Persönliche Position:
Die übliche Handhabung der Kopfnoten finde ich ungerecht, unverantwortlich und unglaubwürdig.
- Ungerecht: Es entspricht absolut nicht der Wirklichkeit, dass nahezu alle Schüler in Mitarbeit eine Zwei („gut“!) verdienen. Es ist ungerecht gegenüber den Schülern, die eine Zweier-Leistung in Mitarbeit erbringen. Letztendlich hängt alles am Klassenlehrer, der die Noten vorschlägt, die meist dann auch durchkommen.
- Unverantwortlich: Mit diesem unbegründeten Notengeschenk stehlen wir uns aus unserer pädagogischen Verantwortung! Wir narkotisieren, wo wir aufrütteln müssten, wir bringen uns um die pädagogische Möglichkeit, Schülern ihren Mitarbeitsstand zu verdeutlichen und auf eine Intensivierung der Mitarbeit fordernd und mit angemessenen Noten hinzuwirken.
- Unglaubwürdig: Diese Notengeschenke machen uns außerhalb der Schule lächerlich. Bei Bewerbungen spielen die Kopfnoten wieder eine große Rolle. Mit unserer Kopfnoten-Nivellierung beweisen wir, wie wenig aussagekräftig unsere Noten sind!
I. Mitarbeitsnote
Vorschläge zur Änderung
Die folgenden zwei Vorschläge entstanden in mir bei Gesprächen mit Kollegen. Diese Vorschläge sind in rechtlicher Hinsicht nicht geprüft, sie sollten deswegen aber auch nicht gleich abgeschmettert werden!
- Vorschlag: 1/3-Lösung
Es wird vereinbart, dass bei ungefähr einem Drittel der Kopfnoten nicht die Note Zwei stehen darf, sondern die Noten Eins, Drei oder Vier.
Position: Dieser Vorschlag ist zwar relativ einfach zu handhaben und ist gerechter als unsere derzeitige Notengebung, hat aber etwas sehr Formalistisches an sich.
- Vorschlag: Alle Fächer zählen gleich viel
Jede Lehrkraft, die in der Klasse unterrichtet, muss (!) einen Notenvorschlag für Mitarbeit in das Notenheft eintragen, wobei der Klassenlehrer als Erster seine Vorschläge eingibt, so dass er eine gewisse Richtung andeutet, mehr aber nicht. Jedes Fach ist gleichwertig. Die Noten werden zusammengezählt und dann gemittelt.
Position: Falls diese Lösung rechtlich möglich wäre, fände ich sie die gerechteste. Besonders die Nebenfächer würden davon ungemein profitieren, da dann die Noten-Strategen unter den Schülern, die ihre Mitarbeit an taktischen Hauptfach-Erwägungen festmachen, Probleme bekämen. Auch zwingt dieser Vorschlag jede Lehrkraft, klar Notenfarbe zu bekennen.
II. Verhaltensnoten
Vorschlag mit Begründung:
Dem Klassenlehrer wird weitaus stärker als bisher die Möglichkeit zu einer von einer Zwei abweichenden Note eingeräumt. Eine Eins verdient teilweise der Klassensprecher, Schülersprecher, Chefredakteur bei der Schülerzeitung, alles junge Menschen, die sich für die Schule und für ihre Mitschüler engagieren.
Eine Drei oder gar eine Vier erhalten Schüler, die mehrfach zu spät kommen, ihre Entschuldigungen nicht pünktlich abgeben, ihre Hausaufgaben nicht machen, stören, das Handy im Unterricht benutzen, Täuschungsversuche bei Klassenarbeiten begehen usw. Oft kann dieses Fehlverhalten nur der Klassenlehrer beurteilen. Umgekehrt sollten wir Lehrkräfte deutlicher als bisher dazu übergehen, wieder Klassenbuch-Einträge zu machen, z. B. habe ich mit anderen Kollegen die Regelung, nicht gemachte Hausaufgaben sofort mit Eintrag festzuhalten, Gleiches gilt auch für Zuspät-Kommen (jeder abwesende Schüler wird sofort eingetragen, folglich kommt fast keiner mehr zu spät!).
III. Zielsetzung:
Gerechte und glaubwürdige Kopfnoten, die engagierte Mitarbeit fördern, Fehlverhalten aufzeigen und soziales Engagement würdigen.
Artikel und Fotos: Klaus Schenck, 2015
Dreißig Jahre Veröffentlichungen eines „Unzeitgemäßen“, dessen Warnungen damals sind heute beklagte Schulrealität: https://www.klausschenck.de/ks/veroeffentlichungen/paedagogik/index.html
Materialien für Lehrer und Schüler
- Alle Abi-Materialien auf einen Blick: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/abi-vorbereitung/ und Power-Paket für Abi-Kämpfer: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/gesamt-strategie-fuer-abi-kaempfer/
- „Die Stillen in der Schule“ – Ermutigung + Strategien bei Introversion – zum Lesen, Ausdrucken und Anhören: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
- „Jugend im Selbstspiegel“ – eigene Texte mit Zeichnungen, präsentiert in einer öffentlichen Lesung: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/der-mensch-mit-dem-schizophren-denkenden-herzen-und-der-verwirrten-seele/
- „Handy, Schule und unser Gehirn“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Handyverbot an Schulen – und wir haben ein Problem weniger!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Die Macht der Disziplin“ – diszipliniert → erfolgreicher, stressfreier und glücklicher: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- „Schülerzeitungsermutigung“ (22 Artikel) – Rückblick, Tipps und Strategien für Schüler-Freiraum: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – billiger Populismus gegen den Lehrerberuf durchs Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/