„Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen“

Liebe Eltern,

das Zitat stammt von Augustinus von Hippo (354 – 430 n. Chr.), vielen auch als Heiliger Augustinus bekannt. Die Forschungsergebnisse und Zitate stammen jedoch aus unserer Zeit: Volker Busch: „Kopf frei! – Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen“. Droemer Verlag, 2021. SPIEGEL Bestseller, 18€. Ich beziehe mich auf seinen Exkurs „Ein Wort zu unseren Kindern“ ab S. 241.

Ich beobachte oft Mütter und Väter, wie sie beim Schieben des Kinderwagens nahezu ausschließlich auf ihr Handy starren und das kleine Wesen im Wagen sieht über Stunden nur die Rückseite eines Smartphones statt den Augen, dem Lächeln der Eltern. Gleiches auf dem Spielplatz: Die Mutter sitzt – in ihr Handy vertieft – auf der Bank, das Kind spielt und ruft: „Mama, ich bin von der Schaukel gesprungen!“, Mama: „Schön, gut gemacht!“, aber ohne den Blick vom Handy zu nehmen. Mich beschäftigte diese Beobachtung. Wie muss sich das stolze „Spring-Kind“ fühlen, wenn es auf der ganzen Linie gegen das Handy verliert und nicht mal bei diesem „Sprung“ des mütterlichen Blickes gewürdigt wird? Das Kind geht wieder auf die Schaukel, die Blicklosigkeit der Mutter scheint sein Alltag zu sein, die „Interessens-Gleichgültigkeit“ Gewohnheit.

Und in mein rein emotionales Mitleid mit dem Kind bietet nun Prof. Dr. Volker Busch, Neurologe und Psychologe in Regensburg, Forschungsergebnisse, die aufrütteln. Ich zitiere aus dem Buch:

„Auch wenn wir gerne mit dem Finger auf Politik und Pädagogik zeigen, üben wir als Eltern stets den größten Einfluss auf unsere Kinder aus – wenn auch ganz unbewusst … Das Spielen mit Kindern profitiert davon, wenn es im Moment des Geschehens ‚ausschließlich‘ stattfindet, also nicht gleichzeitig mit etwas anderem.“ (S. 242f.)

„Wir nutzen das Handy oder lesen die Zeitung, während wir mit unserer Familie am Tisch sitzen. Vor den Augen unserer Kinder surfen wir im Internet, während wir vor dem Fernseher sitzen … Kinder beurteilen bis zu einem bestimmten Alter als ‚normal‘, was wir Eltern ihnen vorleben. Bis zum Grundschulalter gibt es praktisch keine Gegenmodelle.“ (S. 243)

Die ständige Internetnutzung der Eltern stört Kinder „im Alter vor dem Erwerb der Sprache … Je mehr sich Eltern hinter ihrem Bildschirm verstecken, desto aggressiver und unruhiger werden die Kinder, und umso stärker buhlen sie um Aufmerksamkeit.“ (S. 244) Und diese Ermahnungen sind komplett unglaubwürdig:

„Zeigen wir ihnen, was es heißt, sich angeregt am Tisch miteinander zu unterhalten und sich gegenseitig Interesse zu schenken. Leben wir ihnen vor, wie man für eine Stunde am Schreibtisch konzentriert arbeitet und sich dann eine Pause gönnt. Zeigen wir ihnen, wie man einen spannenden Film genießen kann, ohne dabei parallel mit etwas anderem beschäftigt zu sein.“ (S. 243)

In seinem Buch berichtet Busch vom siebenjährigen Emil, der im September 2018 mit selbst gebastelten Schildern durch den Stadtteil St. Pauli in Hamburg marschierte, um dagegen zu protestieren, „dass seine Eltern ständig mit ihrem Smartphone beschäftigt waren, wenn sie mit ihm spielten“ (S. 245). Auf den Plakaten stand u. a.: „Spielt mit MIR! Nicht mit euren Handys!“, „Flugmodus an – jetzt bin ich dran!“ oder „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr nur aufs Handy schaut!“

Und nun meine Idee: Ich möchte gerne den gesamten Artikel mit selbst gemalten Plakaten von Kindern gestalten, die sich ihre eigenen Parolen ausdenken und auf A4-Papier schreiben/malen/kritzeln, sodass ich es einheitlich und leicht einscannen kann. Dieser Artikel beginnt mit meinen Beobachtungen, dann kommen die Forschungsergebnisse von Prof. Busch und jetzt will ich unbedingt noch die Sicht der Kinder authentisch einbauen:

Hallo Kinder, stellt euch vor, ihr protestiert zusammen mit Emil. Natürlich habt ihr eure eigenen Schilder und habt euch auch ganz heiße Sprüche und Reime ausgedacht und auf die Plakate geschrieben. Seid ihr dabei, macht ihr mit und schickt ihr mir eure gemalten und gekritzelten Sprüche? Bitte nehmt einheitlich ein ganz normales Blatt A4, ich bevorzuge für eine Bildergalerie Querformat, alles andere überlasse ich euch. Hier noch meine Adresse: Klaus Schenck, Hauptstraße 116, 97941 Tauberbischofsheim. Ich bin sehr auf eure „Plakate“ gespannt!

Natürlich bekommen die Eltern mit, wenn ihre Kinder solche „Schilder“ malen, und genau das will ich – das Gespräch zwischen Kindern und Eltern über Smartphones in der eigenen Familie. Meine Plakat-Idee ist nur die Brücke zu diesem Gespräch.

Artikel: Klaus Schenck

Zeichnungen: Mia Himmelhan, 13 Jahre, Albershausen

SPIEGEL Panorama: „Emil und die nervigen Smartphones“ (07.09.2018): https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/hamburg-emil-macht-kinder-demo-gegen-nervige-smartphones-a-1226876.html (21.09.2023)

Protestplakat von Franz Forschner, 8 Jahre, Weilheim an der Teck:

Umpfertalschule Boxberg

Yade Tokgöz (Tauberbischofsheim) informierte alle Eltern der beiden Klassen 6 über diese Mal-Aktion zur Handy-Nutzung der Eltern, holte sich die Eltern-Unterschriften, auch die von den Schülern und die zwei Kunst-Lehrerinnen Melanie Faulhaber-Palmert und Nadine Biebelmann stellten ihren Kunstunterricht für dieses Projekt zur Verfügung. Am Ende suchten die drei Lehrerinnen die zwölf aussagekräftigsten „Plakate“ aus, gaben sie mir, ich scannte alle DIN A 4 Zeichnungen ein und machte daraus eine Bilder-Galerie.

Und damit hatte ich exakt mein Ziel erreicht: Diese Eltern der 6. Klassen der Realschule Boxberg wurden „gezwungen“, mit ihrer Unterschrift über dieses Thema nachzudenken, vermutlich auch mit ihren Kindern zu sprechen und werden natürlich neugierig sein, was aus dieser Aktion wird. Die Namen der kleinen „Künstler“ werden natürlich auch unter der Bilder-Galerie genannt, sie werden also für ihr Engagement gewürdigt – ein weiterer Aspekt.

Meinen ganz persönlichen Dank an Yade Tokgöz für ihr zielführendes Engagement!

Klaus Schenck

rechts vorne: Yade Tokgöz mit den „Anti-Handy-Künstlern“, deren Zeichnungen sich unten finden.

Hinweis: Die Schüler haben komplett allein im Kunstunterricht gearbeitet – ohne Hilfe oder Korrektur von einer der Lehrerinnen.

Die Namen der Schüler von links nach rechts:

  1. Reihe: Max König, Emilia Haas, Adelina Lungu
  2. Reihe: Noah Ruf, Hanna Wagner, Magnus Ochs
  3. Reihe: Manuel Rost, Melina Dietz, Jana Meißner
  4. Reihe: Emily Fürstenau, Sophie Behringer- mit geschlossenem Handy, Hannes Volk
  5. Reihe: Sophie Behringer- mit aufgeklapptem Handy

Alle Artikel der Psychologie-Serie (soziale Medien) mit Links

Neue Artikel zur Mediennutzung an der Schule (der aktuellste steht immer oben)

Artikelreihe zu dem Buch von Prof. Busch: „Kopf frei – Wie Sie Klarheit, Konzentration und Kreativität gewinnen“. Tipps für Schüler

  1. „Alle Vorsätze sind für den Arsch, wenn man sich nicht daran hält“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
  2. „Die Aufmerksamkeit ist der Meißel des Gedächtnisses“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-aufmerksamkeit-ist-der-meissel-des-gedaechtnisses/
  3. „Wer zwei Hasen gleichzeitig jagt, wird keinen davon fangen“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/wer-zwei-hasen-gleichzeitig-jagt-wird-keinen-davon-fangen/
  4. „Where the focus goes, the energy flows“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/where-the-focus-goes-the-energy-flows/
  5. „Tagträumen ist vielleicht die wichtigste Arbeit in meinem Leben“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/tagtraeumen-ist-vielleicht-die-wichtigste-arbeit-in-meinem-leben/
  6. „Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/das-leben-der-eltern-ist-das-buch-in-dem-die-kinder-lesen/
  7. Generation Z: Dumbphone statt Smartphone: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/generation-z-dumbphone-statt-smartphone/

Handy-Artikel der Schülerzeitung

Ergänzendes Material: Manuskript plus Link zur YouTube-Sendung

Materialien für Schule und Deutsch-Abitur

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
Drei Internet-Kanäle:
Schul-Material: www.KlausSchenck.de
Schüler-Artikel: www.schuelerzeitung-tbb.de
Schul-Sendungen: www.youtube.com/user/financialtaime
Trailer: Auf YouTube ansehen
„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
Info-Flyer: Download

Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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