Im Rahmen des evangelischen Religionsunterrichtes machten wir uns auf den Weg zum Gemeindehaus am Reinhardshof in Wertheim. Dort hatten sich zum dritten Mal die verschiedensten Jugendgruppen zusammengetan, um die unterschiedlichen Stationen des Ostergartens abwechslungsreich zu gestalten und die Ostergeschichte erlebbar zu machen. Julia Riekert begleitete unsere Zeitreise ins Jahr 30 n.Chr.
Kurz vor dem Passafest starteten wir an der ersten Station in Jerusalem. Am Wegrand wartete schon ein Esel auf Andreas Falb, der die Rolle Jesu übernahm, und seinen Eselführer. Der Rest spielte das Volk, breitete Kleider auf dem Boden aus und ehrte den Reiter mit dem Ruf „Hosianna!“.
Im nächsten Raum stand vor uns ein gedeckter Tisch, an dem wir Platz nahmen, um das Passafest zu feiern. Auf die Leinwand vor dem Tisch wurden Bilder von Jugendlichen übertragen, die Jesus und seine Jünger darstellten. Dazu hörten wir das Tischgespräch, wie es in etwa stattgefunden hat. Jesus prophezeite seinen Jüngern, dass einer unter ihnen ihn verraten werde, was von allen mit Empörung verneint wurde. Sie behaupteten, ihn zu verteidigen und nie im Stich zu lassen.
Dem Gespräch folgten einige Präsentationsfolien zum Thema Verrat. Verrat sei wie ein dunkler Wald, in dem man allein zurückgelassen wird. Was dies bedeutet und wie Jesus sich gefühlt haben muss, erfuhren wir hautnah an der nächsten Station, im Garten Gethsemane. Hier hatte sich Jesus in seiner Enttäuschung ins Gebet zurückgezogen. Im abgedunkelten Licht sahen wir leere Stühle. Die plötzliche Stille, die nur von leiser Musik begleitet wurde, gab uns die Möglichkeit einmal in uns zu kehren und darüber nachzudenken, in welcher Situation wir uns das letzte Mal einsam und verlassen gefühlt haben. Für jede Situation machten wir einen Knoten in ein Bändchen mit dem Spruch: „Der Herr segne dich. Er erfülle deine Füße mit Tanz, dein Herz mit Zärtlichkeit, deine Augen mit Lachen, deine Ohren mit Musik, deine Seele mit Frieden.“ Dieses Bändchen durfte jeder als Erinnerung daran, dass wir in keiner unserer Knotensituationen wirklich allein waren, mit nach Hause nehmen.
Die Soldaten nahmen Jesus gefangen und die Jünger ließen ihn im Stich, wie es prophezeit war. Frau Riekert erzählte uns die Geschichte von Petrus, der Jesus zum Gefängnis gefolgt ist. Jesus hatte ihm vorhergesagt, dass Petrus ihn dreimal verleugnen werde, noch bevor der Hahn krähe, und so geschah es auch. Auf einem kleinen Tisch war die Situation mit gebastelten Figuren dargestellt. Zwischen den Figuren lagen einzelne Zettel, auf denen die Konfigruppe zusammengetragen haben, wann sie verraten wurden oder jemanden verraten haben. Neben dem Tisch stand eine Stellwand mit dem Bild eines Hahnes, der mit ein paar bunten Federn geschmückt war. Freiwillig klebten einige Mit-Schüler weitere Federn an den Hahn, um zu symbolisieren, dass auch sie schon im Stich gelassen wurden oder jemandem im Stich gelassen haben.
Für Station 6 setzten wir uns in die Kirche. Auf einer Leinwand erschien der Verhandlungsdialog zwischen Jesus, Statthalter Pontius Pilatus und dem Volk. Wir ernannten einen weiteren Schüler zu Pilatus und jeder las seinen Gesprächsteil vor, so dass am Ende Jesus zum Tode verurteilt wurde.
Mit Jesus letzten Worten am Kreuz gingen wir in einige Denkminuten über, in denen wir uns Gedanken darüber machten, was wir gerne von Jesus wissen wollten. Unsere Fragen schrieben wir auf Kärtchen und legten diese nach vorne. Trotz anfänglicher Zurückhaltung wurden es schnell immer mehr Kärtchen.
Nachdenklich begaben wir uns in eine dunkle Höhle, die Grabhöhle, in der Jesus drei Tage verbracht hatte. Hier ließen wir die Dunkelheit auf uns wirken und waren froh, als wir die Dunkelheit wieder verlassen durften. Hinter der Höhle erwartete uns ein buntes Bild aus Pflanzen, menschlichen Figuren und vielen Schuhen. Alles als Symbol für Hoffnung auf Leben und die Schuhe als Zeichen für die vielen unterschiedlichen Menschen, die Jesus nachfolgen.
Unsere Zeitreise endete in einem Raum, an dessen Wand uns schon eine optische Täuschung erwartete. Hiermit sollte uns die Verwirrung der Jünger gezeigt werden, als Jesus Grab leer aufgefunden wurde. Viele konnten einfach nicht glauben, dass er auferstanden sei. Wir hörten ein Lied, in dem es um die Angst vor der Zukunft ging und Frau Riekert erzählte uns die Geschichte der Emmaus-Jünger, die mit Jesus unterwegs waren und ihn erst beim Teilen des Brotes erkannten. Zur Verdeutlichung ihrer Gefühle hörten wir noch einmal den Liedrefrain und achteten dabei auf den Text. Sie wussten nun, dass die Liebe Gottes auch den Tod überlebt und sie sich auch in trostlosen Situationen nicht fürchten müssen. Zum Abschluss aßen wir gemeinsam Brot und redeten über die beeindruckend phantasievolle Umsetzung des Ostergartens.
Fotos: Klaus Schenck
Materialien für Lehrer und Schüler
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- „Jugend im Selbstspiegel“ – eigene Texte mit Zeichnungen, präsentiert in einer öffentlichen Lesung: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/der-mensch-mit-dem-schizophren-denkenden-herzen-und-der-verwirrten-seele/
- „Handy, Schule und unser Gehirn“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Handyverbot an Schulen – und wir haben ein Problem weniger!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Die Macht der Disziplin“ – diszipliniert → erfolgreicher, stressfreier und glücklicher: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- „Schülerzeitungsermutigung“ (22 Artikel) – Rückblick, Tipps und Strategien für Schüler-Freiraum: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – billiger Populismus gegen den Lehrerberuf durchs Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/