Als Backpacker nach Irland

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Ich hatte schon immer den Traum, einmal eine Rucksacktour auf die grüne Insel zu machen. Ende Juli setzte ich den Plan dann endlich mit meiner Mutter in die Tat um. Doch zuvor ging’s erst einmal an die Planung. Was von Anfang an feststand: Wir wollen keine Rucksackwanderung machen! In Irland kommt man aber gut mit dem Bus von A nach B, also war das kein Problem. Da wir in der Hauptsaison reisen wollten, mussten wir die Hostels schon vorher buchen. Also suchten wir uns die interessantesten Städte aus und stellten unsere Route zusammen. Dann buchten wir eigentlich nur noch den Flug und warteten ab, dass es losging. Doch beim Packen zeigten sich dann die ersten Probleme für mich. Es war einfach zu wenig Platz im Rucksack. Also jeden Tag ein neues T-Shirt? Das konnte ich vergessen. Am Ende ging der Rucksack wie durch ein Wunder zu und ich konnte das 12-Kilo-Teil das erste Mal aufsetzen. Ich war überrascht, auf dem Rücken kam er mir gar nicht so schwer vor, die ersten Minuten zumindest.

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Da wir einen Nachtflug hatten, standen wir dann um 24 Uhr Ortszeit am Dubliner Flughafen. Also legten wir uns erst einmal in die nächste Ecke und ruhten uns noch etwas aus. Ich war wirklich müde, aber auch sehr glücklich und gespannt, jetzt würde ich endlich die Reise machen, von der ich so lange geträumt hatte. Am Morgen fuhren wir dann mit dem Flughafenbus in die Stadt und fanden auch recht schnell unser erstes Hostel. Wir hatten ein 10-Bett-Zimmer! Die Nächte waren etwas unruhig, doch sonst war es nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte, mit neun Frauen das Zimmer zu teilen. Für drei Tage blieben wir in Dublin. Und mehr Zeit braucht man auch nicht, um sich alles anzuschauen. Die Stadt ist zwar sehr schön, aber auch recht klein, also im Vergleich mit anderen Hauptstädten und es gibt auch nicht so viele Sehenswürdigkeiten. Als erstes machten wir eine Stadtrundfahrt mit einem Doppeldeckerbus. So hatten wir schon einmal einen Überblick und haben alles zumindest von außen gesehen. Was wir uns noch genauer anschauen wollten, war das Trinity College, die älteste Universität in Irland. Wir hatten Glück und konnten sogar eine Führung auf Deutsch mit machen. Das College ist vor allem berühmt für seine Bibliothek, 4,5 Millionen Bände umfasst die Sammlung. Hier befindet sich auch das Book of Kells, das ist ein Buch mit allen vier Evangelien und es sehr kunstvoll verziert. Das nächste Muss in Dublin ist Temple Bar, das ist ein Künstlerviertel und das Wort „Bar“ hat hier nichts mit Kneipe zu tun, sondern bedeutet nur, dass sich das Viertel am Fluss befindet. Doch trotzdem gibt es hier genügend Pubs. Selbst wenn man am Nachmittag durch Temple Bar schlendert, hört man aus jeder Richtung Livemusik und man hat sofort Lust sich in den nächsten Pub zu setzen. Gegen Abend kommen dann auch noch jede Menge Straßenmusiker und machen die Atmosphäre perfekt. Die irischen Kneipen sind dann auch genauso, wie man sie sich vorstellt oder aus Filmen kennt. Die Sänger und Musiker sind der Mittelpunkt des Pubs. Sie spielen fast nur Lieder, die jeder kennt, und spätestens beim Refrain ist dann auch jeder dabei. Es fällt auch auf, dass die Iren wohl sehr musikalisch sind. Wir haben keinen gehört, der nicht eine total gute Stimme hatte oder wirklich klasse Gitarre spielen konnte, und wir haben in den zwei Wochen sehr viele Straßenkünstler gehört.

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Wofür Dublin oder überhaupt ganz Irland bekannt ist, ist die Guinness-Brauerei. Doch mir reichte ein Blick von außen auf die Gebäude und so ließen wir das Guinnessmuseum aus. Dafür gingen wir in das Café „The Church“. Es war ganz in der Nähe von unserem Hostel und wurde uns von einer Französin aus unserem Zimmer empfohlen. Das Besondere an diesem Café ist, dass es in einer alten Kirche ist. Drinnen sieht es auch noch ein bisschen so aus, es gibt Figuren an der Wand und sogar noch eine Orgel.

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Nach drei Tagen Dublin fuhren wir mit dem Bus quer durchs Land an die Westküste in die Stadt Galway. Die Busfahrt dauerte ewig und wir stoppten auch in gefühlt jedem Dorf, das auf der Strecke lag. Doch dafür konnten wir auch die irische Landschaft genießen und das machte alles wieder gut. Es sieht wirklich so aus wie in der Kerrygold-Werbung. Überall sieht man grüne Wiesen, die von Steinmauern getrennt werden und auf denen Schafe grasen. Vereinzelt stehen dazwischen ein paar Häuser. Mir ist während der Fahrt aufgefallen, dass keines der Häuschen größer war als bei uns eine Doppelgarage. Auch in Dublin gab es schon sehr kleine Häuser. Die Iren brauchen wohl nicht viel Platz zum Wohnen.

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In Galway hatten wir wieder ein ganz tolles Hostel und zum Glück nur ein 4-Bett-Zimmer. Es gab eine schöne, offene Küche, die jeder nutzen konnte. Einmal haben wir auch selbst gekocht. Morgens gab es hier Frühstück, manche haben sich dazu noch Eier gekocht oder Speck angebraten. Ein Mädchen aus unserem Zimmer erzählte uns, dass sie schon seit fünf Wochen in Irland sei und auf einer Farm gearbeitet habe. Sie war auch in Limerick, eigentlich die nächste Stadt auf unserer Tour. Doch sie riet uns davon ab, es sei dort nicht so schön. Also änderten wir unsere Pläne und stornierten die Buchung in Limerick. In Galway konnten wir zwar nicht verlängern, aber die netten Leute vom Hostel brachten uns gut 50 Kilometer weiter in einem Dorf in der Nähe von den Cliffs of Moher unter. Da die Weiterfahrt gesichert war, konnten wir in Ruhe die Stadt anschauen. Wir wollten wieder erst eine Stadtrundfahrt machen, doch diese waren hier nicht so professionell wie in Dublin. Unser Busfahrer war schon weit über dem Rentenalter. Er erklärte uns, dass er erst in einer halben Stunde losfahren wolle, wir aber gerne bei ihm im Bus warten könnten. Er erzählte uns dann Geschichten aus seinem Leben, die, wenn ich alles richtig verstanden habe, total skurril waren. Er ist anscheinen auch recht gastfreundlich. Er nimmt gerne Touristen auf, die keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden haben. Bis zu 14 Personen können bei ihm schlafen, hat er stolz berichtet.

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In Galway war in dieser Woche ein großes Pferderennen. Deshalb war die Stadt komplett überfüllt, es gab kein freies Zimmer mehr und abends kam man fast nicht durch die Straßen, weil alle feierten. Die Leute waren auch recht schick angezogen, mit Hüten, so wie man es von Ascot kennt.

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Anstatt nach Limerick ging es für uns dann weiter nach Lisdoonvarna, ein Dorf mit gut 700 Einwohnern. Wir konnten auch direkt vom Hostel in Galway aus bei einer Tagesfahrt durch die Burren mitfahren. Die Burren sind eine Nationalpark in Westirland. Das nächste Hostel lag auf dem Weg und so machten wir die halbe Tour mit. Es regnete den ganzen Tag, typisch irisch halt. Das neue Hostel war aber so kalt und muffig, dass meine Jeans innerhalb zwei Tagen nicht richtig trocken wurde. Zu Lisdoonvarna lässt sich nicht viel sagen, doch ganz in der Nähe befinden sich die Cliffs of Moher. Dorthin machten wir einen Ausflug und es war wirklich traumhaft schön. Man hatte eine tolle Sicht auf den Atlantik. Es war aber so windig, dass es mich öfters mal vom Weg runter wehte. Wir waren froh, dass wir unsere Route kurzfristig ändern konnten, um hierher fahren zu können. Abends gingen wir einmal in den Pub und auch hier auf dem Land war es sehr schön. Die Musik war viel traditioneller als in der Stadt, jeder, der wollte, setzte sich dazu und spielte oder sang einfach mit.

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Unser nächstes Ziel war Killarney. Es lag in einem Nationalpark, in dem man sehr gut wandern gehen konnte. Und das hatten wir die nächsten Tage auch vor. Die Stadt war für uns eher nebensächlich, uns zog es in die Natur. An einem Tag wanderten wir zum Torc Waterfall. Auf dem Weg lag ein altes Schloss mit einem tollen weitläufigen Garten, ein guter Ort für eine Rast. Ein anderer Wanderweg führte uns zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man einen tollen Blick über den See des Nationalparks hatte.

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Die letzte Stadt, bevor es zurück nach Dublin ging, war Cork. Hier war ich wieder einmal froh, dass ich mit einem Rucksack reise und keinen Trolley hinter mir her ziehen muss. Meinen Rucksack setze ich einfach auf und komme dann problemlos überall hin. Man musste nämlich total viele Stufen hochlaufen, bis man das Hostel ganz verwinkelt hinter einigen Häusern gefunden hat.

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In Cork gibt es einen Weg, den man zu Fuß ablaufen kann und der einem an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei führt. Das war mal eine andere Art eine Stadt zu erkunden. Am besten gefallen hat mir eine Markthalle, sie war sehr schön verziert und auch das Essen war so dekorativ angerichtet, dass man gleich Hunger bekommen hat. Wir besuchten noch ein Museum, das im alten Gefängnis von Cork untergebracht ist. Es zeigt, wie es früher im Gefängnis war und erzählt einzelne Geschichten von Insassen. Manche Menschen waren damals so arm, dass sie nur Straftaten begangen haben, um ein Dach über dem Kopf zu haben und eine warme Mahlzeit zu bekommen. Das Museum zeigte sehr gut, wie es damals gewesen sein muss.

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Ich konnte es gar nicht mehr erwarten wieder nach Dublin zu kommen. Für den Abend hatten wir nämlich geplant, in Riverdance zu gehen. Das ist eine irische Tanzshow und es war schon ewig ein Traum meiner Mutter, das Ganze einmal live zu sehen. Es war einfach genial, ein toller Abschluss der Reise. In Dublin konnte ich auch endlich machen, wofür es während der Reise keine Gelegenheit gab: shoppen gehen! Was ich schon vorher eingekauft hätte, hätte ich die ganze Zeit mit rumtragen müssen. Doch jetzt konnte ich so viel einkaufen, wie Platz im Rucksack war, und ich fand noch reichlich Ecken, wo man stopfen konnte. Was doch nicht im Rucksack unter kam, musste eben ins Handgepäck.

Wie am Anfang unserer Reise war ich müde, aber auch überglücklich, als ich wieder in Deutschland ankam. Es waren zwei unvergessliche Wochen. Ich habe so viel gesehen und so viele neue Eindrücke gewonnen. Und die Iren sind ein so nettes Volk, immer freundlich und hilfsbereit. Wenn man auf sie zukommt, lächeln sie einen immer an. Hat man eine Frage, versuchen sie alles, um einem zu helfen und können sie einem doch nicht weiter helfen, dann entschuldigen sie sich total oft.

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Ich möchte wirklich keinen Moment dieser Reise missen und freue mich schon darauf, das nächste Mal mit dem Rucksack loszuziehen.

Artikel: Stephanie Hofmann

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