Eine Fehlentscheidung des Kampfrichters – na und?

Wie in vielen anderen Sportarten – und besonders in Kampfsportarten – ist bei Wettkämpfen der offizielle Kampfrichter, auch Obmann/Obfrau genannt, derjenige, der entscheidet, wer den Treffer gesetzt, wer sich eventuell nicht an Regeln gehalten hat und deshalb mit einer gelben, roten oder schwarzen Karte bestraft wird. Er ist auch derjenige, der generell die beiden aufeinandertreffenden Athlet*innen in Zaum hält. Wie auch in anderen Sportarten kommt es dadurch natürlich häufig zu Konfliktpotential, denn im Fechten müssen die Entscheidungen durch den Kampfrichter innerhalb von Sekunden getroffen werden. Zudem stehen auch die Kampfrichter bei einem Wettkampf unter Beobachtung und damit unter einem gewissen Druck.

Daher sei zuvor gesagt, dass ich den allergrößten Respekt gegenüber Kampfrichtern und Schiedsrichtern in jeglicher Sportart habe, denn sie machen jedes Mal aufs Neue einen unglaublichen Job. Nichtsdestotrotz ist es für einen Athleten/Athletin extrem schwierig, weiterhin absolut konzentriert zu bleiben und mit vollem Fokus im Gefecht zu sein, wenn eine externe Person, in diesem Fall der Kampfrichter, das Gefecht zusätzlich noch beeinflusst. Oft passieren Fehlentscheidungen zu Beginn eines Gefechts oder mitten in einem Gefecht. Hier ist es dann besonders wichtig, sich das Gefecht nicht durch den Ärger über die falsche Entscheidung nehmen zu lassen, sondern mental extrem schnell in der Lage zu sein, diesen Fehler zu akzeptieren, hinzunehmen und auch wieder abzuhaken. Denn nur dann wird man auch in der Lage sein, das Gefecht weiter in der Hand zu behalten und noch gewinnen zu können. Zusätzlich führen Diskussionen mit dem Kampfrichter oft zum Gegenteil des erwünschten Zustands. Denn auch Kampfrichter sind nur Menschen und fühlen sich durch Kritik an ihren Entscheidungen in ihrem Stolz gekränkt und die nächste enge Entscheidung könnte dadurch bewusst oder unterbewusst zugunsten des Gegners getroffen werden. Daher ist es nicht nur für die mentale Einstellung, sondern auch für die Beziehung zwischen Athleten und Kampfrichtern sehr wichtig, Fehlentscheidungen zu akzeptieren, folglich mit diesen professionell umzugehen. Kampfrichter sind keine Maschinen und machen Fehler wie wir Athleten eben auch. Um vor allem mental in der Lage sein zu können, Fehlentscheidungen zu akzeptieren, ist es wichtig mit Sportpsychologen zusammenzuarbeiten. Mit einem sogenannten Mentaltrainer erarbeitet man dann eine geeignete Strategie für solche Situationen. Mir persönlich hilft immer einmal bis zum Ende der Bahn zu gehen, dreimal tief durchzuatmen und dadurch eine gewisse Distanz zwischen meinem Ärger und der vergangenen Entscheidung zu bringen. Anschließend setze ich gedanklich mit einem Art Bild einen Haken an diese Entscheidung. Damit sind der Ärger und diese Entscheidung dann für mich abgehakt und es kann wieder voll konzentriert mit dem Gefecht weitergehen. Natürlich hört sich das so einfach an, aber es bedarf, wie so oft im Sport und auch im Leben, viel Übung und viele Trainingseinheiten.

Artikel: Anne Sauer, Florettfechterin, deutsche Nationalmannschaft

Fechtbilder: Augusto Bizzi/FIE

Materialien für Lehrer und Schüler

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
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„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
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Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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