Universität Würzburg
Wenn man Bwl studiert, ist man arrogant, trägt Polo-Shirts, hat seinen 2000 € Business Laptop stets griffbereit und ist durchwegs karrieregeil – in dieses Klischee wird ein Bwl-Student heutzutage gedrückt. Ganz zu schweigen davon, dass sowieso jeder dieses Fach studiert, der sonst nicht weiß wohin. Die Realität sieht glücklicherweise „etwas“ anders aus. Nach zwei Semestern Bwl auf Bachelor weiß ich es besser. Natürlich gibt ist einige Studenten, die einfach perfekt in dieses Klischeebild passen, aber zum Glück sind 80% meiner Kommilitonen auf dem Boden geblieben und wissen, auf was es ankommt. Im ersten Semester waren wir noch 600 Bwl Studenten, nach nur 2. Semestern ist diese Zahl auf 130 geschrumpft. Bis zum Bachelor-Abschluss wird wohl noch mal rund die Hälfte das Handtuch werfen. Dies liegt an verschiedenen Gründen: Zunächst einmal hat sich durch den Bologna- Prozess auch der deutsche Hochschulraum stark verändert. So muss ich im Gegensatz zu den Diplomern den Stoff in 3 Jahren und nicht in 4 Jahren lernen – natürlich mit einigen Einschnitten. Das 6-semesterige Studium hat neben festen Lernkomponenten viele Wahlbereiche und insgesamt einen Umfang von 180 ECTS (European Credit Transfer und Accumulation System). So steht man von Anfang an unter Druck, da jede Prüfung voll in die Abschlussnote einfließt und in Würzburg z.B. nach zwei Semestern mindesten 10 von 12 Prüfungen bestanden sein müssen – sonst wird man zwangsexmatrikuliert und darf an keiner deutschen Universität mehr Bwl studieren. Erwartungsdruck bzw. Angst, nicht weiter studieren zu dürfen, wurde bis jetzt für viele meiner Kommilitonen zum Verhängnis. Dazu kommt noch, dass die angestrebte Regelstudienzeit von 6 Semestern meisten überhaupt nicht eingehalten werden kann. Die Grenze liegt bei 8 Semestern und wird nicht selten ausgeschöpft. Ob nun Bachelor oder Diplom besser ist, da scheiden sich generell die Geister. Ich sehe beim Bachelor die Chance, ein Semester im Ausland durch das international etablierte Credit System auch voll angerechnet zu bekommen – im Gegensatz zum Diplom. Mit dem „Mehrstoff“ muss jeder klarkommen. Ich finde es okay. Mehr Stress vor den Prüfungen, dafür aber auch eine höhere Anerkennung des Bachelor-Abschlusses. Ganz allgemein ist Studieren eine total andere Form des Lernens. Von der starren Schulpflicht Tag für Tag und komplett festgelegten Lerninhalten hin zu selbstverantwortlichem Lernen. Die Professoren scheren sich nicht darum, wer nun die Vorlesungen und Tutorien besucht oder nicht, beantworten aber jede Frage und helfen gerne, wenn man auf sie zukommt. Man muss es aber selbst wollen. Wer ein Studium anfängt und sich nicht völlig dafür begeistern kann, wird es schwer haben dauerhaft am Ball zu bleiben – so auch bei Bwl.
Man entscheidet selbst, wie viel man macht, und wird in den Prüfungen merken, ob es gelangt hat. Ich selber halte die ersten acht Wochen für die besten. Diese acht Wochen sind es wohl auch, welche ehemalige Studenten über die schönste Zeit ihres Lebens philosophieren lässt. So besuche ich zwar fast alle Veranstaltungen und bereite den Stoff zum Verständnis nach, genieße aber mein Studentenleben in vollen Zügen. Die folgenden 5-6 Wochen dienen der Prüfungs-vorbereitung, dabei mache ich Schritt für Schritt immer mehr Abschnitte, was wie bei allen darin endet, dass für die letzten drei Wochen 6 Stunden lernen und mehr täglich – zusätzlich zu den Vorlesungen und Tutorien – üblich sind. Vor allem kurz vor den Prüfungen hat man vom Lernen reichlich die Schnauze voll. Wer gedacht hat, fürs Abitur hätte er gelernt zu lernen, wird sich erstmal umschauen müssen, wie viel mehr Zeit er in sein Bwl-Studium investieren muss – irgendwann fängt der Ernst des Lebens nun mal an. Viele scheitern dabei jedoch nicht an der Stoffmenge, sondern an der Allgegenwärtigkeit von höherer Mathematik. Erst ab dem 3. Semester wird es je nach Spezialisierung „unmathematischer“. Wer also mit Mathematik gar nichts anfangen kann, ist mit einem Bwl-Studium überhaupt nicht gut beraten. Wer in der Schule nur zu faul war, kann mit entsprechendem Einsatz aber auch diese Hürde meistern.
Das für sechs Semester vorgesehene Bachelorstudium ist in Form von einzelnen Modulen organisiert, die sich in Pflicht- und Wahlpflichtbereiche aufteilen. Man kann sich folglich nach dem Grundstudium nach eigenen Interessen spezialisieren. Je nach Universität variiert die Vielfalt an Wahlmöglichkeiten. Doch nicht nur deswegen sollte man sich bei der Suche nach der richtigen Universität viel Zeit nehmen. Genauso wie bei Medizin und Physik gibt es auch für die Bwl Top-Universitäten, die ganz oben in den Rankings stehen. Doch man muss natürlich das benötigte Potenzial mitbringen und die Auswahlkriterien sind hart.
Top Five BWL | Top Five VWL |
Uni Mannheim, WHU Vallendar, EBS Oestrich/Winkel , Uni Köln, Uni Münster | Uni Köln, Uni Bonn, Uni Mannheim, Uni München, Uni Münster |
Denn um so renommierter die Bwl-Fakultät (und natürlich um so besser die Noten), desto höher sind die Chancen auf einen Job direkt nach dem Bachelor-Abschluss und einem guten Einstiegsgehalt (durchschnittlich 42.000 € jährlich für einen Bachelor of Science). Schließt man sein Bachelor Bwl-Studium jedoch nur mit Ach und Krach ab, muss man sich erst einmal länger auf Jobsuche begeben, denn gerade die Betriebswirtschaftslehre weist weitaus mehr Absolventen auf, als der Arbeitsmarkt aufnehmen kann!
Materialien für Lehrer und Schüler
- Alle Abi-Materialien auf einen Blick: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/abi-vorbereitung/ und Power-Paket für Abi-Kämpfer: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/gesamt-strategie-fuer-abi-kaempfer/
- „Die Stillen in der Schule“ – Ermutigung + Strategien bei Introversion – zum Lesen, Ausdrucken und Anhören: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
- „Jugend im Selbstspiegel“ – eigene Texte mit Zeichnungen, präsentiert in einer öffentlichen Lesung: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/der-mensch-mit-dem-schizophren-denkenden-herzen-und-der-verwirrten-seele/
- „Handy, Schule und unser Gehirn“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Handyverbot an Schulen – und wir haben ein Problem weniger!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Die Macht der Disziplin“ – diszipliniert → erfolgreicher, stressfreier und glücklicher: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- „Schülerzeitungsermutigung“ (22 Artikel) – Rückblick, Tipps und Strategien für Schüler-Freiraum: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – billiger Populismus gegen den Lehrerberuf durchs Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/