Nein, ich habe mit Bobby-Cars nichts am Hut! Ich wollte der Bobby-Car-Familie Müller nur eine Freude machen, wir kennen uns vom Tennisclub. Ich war zunächst ein wenig irritiert, dass alle Erwachsenen so ein „fuzzelig“-kleines Bobby-Car-Gefährt als Maskottchen bei sich hatten und dachte, in irgendeinem Anhänger sind wohl die echten Bobby-Cars. Erst bei den verschiedenen Rennen kapierte ich: Auf diesen kleinen Dingern brettern ja alle den Berg runter, auch ganz andere Gewichtskaliber, als ich es bin. Das war meine erste Bobby-Car-Lektion.
Die nächste war: Der Bobby-Car-Sport-Club von Tauberbischofsheim hat nur 15 Mitglieder und diese wenigen stemmen das gesamte Wochenends-Event von der Streckensicherung, Streckenposten, Streckenleitung bis zur Bewirtung. Gut, viele Hilfskräfte wurden akquiriert, besonders vom Handballverein. Wie müssen Menschen für etwas glühen, um als Verein das zu schultern! Vater und Mutter Müller sind Bobby-Car-Feuer – ohne dieses Feuer kein Bobby-Car-Rennen in Tauberbischofsheim. Lektion: Es kommt auf das Glühen von Einzelnen an, Individuen, und schon passiert ’was, Emil-Beck-Typen und aus einem Badisch-Sibirien-Kaff wird eine Weltstadt des Fechtsports!
Die Bobby-Car-Typen sind urig, anpackend, kurz: eine große Familie, jeder kennt jeden, und wenn man ihnen freundlich-respektvoll begegnet, wird man für ein Wochenende schnell mal in die Bobby-Car-Familie adoptiert. Plötzlich war ich dabei, ein fotografierender Teil des Ganzen, von nix ne Ahnung, aber Familienmitglied! Und ich fremdelte auch nicht mehr so wie am Anfang, ich wusste ja jetzt: Die „fuzzelig“-kleinen Bobby-Cars sind keine Maskottchen!
Und mit den Stunden an der Strecke, meist unten am Ziel, lernte ich noch mehr: Bobby-Car-Menschen sind locker-lustige Typen, aber sie verstehen in zwei Dingen keinen Spaß: bei der Sicherheit – von der Kleidung bis zur Streckensicherung – und bei dem Reglement und damit bei der Fairness des Rennens. Jedes Bobby-Car wurde vor dem Rennen gewogen und zweihundert Gramm zu viel sind halt zweihundert Gramm zu viel, irgendwie auch Dummheit, man kennt ja die klaren Regeln. Und jedes Bobby-Car wurde mit einer Art Käfig vermessen, damit es auf jeden Fall auch „fuzzelig“-klein ist. Das ganze Rennen ist eine Mischung aus viel Spaß, viel Konzentration und viel Ernsthaftigkeit – eigentlich die ideale Mischung aus viel Spielraum und klaren Grenzen. So auch die Worte von Schülern, wenn sie ihren Ideallehrer beschreiben, Gleiches auch im Sport über den Idealtrainer.
Und ich lernte noch eine weitere Lektion: Mädchen rasen genauso schnell den Berg runter wie Jungs und es waren viele Mädchen dabei, das verblüffte mich. Mein Erlebnis: Niclas Müller mit seinen zwölf siegte in der Klasse der 12- bis 16-Jährigen. In der Klasse von zehn bis zwölf durfte er auch noch mitfahren und es kam zum Aufeinandertreffen mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Kim. Für mich war klar: Niclas gewinnt, wer denn sonst? Mutter Manuela in der Rennleitung wagte keine Prognose, meinte nur: „Kim fährt auch richtig gut!“ Das Mutterherz schlug für beide gleich, in ihr waren ihre beiden Kinder Sieger. Auch wollte sie nicht zur Entscheiderin am Ziel werden. Ein Rennkommissar saß nun an der Ziellinie. Spannung bei den Zuschauern, gespannte Stille, dann lautes Anfeuern, beide rasen in die Zielkurve nebeneinander rein, kurzer Blick, dann überqueren sie exakt auf gleicher Höhe die Ziellinie, beide Helme genau nebeneinander, und das Mutterherz erfüllte sich: zwei Kinder, zwei Sieger und kein Gewinner konnte ermittelt werden! Alle rätselten am Ziel: Kim war ein Zentimeter vorne, nein, das war Niclas, der erfahrene Rennkommissar kam nicht weiter, niemand konnte das Geschwister-Rennen entscheiden – sprachlos alle, das hatte es noch nie gegeben. Also wurde das Rennen wiederholt. Die Fotos zeigen die entscheidenden Meter des Geschwister-Rennens.
Ich hatte knapp viertausend Fotos gemacht. Ich verließ eine mir fremde Sportart, aber gleichzeitig eine „Familie“, die mich für ein Wochenende in ihren Reihen aufnahm. In dieser Hinsicht war ich fast ein wenig traurig.
Artikel und Fotos: Klaus Schenck
Rennfotos – Kinder
Rennfotos – Jugendliche
Rennfotos – Erwachsene
Stürze ohne Folgen
Hoch auf dem weißen Wagen… – zum Start
Engagierte
Bobby-Car-Familie Müller
Bobby-Car
Link zum Bobby Car Sport Club Tauberbischofsheim: https://www.tauber-panthers.de/
Link zum „Sport“-Ordner/Schülerartikel-Kanal: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/category/sport/
Materialien für Schule und Deutsch-Abitur
Aktuell: „Psychologie-Tipps für die Schule“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
In einer Datei: alle Links zur Deutsch-Abi-Lektüre der letzten zwanzig Jahre bis heute und zu den wichtigsten Abi-Aufsatzarten (Stand 2018): https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f32-05-anhang-literatur-neu-2023-11.pdf
Abi-Präsentationsprüfungen auf YouTube – alphabetisch nach Fächern geordnet plus eine Fülle an realisierten und ausgefallenen Präsentationsideen – erklärt und gezeigt an Referatsfotos: https://www.klausschenck.de/ks/praesentationen/abi-praesentationen/index.html
Allgemeine Abitur-Tipps: https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/geziele-abitur-hilfen-in-corona-einsamkeit/index.html
Artikel-Serie: „Die Stillen in der Schule“ – Schüchternheit/Introversion: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
Artikel-Serie (22 Artikel): „Schülerzeitungsermutigung“ – Rückblick auf über zehn Jahre: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/