
Viele kennen es aus dem Fernsehen, das Internat. Dennoch ist es nicht immer ganz so, wie man es von dort kennt. Einige stellen sich mit ihrer rosaroten Brille darunter vor, dass sie dadurch alle Freiheiten haben und endlich weg von ihren Eltern sind. Dass dies nicht der Realität entspricht, ist natürlich klar. Ich selbst bin mit 14 Jahren auf ein Internat gegangen, keines, das mit einer Schule verbunden war, sondern auf das Fechtinternat, auch „Berghof“ genannt, in Tauberbischofsheim. Ich weiß noch, wie man mir am ersten Tag dort sagte, dass wir alle wie eine große Familie seien.


Außer mir besuchten noch zehn andere das Internat. Zusätzlich hatten wir noch zwei Betreuer, die schauten, dass alles in Ordnung ist und dass mit der Ordnung meine ich wortwörtlich. Hat jemand einmal sein Zimmer trotz ständiger Ermahnung öfter nicht aufgeräumt, wurde auch sehr schnell gehandelt. Diese Person durfte dann gern draußen an der frischen Luft nach seinen Klamotten suchen, welche nicht ordentlich im Schrank waren. Jeder im Internat hat entweder ein Einzelzimmer mit Bad oder teilt sich dies mit jemandem. Zusätzlich gibt es noch einen großen Aufenthaltsraum, in dem morgens gefrühstückt wird. Dieser besitzt auch einen Fernseher und Couches. Trotz Kantine im Fechtzentrum ist das Internat mit einer Küche ausgestattet, weil es zum Beispiel Montagabend im Olympiastützpunkt nichts zu essen gibt, da an diesem Tag kein Training stattfindet. Das Herzstück der Küche ist die Speisekammer, die nur zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Sonntagmittag beziehungsweise -abend ist das leider nicht der Fall, das bedeutet, wenn man von einem Turnier zurückkommt und selbst nichts zu essen hat, kann man entweder hungern oder man fragt jemanden, ob man was abbekommt. Neben dem vielen Trainieren und der Schule hat man im Internat nur wenig Zeit etwas mit Freunden zu unternehmen, oft sieht man andere Fechter erst abends nach dem Training zum Plaudern. Dennoch bildet sich nach einer gewissen Zeit eine richtige Gemeinschaft, denn wenn jemand Probleme hat, stehen Mama und Papa nicht gleich im nächsten Zimmer. Natürlich kann man die Eltern anrufen, doch das ist öfter komplizierter als gedacht. Viel leichter ist es zu einer Freundin zu gehen, welche gleich ihr Zimmer direkt nebenan hat. Im Internat habe ich viele Kontakte geknüpft und es sind wertvolle Freundschaften entstanden.
Im Berghof gibt es auch gewisse Traditionen, so gehört das Plätzchenbacken vor Weihnachten einfach dazu. Unsere Betreuer geben sich dafür wirklich sehr viel Mühe und alle haben an diesem Tag immer besonders viel Spaß, vor allem beim Essen der Plätzchen später;). Im Sommer gibt es immer ein Grillfest, bei dem es lustig zugeht. Mein persönliches Highlight während meines Internatslebens war ein Wochenendausflug an den Chiemsee mit einem „all-you-can-eat-buffet“.

Anfangs kam es mir auf dem Internat sehr hart vor, denn es wird viel verlangt, es gibt ungefähr „100 Termine“ am Tag und wenn einer dieser Termine nicht eingehalten wird, hat man sehr schnell ein Problem. Deshalb musste auch ich mir angewöhnen, einen sehr strengen Zeitplan zu machen. Doch mit der Zeit wird man sehr viel selbstständiger, auch reifer und ich habe durch das Internatsleben einen großen Teil meiner Erfahrung gewonnen. Auch muss man sich seinen Platz in der Internatsgemeinschaft durch Erfolg beim Fechten erarbeiten. Umso mehr Erfolg man hat, umso mehr Respekt zeigen die anderen Mitbewohner im Internat. So entsteht eine gewisse Hierarchie.

Natürlich sind es nicht nur schöne Zeiten, die ich auf dem Internat verbracht habe, es flossen auch schon öfter Tränen, genauso wie ich einige Rückschläge durch Krankheiten oder schlechtes Training hatte. Dennoch gehört auch das zu einem Lernprozess, denn für mich wurde es dadurch selbstverständlich nach einem Rückschlag wieder aufzustehen.
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