Alltag der Redaktionsmitglieder – Beobachtungen einer Außenstehenden

„Zufriedenheit erst im Grenzbereich des Möglichen!“, lautet das Motto der „Financial T(´a)ime“. Genau aus diesem Grunde unterscheidet sich die Schülerzeitung von allen anderen! Durch diesen Anspruch ist sie auch so erfolgreich, obwohl sie nur aus einem kleinen Redaktionsteam von sechs Personen besteht. Die Zeitung arbeitet international, da zum Teil mit Schulen aus Fernost und den Niederlanden kooperiert wird.
Die vier „Ps“ reichen aus, um die Schülerzeitung zu beschreiben:

• Präsenz
• Präzession
• Perfektion
• Professionalität

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Weil die Redaktionsmitglieder nur ein so kleines Team bilden, fühlen sich ihre Mitglieder stark miteinander verbunden. Es herrscht eine offene, entspannte, geradezu familiäre Atmosphäre. Durch das Tragen eines einheitlichen Outfits bei öffentlichen Anlässen (schwarze Poloshirts mit Aufdruck des Schülerzeitungsnamens) wird auch hier die Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Man fühlt sich entschlossener und selbstbewusster. Jeder Einzelne ist stolz darauf, in der Redaktion sein zu dürfen und sich nach außen hin erfolgreich zu präsentieren.
Sehr wichtig ist die Probezeit. Wer diese nicht übersteht, fliegt aus der Redaktion. Es werden verlässliche und engagierte Mitglieder gebraucht, „Gleichgültige oder Halbheitstypen“ kann sich diese Schülerzeitung nicht leisten!

Außerdem verpflichtet sich jedes Redaktionsmitglied zu E-Mail- Rückmeldungen. Bei Einzelmails, also persönlichen Mails, muss auf jede Mail innerhalb der nächsten 24 Stunden geantwortet werden. Was auf den ersten Blick extrem hart erscheint, ist das Rückgrat des Informationsaustausches.

Handyverbot hat höchste Priorität, da nur so ein konzentriertes Arbeiten gewährleistet ist. Selbst wenn die Redaktionssitzungen bis zu 4 Stunden dauern, gilt nach wie vor “Handyverbot“! Entweder muss es „ausgeschaltet“ oder in „Flugmodus“ geschaltet werden und in der Handy-Schachtel liegen. Das Ziel ist die Unerreichbarkeit! Nur so kann sich jeder voll auf seine Arbeit konzentrieren!

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Des Weiteren ist jede Sitzung, jedes Thema und jeder Schritt komplett durchgeplant, was Kreativität nicht tötet, sondern gerade neue Ideen und Visionen ermöglicht. Immer vorausschauend handeln! Im Voraus wird eine Tagesordnung für die jeweilige Redaktionssitzung erstellt, ausgedruckt und jedem Mitglied an ein Klemmbrett geheftet. Auf diesem werden sich dann Notizen gemacht. Natürlich wird nicht durchgehend gearbeitet. Auch die Konzentration bei Profis lässt mal nach! Deswegen wird zwischendurch mal ein Eis oder Pizza gegessen. Kraft und Motivation kehren zurück und schon ist nach einer kurzen Pause wieder ein konzentriertes und erfolgreiches Arbeiten möglich.

Um so erfolgreich zu sein, wie die Schülerzeitung es nun mal ist, müssen die Mitglieder auch mal Abstriche in ihrem Freizeitleben machen, das heißt, durchaus auch mal Sport- oder sonstige Freizeitaktivitäten reduzieren. Alle drei Wochen ist von 15-18 Uhr Redaktionssitzung. Durch diese regelmäßigen Treffen wird die Gemeinschaft gestärkt, es wird viel geschafft und auf die Beine gestellt. Redaktionssitzungen der Schülerzeitung besitzen die gleiche Wertigkeit wie normaler „Alltags“-Schulunterricht!
Natürlich werden viele Artikel geschrieben! Jeder Abgabetermin ist terminiert und muss stets pünktlich abgegeben werden. Da dieses leider nicht immer so geklappt hat und Verspätungen (zum Teil bis zu zwei Monaten) die Folge waren, hat die „Financial T(´a)ime“ ihre Struktur geändert und ein neues System eingeführt.

Ein raffiniertes technisches Programm (der FT-Kalender aufs Handy) erinnert jedes Redaktionsmitglied an seinen Abgabetermin! Falls der Artikel dennoch vergessen wird, wird spätestens paar Minuten nach Abgabetermin eine SMS verschickt! Dann sollte der Artikel an den Redaktionsleiter versandt sein!

Dieses System ist ein weiterer Schlüssel für den großen Erfolg der „Financial T(´a)ime“!

Auf der anderen Seite lässt das Engagement mancher Mitglieder auch nach. Die Schülerzeitung Poloshirts sollten eigentlich bei FT-Anlässen immer getragen werden, um den Zusammenhalt der Gruppe auch nach außen hin zu demonstrieren, doch dies klappte aus unterschiedlichen Gründen bei der vorherigen Redaktion nicht immer. Bei öffentlichen Veranstaltungen wird hin und wieder die Teilnahme von Mitgliedern abgesagt und unterschiedliche Gründe genannt, warum ihnen das Kommen nicht möglich sei. Dann springen Schüler ein, die normalerweise nicht in der Schülerzeitung mitarbeiten und in dem Redaktionsteam vertreten sind.

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Interessant ist das unterschiedliche Verhalten des beratenden Lehrers Klaus Schenck im „Alltags“-Schulunterricht (Deutsch, Religion, Psychologie) auf der einen Seite und in den Redaktionssitzungen auf der anderen.
In den Redaktionsbesprechungen ist er in seinem Verhalten eher locker und entspannt, es herrscht eine angenehme, geradezu familiäre Atmosphäre.
Im Alltags-Unterricht gibt er sich etwas anders und erzeugt daher auch eine andere Außenwirkung. Die Schulstunden sind stressiger, nerviger und nicht immer so humorvoll. Das Schüler-Lehrer -Verhältnis ist eher distanziert.
Jedoch bleibt sich Herr Schenck in seinen ganz für ihn typischen, individuellen Charakterzügen treu, ob Redaktion oder Schule!
Herr Schenck ist ein lebhafter Lehrer, der gerne und gut Schwung in seinen „Laden“ bringt. Er arbeitet detailliert, strukturiert und gerne in Wellenbewegungen, das heißt, intensive Arbeitsphasen wechseln sich mit entspannenden Ruhephasen ab. Herr Schenk ist flexibel, das heißt, wenn zum Beispiel das Activboard nicht funktioniert, dann kann er aus dem „Stehgreif“ eine andere Art von Unterricht gestalten. Er ist tolerant, kann vieles nachvollziehen, verstehen und akzeptieren; und er ist aufgeschlossen für alles und jeden, geht daher gerne auf andere Ideen, Ratschläge, Vorschläge oder Diskussionsansätze ein. Oft entstehen dadurch wiederum interessante Unterrichts-Gespräche. Für einen beratenden Lehrer einer Schülerzeitung ist jedoch diese Aufgeschlossenheit stärker als im Schulalltag der Schlüssel für das Engagement junger Menschen, die freiwillig ihre Freizeit einbringen.

Kurzum > es ist nie langweilig mit ihm – ob nun in Schule oder Redaktion! ;-)

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Artikel:
Florentine von Knobelsdorff – Brenkenhoff

Fotos:
Stefanie Geiger
Klaus Schenck

Materialien für Lehrer und Schüler

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