Der Schlüssel zum Erfolg

Draußen scheint die Sonne, es ist warm und vor deinem inneren Auge tut sich schon das Bild eines kühlenden Schwimmbeckens auf. Doch statt erfrischendem Wasser türmt sich vor dir ein Berg voller Dinge, die erst erledigt werden müssen. Du hast keine Lust und bist demotiviert, sehnst dich danach mit einem Fingerschnips alles von der Tischplatte zu zaubern und der ganzen Sache zu entgehen anstatt sie anzugehen. Wer kennt das nicht?
Aber woran liegt es bestimmten Aufgaben aus dem Weg gehen zu wollen? Warum tun sich andere leichter, während man selbst den dicksten Schweinehund überwinden muss, um bestimme Ziele zu erreichen. Woher kommt der innere Antrieb, etwas wissen zu wollen, etwas fertig zu bringen, auch wenn es Mühe erfordert?

Das Zaubermittel heißt Motivation. Ein Wort, das in unserer Zeit ständig Gebrauch findet. Eltern motivieren ihre Kinder dazu fleißig zu sein. Politiker müssen es verstehen ihre Wähler zu motivieren.
Diese psychische Kraft, die das menschliche Verhalten aktiviert und steuert, kommt dabei nicht ausschließlich von außen her, sondern kann aus dem Innern des Individuums selbst entstehen. Dabei wird zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden. Neugier, zum Beispiel, führt zur persönlichen Befriedigung und steuert das Lernen oder Arbeiten aus eigenem, inneren Antrieb. Die Exploration (Erforschung), die vor allem in unserer Kindheit eine sehr wichtige Rolle spielt, wird ebenfalls zur intrinsischen Motivation gezählt. Werden Verhaltensweisen allerdings aus der Erwartung heraus, eine nachfolgende Belohnung zu erlangen oder durch Aufforderungen aus dem sozialen Umfeld angetrieben, spricht man von extrinsischer Motivation. Diese stellt häufig das dominante Antriebskonzept dar, was an unserer Leistungsgesellschaft liegt. Sie lässt die intrinsische Motivation oft gar nicht zur Geltung kommen. Es wurde jedoch herausgefunden, dass Motivation, wenn sie intrinsisch bedingt ist, weitaus stärker ist und schneller zum Erfolg führt. Deshalb ist es wichtig schon von Grund auf für innere Motivation zu sorgen und das Interesse zu wecken. Denn, wenn Verhalten fast ausschließlich durch äußere Anreize, wie Anweisungen oder Belohnungen, gesteuert wird, sinkt die innere Beteiligung. Die Selbstmotivierungsfunktion, die dafür sorgt, dass aus der Tätigkeit selbst die Freude daran entspringt, das so genannte Flow, wird so außer Kraft gesetzt. Man kann Motivation also ein Stück weit erlernen. Trotzdem sind die Menschen von Person zu Person unterschiedlich und können sich entweder besser oder schlechter motivieren (lassen).

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen,
um Holz zu sammeln und ein Feuer zu machen,
sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten Meer.“
Antoine de Saint-Exupéry

Die Psychologie klassifiziert bestimmte Motive, die den Beweggrund einer Handlung ausmachen. Beispiele hierfür sind Ehrgeiz, Machtstreben, soziale Bedürfnisse oder Neugier. ‚Ehrgeizig‘ beschreibt zum Beispiel Personen, die dazu neigen, Hindernisse so schnell und so gut wie möglich zu überwinden. Diese Motive sind zwar in jedem Menschen vorhanden, unterscheiden sich aber in ihrer Ausprägung, die als Persönlichkeitsmerkmal betrachtet werden kann, d.h., sie ist über die Zeit hinweg relativ konstant.

Anders als Emotionen, die ebenfalls den Zustand des ‚Motiviertseins‘ beeinflussen, sind diese nicht beobachtbar, sondern können nur durch ihre Auswirkungen auf das Verhalten festgestellt werden.
Es wurde herausgefunden, dass das Mittelhirn, in welchem sich der ‚Kern der Motivationssysteme‘ befindet, enge Nervenfaserschaltungen mit den Emotions-Zentren besitzt. Nimmt ein Mensch etwas wahr, untersucht dieser automatisch, ob die Umwelt interessante Ziele in Aussicht stellt, für die es sich einzusetzen lohnt. Emotions-Zentren leiten diese Information an das Motivationssystem weiter und aktiviert dieses gegebenenfalls. Dabei schüttet es einen Botenstoff namens Dopamin aus, der ihm ein körperliches Gefühl des Wohlbefindens auslöst, das den Wirkungen einer Dopingprobe ähnelt. Diese Effekte versetzen den Organismus psychisch und physisch in einen Zustand von Konzentration und Handlungsbereitschaft.
Welche Vorraussetzung muss also erfüllt sein, damit die Motivationssysteme aktiv werden?

Aus neurobiologischer Sicht wurde erst kürzlich entdeckt, was Motivationssysteme eigentlich ‚wollen‘ und wie sie das Verhalten des Individuums lenken. Kern aller Motivation ist zwischenmenschliche Anerkennung, Wertschätzung, Zuwendung oder Zuneigung zu finden und zu geben. Wir sind also auf soziale Resonanz und Kooperation konstruierte Wesen. Alle Ziele, die wir in unserem Alltag verfolgen, – die Ausbildung, der Beruf – haben den uns meist unbewussten Sinn darin, dass wir damit zwischenmenschliche Beziehungen aufbauen oder erhalten wollen. Unser Bemühen liegt darin, als Person gesehen zu werden. Die Motivationssysteme schalten ab, wenn keine Chance auf soziale Zuwendung besteht und springen an, wenn Anerkennung oder Liebe im Spiel sind. Demnach ist es nachzuvollziehen, wenn wir Menschen beim Verlust einer nahe stehenden Person, einen Einbruch in unserer Lebensmotivation erleben.

Abraham Maslow hat dieses Bedürfnis schon 1943 in einer Motivklassifikation erwähnt. Nach dem amerikanischen Psychologen versucht der Mensch verschiedene Bedürfnisse zu befriedigen. Dabei ‚arbeitet‘ er fünf Stufen, eine nach der anderen, ab.

Die physiologischen Grundbedürfnisse wie Hunger (primäres Motiv) bilden dabei die erste Stufe. Sie sichern das Überleben und treten ganz automatisch immer wieder auf. Sicherheit legt er als zweite fest. Hierbei wird sowohl die Geborgenheit innerhalb einer Familie als auch die Sicherheit innerhalb der Gesellschaft betrachtet. Soziale Beziehungen und soziale Anerkennung (sekundäre Motive) gewinnen jetzt an Bedeutung, ob bei Kind oder Erwachsenen.
Erst wenn die genannten Bedürfnisse erfüllt wurden, will sich der Mensch, nach Maslow, selbst verwirklichen. Da die wenigsten in Deutschland weder an Hunger noch unter Angst leiden müssen, durch Schulen und andere Einrichtung in der Regel auch in einem guten sozialen Umfeld aufgehoben sind, fällt es uns leicht als Individuum aufzutreten oder sich mit Hobbies und Ähnlichem zu identifizieren. Eine totale Selbstverwirklichung kann nach Maslow allerdings nicht erreicht werden. Da der Mensch sich immer wieder neue Ziele sucht, nach denen er strebt.

Wie schon erwähnt, hängt die Motivation sehr stark mit Emotionen und auch Kognitionen zusammen.
Wird ein Kind für das Aufräumen seiner Spielsachen gelobt, dann fühlt es sich gut. Es merkt sich dieses positive Gefühl und strebt danach es wieder zu erfahren. Dieses ‚Glückserlebnis‘ trägt dazu bei für das nächste Mal motivierter zu sein und lernt dabei selbstständig alles in Ordnung zu bringen. Eine wichtige Rolle spielen hierbei Erlebnisse und Erfahrungen, deren physische Auswirkungen wie Gefühle gemerkt werden. Nach diesen vorausgegangen Ereignissen werden Situationen bewertet. Man spricht von einer kognitiven Bewertung.
Es kann zum Beispiel sein, dass Lisa, sobald sie einen Hund sieht, Angst bekommt und versucht sich zu entfernen. Letztes Jahr wurde ihre große Schwester von einem solchem gebissen. Leon dagegen geht freudig auf das Tier zu und lässt es an ihm hochspringen. Als Kind hatte er einen Hund, den er über alles liebte. Zwei unterschiedliche Personen also, die in dem Hund einmal eine Gefahr, einmal einen Spielkameraden sehen.
Solche Ereignisse lenken unser gesamtes Leben, so auch unser Berufsleben, unsere Karriere. Eine gute Basis, eine vorhandene innere Motivation, ist daher unerlässlich. Allerdings sollte auch das gute Arbeitsklima gegeben sein, da unsere Emotionszentren aus dem Umgang mit anderen Menschen lernt. Denkt man jeden Morgen an den mühsamen Arbeitstag mit anstrengenden Mitarbeitern, sollte man den Arbeitsplatz schleunigst wechseln, denn ohne Motivation, ohne Freude kommt es zu keinem Erfolg.

Artikel: Sylvia Diez

Materialien für Lehrer und Schüler

 

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