Bewerbungstraining

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Wir sind „die Zukunft“, von uns hängt die Wirtschaft der nächsten 50 Jahre ab. Trotzdem ist diese Zukunft auch für uns Jugendliche kein Wunschkonzert. In der Regel bewerben sich beim Erfolgsunternehmen „Würth Industrie Service“ jedes Jahr etwa 500 junge Erwachsene auf nur 16 freie Studienplätze, eine Gleichung, die unmöglich aufgeht. Doch wie kann man bei einem solch aufstrebenden Unternehmen von sich überzeugen und die Konkurrenz in den Schatten stellen? Wer mit seinem Abitur wirklich etwas erreichen will, muss nicht nur eine Bewerbung verfassen, sondern tiefer gehen: Er muss für sich werben.

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Um zu erfahren, wie man diese Werbung erfolgreich umsetzt und was die absoluten NoGo’s sind, nahmen wir als Redaktion das Bewerbungstraining unserer Partnerfirma Würth Industrie Service unter der Leitung von Dominik Hoppe und Michael Schubert in Anspruch.

1. Phase: Bewerbungsschreiben

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Stellen wir uns einmal die Situation aus der anderen Sicht vor: Aus den hunderten Bewerbungen ist es unsere Aufgabe diejenigen herauszufiltern, die zu unserem Unternehmen passen und das, obwohl als Grundlage nur Bewerbungsdokumente dienen, die sich doch irgendwie alle ähnlich sehen. Auf den ersten Blick herausstechen? Das ist bei den wenigsten der Fall. Wie gehen wir also vor?

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Würth Industrie Service nutzt zur Entscheidungsfindung das Shortcut-Verfahren, bei dem sechs Kriterien mit Punkten zwischen 1 (schlecht) und 5 (gut) bewertet werden. Der häufig bleibende erste Eindruck wird aus der Bewerbungsform gewonnen, bei der neben der Vollständigkeit vor allem von Bedeutung ist, wie ansprechend die Bewerbung gestaltet ist. Gerade in Raucherhaushalten sollte besonders darauf geachtet werden, eine geruchsneutrale Bewerbung abzuschicken, um nicht von vorneherein negativ aufzufallen. Grundsätzlich sind aber alle Bereiche von gleicher Bedeutung dafür, ob man zu den Kennenlerntagen (lockerere Art des Assessment Centers) eingeladen wird. Die Schulnoten werden nicht mehr gewichtet als außerschulisches Engagement oder Praktika. So bekommen auch Schüler eine Chance, die sich in Vereinen engagieren oder einen Nebenjob haben. Im Zweifelsfall entscheiden sich viele Unternehmen oft eher für den Schüler, der mit seiner Aufgabe als Leiter eines Kinderprogramms ein gutes Sozialverhalten beweist, aber dafür mal die eine oder andere Arbeit vermasselt hat, als für denjenigen Schüler mit dem Einser-Abi, der nie etwas anderes als Lernkärtchen selbst in die Hand genommen hat. Dennoch sind Noten keinesfalls unwichtig. Über sie gewinnen die Personaler einen Eindruck über den individuellen Forderungsstand und die Belastbarkeit. Um zu verhindern, dass ein falscher Eindruck durch einen vorübergehenden Leistungsabfall entsteht, empfiehlt WIS, bei der Bewerbung die letzten drei Zeugnisse beizulegen.

Wer aus diesem Bewerbungsschritt nicht erfolgreich hervorgehen kann und nun ein beschäftigungsfreies Jahr vor sich liegen hat, kann nach einem vergüteten Jahrespraktikum anfragen und damit seine Chancen für das nächste Jahr steigern.

2. Phase: Kennenlerntage / Assessment Center

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Die etwas 150 Bewerber, die vom Anfangswert 500 übrig geblieben sind, können Würth Industrie Service über die drei Kennenlerntage hinweg begleiten und in dieser Zeit von ihrer Eignung überzeugen. Das gefürchtete Assessment Center wird abgelehnt, da WIS nicht vor hat die Bewerber unnötig einzuschüchtern. So entstanden die eher lockeren, aber dennoch viel aussagenden Tage, in denen die Bewerber sechs Stationen des Unternehmens durchlaufen. Neben dem Mathestand werden auch die Kenntnisse beziehungsweise Fähigkeiten in Ecxel, bei Kundenkontakt, dem Bearbeiten von Aufträgen und das Verhalten in Gesprächen geprüft. Hier werden die Bewerber direkt mit der Unternehmensphilosophie und dem Klima konfrontiert, ein Vorteil für Unternehmen und Bewerber. Diese Zeit soll auch dafür genutzt werden, dass man das Unternehmen im Ganzen auf sich wirken lässt und sich darüber im Klaren wird, ob der gewählte Arbeitsplatz wirklich zu einem passt.

3. Phase: Bewerbungsgespräche

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In der letzten Runde geht es für die, die positiv aufgefallen sind, zum Bewerbungsgespräch. Dieser Bewerbungsbestandteil dient in erster Linie dazu, Erwartungen abzugleichen, also zu verhindern, dass sich die Bewerber mit völlig falschen Vorstellungen in ein Studium stürzen, das sie unglücklich machen würde. „Bewerbungsgespräche sind Übungssache“, so Dominik Hoppe. Aus diesem Gedankengang entsteht die logische Schlussfolgerung, dass man bei kleinen Unternehmen anfangen und nicht total unerfahren zum Bewerbungsgespräch beim Traumunternehmen gehen sollte. Der persönliche Eindruck, den die Personaler von einem erhalten, kann durch ein paar kleine Tricks noch besser werden:

1. Trick

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Mit einem magischen Lächeln auf den Lippen kann man auch peinliche Situationen überstehen. Zudem wirkt man sympathisch und öffnet sich automatisch selbst Türen in Richtung Studium.

2. Trick

Achte auf deine Körperhaltung als Werbestrategie. Sie verrät deine Unsicherheit oder drückt dein Selbstbewusstsein aus.

3. Trick

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Aufregung ist voll okay. Du kannst sie offen ansprechen, Personaler verstehen dies. Akzeptiere deine Aufregung, aber lass sie dennoch nicht die Überhand gewinnen. Also, tief durchatmen vor dem Gespräch und ruhig bleiben. Beinahe jeder ist aufgeregt ;)

4. Trick

Wenn du auf eine Frage keine Antwort hast, versuche dich nicht in Floskeln zu verrennen. Nehme dir lieber eine kurze Pause zum Überlegen, auch dies ist total in Ordnung.

5. Trick

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Um viele unangenehme Fragen zu vermeiden, erzähle einfach von dir aus schon viel über dich. So bleibt den Personalern nicht mehr viel zu fragen, du wirkst offen und kontaktfreudig.

6. Trick

Von sich aus seine Schwächen anzusprechen ist nicht immer ratsam. Allerdings ist es immer besser sie thematisiert zu haben, bevor sie zu einem Problem werden. Vielleicht kann das Unternehmen dir helfen, dir Vorschläge machen oder Sicherungen anbieten.

7. Trick

Trau dich und stelle Fragen, denn so zeigst du Interesse. Am Ende eines Bewerbungsgesprächs keine Fragen zu haben kann nicht sein und ist ein absolutes NoGo

Beispiele für Fragen:

Wie sind die Übernahmemöglichkeiten nach dem Studium?

Wie sind die Arbeitszeiten?

Wie hoch ist das Gehalt? (Diese Frage sollte niemals die erste Frage sein, die man stellt!)

Fotos: Klaus Schenck

Materialien für Lehrer und Schüler

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