Inhalt
Als Julia Trent diesen Morgen im kleinen Örtchen Sussex ankommt, um das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Eltern auszuräumen, ahnt sie noch nicht, dass ein blutiger Alptraum sie erwartet. Bereits kurz nach ihrer Ankunft entdeckt sie den Leichnam des Postboten.
„Ein Blick nach links, mehr war nicht nötig. Ein flüchtiger Blick, als sie die Tür des Dorfladens aufdrückte. Hätte sie einfach nach vorne geschaut oder nach rechts anstatt nach links, dann wäre sie vielleicht gar nicht in die Sache hineingezogen worden. Sie wäre vielleicht verschont geblieben. Ihr Verstand traumatisiert von den Erfahrungen des vergangenen Monats, weigerte sich zu glauben, was sie gesehen hatte. Doch ihr Unterbewusstsein hatte es sofort erfasst. Da lag ein toter Mann auf der Straße. (S.1) (….)
Der Postbote hatte Schusswunden im Kopf und in der Brust. Ein Auge fehlte, und das andere starrte leblos zu ihr auf, geweitet in ungläubigem Staunen, dass so etwas in diesem priviligierten Winkel von Sussex passieren konnte. Der Lieferwagen war mit Blut und Hirn und Schädelsplittern bespritzt.“ (S.15)
Um Hilfe zu holen, stürmt Julia in die anliegende Kirche. Dort trifft sie auf die nächsten Opfer: Der Pfarrer und eine Putzfrau und erkennt, dass der zunächst angenommene Raubüberfall in Wirklichkeit ein Massaker ist.
„Julia wich zurück. Sie wagte kaum daran zu denken, was hier passierte. Paradoxerweise waren die Worte, die ihr in den Sinn kamen, zugleich absurd und vollkommen einleuchtend. Das war kein Raubüberfall. Es war ein Massaker.“ (S.21)
Doch es ist noch nicht vorbei. Als sie aus der Kirche tritt, sieht sie den Täter.
„Sie standen einander in ein paar Schritten Entfernung gegenüber. Sie hatte keine Chance, ihm zu entkommen. Das war das Ende. Sie reckte das Kinn und versuchte eine trotzige Miene aufzusetzen. Sie würde nicht um ihr Leben betteln. Ohnehin war sie sich nicht sicher, ob sie überhaupt ein Wort herausbringen würde. Der Killer gab ein trockenes Keckern von sich, das sie vage an irgendeine Zeichentrickfigur erinnerte. Er musterte sie eine lange Sekunde, verschlang ihren Körper mit den Augen. Ihre Jeans und ihr Jacke konnten die Tatsache nicht verbergen, dass sie groß, schlank und wohlgeformt war. Schließlich sah er ihr in die Augen und schien einen Entschluss zu fassen. Seine hellen Augen glänzten, und sein Grinsen verriet seine Vorfreude. Sie wusste nur zu gut , was das bedeutete. Was er sah, gefiel ihm. Er würde sie nicht sofort töten. Sie begriff es vielleicht eine halbe Sekunde, bevor er sprach. Ein einziges Wort, hervorgestoßen in einem leisen, kehligen Flüstern: „Lauf!“.“ (S.27)
Auf der nachfolgenden Verfolgungsjagd schießt der Täter ihr ins Bein, um sein Vorhaben sie zu vergewaltigen in die Tat umzusetzen.
„Mit letzter Kraft wankte sie auf den Baum zu. Ein Schritt. Noch einer. Am schlimmsten war es, dem Killer den Rücken zuwenden zu müssen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie rechnete jeden Moment mit der nächsten Kugel. Wahrscheinlich würde er wieder auf ihre Beine zielen. Für das, was er vorhatte, wollte er sie sicher bei Bewusstsein haben.“
Nur durch die Hilfe des vom Täter tot geglaubten alten Philip Walker, der den Täter mit letzter Kraft mithilfe von Zurufen ablenkt, schafft es Julia sich auf einen Baum zu ziehen. Von hier aus beobachtet sie, wie sich ein zweiter Killer auf den ersten, der Walker bereits endgültig erschossen hatte, zubewegt.
„Und dann klatschte der Mann in Schwarz dem Killer in die hochgereckte Hand, und der Killer grinste, stieß einen Triumphschrei aus und nickte heftig, während der Fremde etwas zu ihm sagte. Sie unterhielten sich leise, die Köpfe zusammengesteckt, und der Killer errötete regelrecht vor Stolz, als der Mann in Schwarz auf ihn einredete. Als er ihm gratulierte.“ (S.36)
Doch der zweite Killer verfolgt ein ganz eigenes Ziel: Er erschießt den Täter.
„Sie schlug die Augen auf. Sah den Killer fallen, aus nächster Nähe in die Schläfe geschossen. Alles voller Blut, er selbst, das Gras. Spritzer auf der Lederkombi. Der Mann in Schwarz trat zurück, nickte zufrieden. Unwillkürlich entfuhr Julia ein Laut, ein kleiner, spitzer Entsetzensschrei. Und dann knackte der Ast unter ihr.“ (S.37) (…)
Nur schwer verletzt überlebt Julia. Als sie aus dem Koma erwacht, erfährt sie die offizielle Version des Massakers von der Polizei: ein Amoklauf mit 12 Toten und anschließendem Selbstmord des Täters. Ihrer Geschichte eines zweiten Täters will keiner Glauben schenken, keiner bis auf den Journalisten Craig Walker, der Sohn des lebensrettenden Helfers von Julia.
„Dieses Massaker ist doch nicht allein Carl Foresters Hirn entsprungen. Irgendjemand muss ihn auf die Idee gebracht haben, und diese Person ist genauso schuldig wie er.(…) Ich glaube ihnen.“ (S.177)
Zusammen machen sie sich auf den Weg, um den zweiten Täter zu finden. Doch dieser hat sich zum Ziel gesetzt die Wahrheit um jeden Preis zu vertuschen. Doch der Alptraum hat gerade erst begonnen…..
Bewertung
Tom Bales Thriller „Amok“ ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle für den Leser: Mal trauert man mit den Angehörigen der Opfer, mal ist man schockiert über die Grausamkeit, mal überrascht über eine plötzliche Wendung und manchmal ist man durch Verwirrung und Langeweile frustriert. Letzteres geschieht besonders im ersten Teil des Buches. Trotz des spannenden und schockierenden Beginns sucht man einige Seiten später vergeblich nach etwas „action“. Die Komplexität der Personenkonstellationen und die teilweise zu undurchsichtige Handlung ergeben eine Vielzahl an kaum logischen Informationen, die der Leser nicht alle verarbeiten kann. So schwenkt der allwissende Erzähler anfangs in fast jedem Kapitel zum Leben einer anderen Person über. Erst im zweiten Teil des Buches lichtet sich der Nebel und auch die Spannung kehrt zurück. Der überraschende und schockierende Schluss bildet den Höhepunkt von „Amok“.
Fazit
Wer sich erst einmal durch das anfängliche Gewirr von Personen gekämpft hat, erwartet ein überaus spannender Thriller, der einen fesselt und dazu animiert ihn bis zum Schluss nicht aus der Hand zu legen.
Der Autor Tom Bale
Tom Bale ist das Pseudonym von David Harrison. 1966 wurde er in dem Ort Sussex geboren. Schon als kleiner Junge hatte David den Wunsch Schriftsteller zu werden. Mit 19 Jahren gewann er den Kurzgeschichtenwettbewerb einer Lokalzeitung und verkaufte dadurch einige Kurzgeschichten an diverse Magazine. Trotz seines Wunsches zu schreiben war er erst einmal in den unterschiedlichsten Berufen, wie z.B. in der Versicherungsbranche, tätig. Seinen ersten Roman „Sins of the Fathers“ veröffentlichte er 2006. Mit seinem Roman „Skin and Bones“ (in Deutschland unter dem Titel „Amok“ herausgegeben) schaffte er den Durchbruch und arbeitet bereits an seinem nächsten Thriller.
Und das sagt die Presse
„Tom Bale spannt die Leser bis zum schockierenden Finale auf die Folter“ Guardian
„Ein echter Volltreffer“ Daily Mail
„Dieser Thriller wird ihnen die Luft nehmen“ Lovereading
Artikel: Katja Beck
Materialien für Lehrer und Schüler
- Alle Abi-Materialien auf einen Blick: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/abi-vorbereitung/ und Power-Paket für Abi-Kämpfer: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/gesamt-strategie-fuer-abi-kaempfer/
- „Die Stillen in der Schule“ – Ermutigung + Strategien bei Introversion – zum Lesen, Ausdrucken und Anhören: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
- „Jugend im Selbstspiegel“ – eigene Texte mit Zeichnungen, präsentiert in einer öffentlichen Lesung: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/der-mensch-mit-dem-schizophren-denkenden-herzen-und-der-verwirrten-seele/
- „Handy, Schule und unser Gehirn“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Handyverbot an Schulen – und wir haben ein Problem weniger!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Die Macht der Disziplin“ – diszipliniert → erfolgreicher, stressfreier und glücklicher: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- „Schülerzeitungsermutigung“ (22 Artikel) – Rückblick, Tipps und Strategien für Schüler-Freiraum: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – billiger Populismus gegen den Lehrerberuf durchs Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/