Studium im Ausland: Süd Korea – Ein Erlebnis

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Im Rahmen meines Studiums habe ich zwei Semester (2008-2009) International Finanzmanagement an der Ajou University in Suwon studiert. Die ca. eine Million Einwohner zählende Stadt Suwon liegt ungefähr 20 Km südlich der Hauptstadt Seoul. Suwon liegt in der Provinz Gyeonggi-do, in welcher ungefähr die Hälfte der 40 Millionen Koreaner lebt. Dieser kurze Text soll einen groben Einblick in das Leben in Korea geben. Im Gegensatz zu der Mehrzahl meiner Kommilitonen habe ich mich gegen ein Auslandsjahr in den USA oder England entschieden. Vorrangig wurde meine Entscheidung nach Korea zu gehen durch die Motivation und das Interesse getrieben eine fremdartige Kultur kennen zu lernen. Zusätzlich konnte ich so den in den Medien beachtete Wirtschaftsaufschwung in Asien aus der Nähe betrachten.

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Nach meiner Ankunft war ich erst einmal schockiert, da das Wohnheim so gar nicht deutschen Standards entsprach. So erhielt man zu zweit ein weniger als 10m² großes Zimmer und Waschsaal und Küche auf jedem Stockwerk waren auch nicht absolut sauber. Die Mitbewohner kamen aus allen Teilen der Welt, was sehr unterschiedliche Sauberkeits- und Kochvorstellungen bedeutete. Durch diese räumliche Nähe kam man sehr rasch in Kontakt. Eine kurze Anmerkung an dieser Stelle, Korea ist eines der am stärksten durch die Normen von Konfuzius geprägten Länder. So herrscht u. A. strikte Geschlechtertrennung im Wohnheim, das Betreten des Wohnstocks des anderen Geschlechts wurde mit Zwang zu sofortigem Auszug geahndet. Diese Geschlechtertrennung setzt sich in Schwimmbädern bzw. Wellnessanlagen etc. fort. Da die Ajou University seit Jahren Austauschprogramme mit anderen Hochschulen hat, werden regelmäßig Ausflüge und Abende angeboten, um mit den Einheimischen in Kontakt zu treten und so Erfahrungen auszutauschen. Die Einheimischen sind sehr angetan sich mit Ausländern auszutauschen, vor allem an Deutschland besteht ein hohes Interesse und als Person mit deutscher Staatsangehörigkeit wird man immer freundlich empfangen. Unter anderem wurden ein Ausflug an die Demarkationslinie zwischen Südkorea und dem „kranken“ Bruder aus dem Norden angeboten. Dies ist ein sehr tiefgehendes Erlebnis, was einem klar macht, wie ähnlich Deutschland doch Korea ist, denn beide Länder sind durch einen Krieg geteilt worden, wobei die Kosten einer Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel um ein Vielfaches höher wären als in unserem Fall. Die Wirtschaftskrise hatte seinerzeit auch Korea getroffen, in Folge dessen sank der Wechselkurs gegenüber dem Euro während meines Aufenthaltes sehr stark. In den für den Euro besten Zeiten konnten alle Preise durch zwei geteilt werden. Dieses machte das Leben in Korea sehr bezahlbar bzw. günstig. Die öffentlichen Nahverkehrsmittel sind in Korea sehr gut ausgebaut und günstig, sodass man innerhalb kurzer Zeit in die Hauptstadt Seoul gelangt, z.B. für einen Einkaufbummel auf einem der vielen Märkte oder in einem Shoppingcenter. So befindet sich in einem Stadtteil von Seoul die größte unterirdische Shopping-Mall in Asien, da kann man sich sehr leicht mal verlaufen. Bei Touren durch Seoul, auch bei späterer Stunde, muss man sich aber keine Sorgen über gewaltsame Übergriffen machen, denn Korea ist eines der sichersten Länder auf diesem Planeten. Die Koreaner sind ein sehr freundliches Volk, Gewalt kommt in der Gesellschaft oder im Denken der Einheimischen nur sehr selten vor. Mit der Offenheit gegenüber Ausländern tun sich viele Koreaner schwer, da diese Angst haben Fehler in der englischen Sprache zu machen.

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Das Essen in Korea ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, in erster Linie das sehr fettige Fleisch und die sehr geschärfte Würze, zudem der Umstand, dass viele Restaurants nur eine Speisekarte auf Koreanisch haben. Eine Essensbestellung wird dann zum Lotteriespiel. Das über die Landesgrenzen bekannte koreanische Nationalgericht ist Kimchi, in Chili eingelegter Chinakohl. In typisch koreanischen Restaurants wird dieser kostenfrei zu allen Gerichten dazugereicht, wie übrigens auch Wasser. Die koreanische Küche ist sehr vielfältig, das wohl am häufigsten verzehrte Gericht wird in gesellschaftlicher Atmosphäre um einen Tischgrill, i.d.R. auf dem Fußboden sitzend, eingenommen. Neben dem fettigen Bauchfleisch werden u.a. Zwiebel- und Knoblauchscheiben gegrillt und anschließend zusammen mit Reis, Bambussprossen und verschiedenen Saucen in ein großes Salatblatt gewickelt und mit einem Bissen verspeist. Wie man die einzelnen Komponenten mischt, bleibt einem selbst überlassen, der Kombinationsfantasie sind dort keine Grenzen gesetzt. Getrunken dazu wird Soju (Süßkartoffelschnaps). Durch die geographische Lage empfiehlt es sich die freie Zeit wahrzunehmen, um auch in andere Länder zu reisen. So ist eine Rundreise durch China ein unbedingtes Muss. Aber auch über Reisebüros in Beijing sind geführte Reisen nach Nordkorea möglich. Neben allem Aufregenden und Spass musste auch dem Ernst des Lebens in Form der Vorlesungen nachgegangen werden. Die Vorlesungen fanden komplett auf Englisch statt. Neben regelmäßigen Tests und Prüfungen in der Semestermitte und am Semesterende waren jeden Tag auch Hausaufgaben zu erledigen. Der Arbeitsaufwand war aber so angesetzt, dass man trotzdem noch viel Zeit für Freizeit hatte. Pflicht für jeden Austauschstudenten war ein Grundkurs der koreanischen Sprache, in welchem die Grundkenntnisse der Sprache vermittelt wurden.

Ich kann nur jedem empfehlen, Chancen ins Ausland zu gehen oder eine fremde Kultur kennen zu lernen, unbedingt wahrzunehmen. Neben vielen Erinnerungen nimmt man neue Sichtweisen der Dinge mit und lernt dazu.

Artikel: Klaus Kobold

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