anstrengung zentimeterweise voran bewegen kann. Es ist deshalb wohl nicht schwer zu verstehen, warum ein Regenschirm in Schottland mehr Ärger bereitet als Komfort. Wer sich also hier angemessen gegen das Wetter rüsten möchte, der packt eine gute Regenjacke mit Windschutz und Kapuze in seinen Koffer und lässt den Regenschirm zuhause. Das Regenschirmproblem sollte wohl weniger wichtig sein, würde man meinen, wenn man die Unibroschüre für neue Studenten liest, die Aberdeen als sonnigsten Ort Schottlands beschreibt. Diese Beschreibung weckt jedoch zu viel der guten Hoffnung, mal dahin gestellt, ob sie tatsächlich zutrifft. Umgekehrt wird es Aberdeen aber auch nicht gerecht, zu behaupten, dass es nur regnet.

Stellt euch vor in einem Schwarzweißfilm gefangen zu sein, alles grau in grau. Und wie die Sonne hinter den Wolken hervorkommt, verschwindet das Grau und die Welt wird bunt. Wie in dem Film „Pleasantville“ überkommt einem dann frische Energie und neuer Tatendrang. Solche sonnigen Momente sind meist kurz, aber nicht rar. So kann man sich das Wetter in Schottland vorstellen, ein Schwarzweißfilm, der ab und zu farbig wird und die Akteure immer wieder mit neuen Energieschüben versorgt.

Der Grauton, der Schottland meist umgibt, nimmt jedoch der Schönheit der schottischen Landschaft nichts. Satte grüne Wiesen auf denen Schafen weiden, eine Küstenlandschaft, gezeichnet von mit Moos bedeckten Klippen und zahlreiche alte Burgen. Eine Landschaft, die Ruhe und Tradition ausstrahlt.

So auch meine Uni. Die „University of Aberdeen“ ist die fünft älteste in Großbritannien und wurde vor über 500 Jahren, 1495, von William Eplhinstone, dem damaligen Erzbischof in Aberdeen, gegründet. Das „King’s College“, wie die Universität damals hieß, unterrichtete Ärzte, Lehrer, Juristen und den Klerus. Betritt man heute den alten Campus des „King’s College“, wird man in eine andere Welt versetzt: Alte, von Efeu überwucherte Gebäude,von Statuen bewachte Flügeltüren aus Holz, die sich automatisch öffnen, wenn man vor sie tritt, historische Wappen, die die alten steinernen Wände der Universität zieren und alte Vorlesungssäale mit hohen Decken und Holzwänden, an denen entlang die Portraits wichtiger Persönlichkeiten hängen. Es ist eine magische Welt Jahrhunderte alter Geschichte und Tradition, die einen mit Ehrfurcht erfüllt. Es ist, als ob man durch Hogwarts wandern würde, als ob Harry, Ron und Hermine drei von den vielen Studenten sind, die auf dem Weg zu ihrer nächsten Vorlesung sind. Man wartet geradezu darauf, dass jeder seinen schwarzen Umhang aus der Tasche holt und ihn sich über die Schultern wirft. Bei dieser Atmosphäre ist es nicht verwunderlich, dass die Kapelle, das Herzstück des alten Campuses, den ganzen Sommer über für Hochzeiten ausgebucht ist. Die Kilts und Dudelsäcke der Hochzeitsgesellschaften verleihen dann dem Ambiente noch mehr Charme. Es heißt, man soll sich parallel zur Einschreibung an der Universitätgleich für die Hochzeit in der King’s Kapelle eintragen, wenn man einen Termin für nach dem Studium ergattern möchte.

Die Uni hat aber auch eine neue, moderne Seite. „The Hub“ ist der nagelneue Aufenthaltsort, wo die Studenten die Zeit bis zur nächsten Vorlesung killen. Hier wird abgehangen und gechillt. Im Hub gibt es ein helles, weitläufiges Café mit kunterbunten Sitzmöglichkeiten, Plasmabildschirmen an den Wänden und jede Menge Computern, die man kostenlos nutzen kann und ein kleinen „ShopHub“, in dem man Schreibwaren, Snacks und Uni-Hoodies kaufen kann. Außerdem gibt es im Hub den „HubGrub“, die Cafeteria, und aber auch einen „Subway“, wo man sich was zum Mampfen holen kann. Verglichen mit deutschen Cafeterien ist der Hub jedoch ziemlich teuer.

Wer es billiger mag, kann ins Gebäude der Studentenvereinigung gehen. Im „Butchart“, einer ehemaligen Sporthalle, sind nicht nur die Büros der verschiedenen Studentenvereine, sondern auch ein großes Café mit günstigen Preisen und Billiardtischen.

Das neueste Modernisierungsprojekt der Uni ist eine neue Bibliothek für 57 Millionen Pfund, ein großer Glaskasten, der über den kompletten Campus wachen wird. Um als Jurastudentin auch ein Stück von dieser Sahnetorte abzubekommen, werde ich ab nächstem Jahr mit meinen Büchern aus der Juristischen Bibliothek in die neue Unibib wandern und inmitten hochmoderner Architektur alte Rechtsbücher wälzen.

Der alte Campus

Das wirklich Besondere der Universität ist für mich aber weder die Tradition noch die Moderne, sondern die Gemeinschaft und das facettenreiche Angebote an dieser Gemeinschaft teilzunehmen. Hier wird nicht nur studiert. Ein maßgeblicher Teil des Studentenlebens besteht aus den Sportclubs und den „studentsocieties“, den Studentenvereinen. Wenn man über den Campus schlendert, sieht man die Mädels des Netzballteams, wie sie sich auf dem Sportplatz neben dem King´s College aufwärmen; nebendran auf den Tennisplätzen spielen ein paar Jungs ein Doppel; auf dem Rasen vor der „Elphinstone Hall“ hat die „Becycle Society“ ein kleines Zelt aufgebaut, wo sie Fahrräder reparieren und aber auch Kunststücke mit ihren Rädern vorführen; im Eingangsbereich des Hubs verkauft die „Childreach Society“ Kuchen, um Geld zu sammeln; über den ganzen Campus verteilt hängen Poster der „UNICEF on Campus Society“, die für ihren Ceilidh (eine Art schottischer Tanzabend) wirbt und im Butchart halten einige Komitees verschiedener Vereine ihre Sitzungen ab. All das ist ein essentieller Teil des Unilebens. Hier finden der kulturelle und intellektuelle Austausch und ein großer Teil des sozialen Lebens statt. Hier teilt und verfolgt man Interessen und Überzeugungen. Hier hat man zusammen Spaß und bessert seinen Lebenslauf auf. Das Angebot ist überwältigend: Es gibt Vereine, die sich mit gesellschaftlichen Themen beschäftigen, wie die „Ab Fab Society“ mit Homosexualität oder die“UNICEF on Campus Society“ mit den Rechten der Kinder weltweit. Es gibt Vereine, die sich mit politischen Parteien oder Religionen assoziieren und Vereine der verschiedenen Fakultäten, wie die „International Relations and Politics Society“ oder die „Law Society“. Es gibt kulturelle Vereine zu Kunst, Musik, Film, Literatur, wie die „Centre Stage Society“, die „Comedy Society“ oder die „Electro Propaganda Society“. Dann gibt es Vereine zu den verschiedensten Nationalitäten und die sehr beliebte „International Society“. Und dann gibt es noch die Vereine, in denen es hauptsächlich darum geht Spaß zu haben, wie die „Malt Whisky Society“, die „Paintball Society“ oder die „Gaming Society“. Das Angebot der Sportclubs ist genauso breit gefächert und reicht von Aikido, einer japanischen Kampfkunst, über Golf, Surfen, Trampolin und Rugby bis hin zu Gewichtheben. Man trainiert, organisiert und debattiert zusammen. Regelmäßig finden Veranstaltungen wie Filmnächte, Pubquiz, Theaterstücke, Debatten oder Bälle statt.

Ich bin als „event convener“ im Komiteeder „UNICEF on Campus Society“. Einmal wöchentlich haben wir ein „society meeting“ für alle Mitglieder, in dem wir über UNICEF Kampagnen sprechen und Ideen für unsere Veranstaltungen sammeln. In den „committee meetings“ bespricht das Komitee dann, wie wir am besten Geld für UNICEF sammeln und deren Kampagnen unterstützen. Wir planen und organisieren Veranstaltungen, aber auch die „society meetings“.

Im letzten Semester haben wir unter anderem einen Ceilidh – einen schottischen Tanzabend – und eine UNICEF Woche mit verschiedenen Aktionen, wie einer Debatte über Kinderarbeit, veranstaltet. Wie die meisten Studenten bin ich aber nicht nur in einem Verein. Neben UNICEF bin ich auch in auch in der „United Nation Youth and Student Association“(UNYSA), in der „Law Clinic“ und in der „Yoga Society“. Die „Society Hoodies“ gehören, wie Büchertaschen, in das Bild der Universität. Das Campusleben außerhalb des Studiums stärkt das Zugehörigkeitsgefühl zu und den Zusammenhalt in der Universität unglaublich. Es formt eine viel weiter greifende Persönlichkeit der Universität, mit der man sich gern verbunden sieht und auf die man auch ein kleines Stückchen stolz ist, als die einer reinen Lernstätte.

Bleibt noch die Fragen offen, wie die Schotten denn eigentlich so sind. Die Schotten sind ein sehr liebenswürdiges, wenn auch manchmal raues Völkchen. Ihre Kilts gehören zu ihrer Kultur wie zu den Bayern das Dirndl und die Lederhosen. Vielleicht sogar ein Stückchen mehr. Während die Tracht in Deutschland dank des Oktoberfests zum Trend geworden ist, ist der Kilt für die Männer hier die Festtagskleidung, auch für die jungen. Schulabschlüsse, Bälle, Tänze oder Hochzeiten, in Schottland trägt das männliche Geschlecht von Jung bis Alt keinen Anzug, sondern den Kilt, und zwar mit Stolz. Der Antwort auf die Frage, ob sie was drunter tragen, sind mir die Kilt tragenden Jungs bisher geschickt und diskret ausgewichen. Da sind sie ihren weiblichen Altersgenossen um einiges voraus. Die zeigen nämlich ganz unverblümt nackte Haut, viel nackte Haut. Das Klima ist kälter, die Röcke sind kürzer – eine komischeKontroverse für mich. Eingehend mit ihrer Trinkkultur führt das zu keinem ästhetischem Ergebnis. Da liegen die Mädels betrunken auf der Straße, die kurzen Röcke nach oben verrutscht, so dass sie allen Beobachtern ihre Unterwäsche präsentieren – wenn sie denn welche tragen.

So schnell ich mir alle Klischees über die Schotten aus dem Kopf verjagt hatte, so schnell hat sich das über ihre Trinkkultur bestätigt. In der Einführungswoche, der „Freshers‘ Week“, trampelt man überall über brechende Mädels, die nur noch halb angezogen sind, Jungs, die nicht mehr alleine laufen oder reden können und Kleidungsstücke, die verloren gegangen sind. Erstaunlicherweise nimmt diese Art des Trinkens, des „bingedrinking“, auch später im Jahr kaum ab. EinStudentenwohnheim bildet dabei eine Hochburg des Alkoholkonsums. In regelmäßigen Abständen werde ich von den Partys der Nachbarn oder von Feueralarmen wegen im Ofen vergessener Pizzasmeines Schlafes beraubt.Das Alter der Studenten, insbesondere der „Freshers“, spielt, meiner Meinung nach, dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Die Schotten kommen schon mit 17 und 18 an die Universität, einem Alter, in dem man gerade der Kontrolle der elterlichen Fürsorge entschlüpft. An der Uni bekommt man dann zum ersten Mal die Süße der kompletten Unabhängigkeit und Freiheitzu schmecken und kostet sie dementsprechend aus, ohne wirklich darauf gefasst zu sein, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe mir sagen lassen, dass sich das Trinkverhalten auch später nicht maßgeblich ändert, was ich aber nicht oder noch nicht bestätigen kann. Ich halte euch auch diesbezüglich auf dem Laufenden.

Lösen wir nun die Spannung und kommen wir zur eigentlich wichtigsten Frage dieses Artikels: Gibt es Nessie wirklich? Die Antwort ist simpel und vielleicht doch überraschend: Ich weiß es nicht, denn ich war noch nicht in Loch Ness. Aber wenn ihr darauf brennt es zu erfahren, fliegt doch einfach nach Schottland und vergesst nicht, eine Regenjacke einzupacken!

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Artikel: Julia Spiesberger Fotos: Julia Spiesberger

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