Gedanken zum Benimm-Unterricht an Schulen

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Im Rahmen der Projekttage hatte ich die Gelegenheit einem schülerzeitungsinternen Projekt, einem  Benimm-Seminar, beizuwohnen. Genaueres zu diesem Projekt ist den entsprechenden Berichten der „Financial T (’a)ime“ zu entnehmen. Die Absicht der folgenden Ausführungen liegt darin, die Eindrücke dieses Projekts hinsichtlich der Frage zu analysieren, ob Benimm-Seminare bzw.- Unterricht an Schulen angeboten werden sollte(n).

Vielerorts trifft man bei dieser Frage auf Bedenken, die die Motivation und Begeisterung der Schüler für ein scheinbar so biederes Thema anzweifeln. Diese Bedenken hat zumindest der Verlauf des FT-Seminars schnell zu Nichte gemacht. Allein anhand der großen Anzahl von Fragen und Wortmeldungen  konnte man das Interesse der Teilnehmer spüren. Und insbesondere die lockere, aber dennoch arbeitsförderliche Grundstimmung innerhalb der Seminargruppe spiegelte die Anziehungskraft wider, welche dieses Thema für Schüler besitzen kann.

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Als herausragenden Gewinnaspekt eines solchen Kurses haben u.a. die Schüler selbst den Zugewinn an Sicherheit in (ersten) beruflichen Situationen beschrieben. Beispielsweise im Falle von Bewerbungsgesprächen kann es doch sehr hilfreich sein, auf ein Repertoire von Verhaltenstipps zurückgreifen zu können. Generell werden in beruflichen Situationen bestimmte Verhaltensweisen als selbstverständlich vorausgesetzt. Werden jedoch konkrete Situationen genauer betrachtet, geriet diese Selbstverständlichkeit rasch ins Wanken. Gebe ich zum Beispiel meinem Vorgesetzten die Hand, wenn ich ihn auf dem Gang treffe? Oder warte ich bis er mir die Hand entgegenstreckt? Hiermit sei nur eines von vielen Beispielen genannt.

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Genau diesem möglichen Mehrwert für die Schüler könnte man einen weiteren typischen Kritikpunkt solcher Benimmtrainings entgegensetzen. Für manchen Kritiker schwingt bei einer solchen Veranstaltung immer wieder eine Tendenz zur Einengung der eigenen, natürlichen Persönlichkeit mit. Doch unter Berücksichtigung einer entsprechenden Art und Weise der Gestaltung von Benimm-Schulungen und durch reine Abzielung auf den eben beschriebenen Gewinn geht man dieser Kritik aus dem Weg. Am Ende steht dann eben nicht eine Einengung der Persönlichkeit, sondern eine Erweiterung: Etwa in Form einer neu gewonnenen Handlungssicherheit in beruflicher Umgebung.

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Die FT-Benimm-Schulung hat noch einen weiteren interessanten Aspekt offen gelegt. Es ging hier eben nicht nur um ein stupides Vermitteln fixer Knigge-Regeln. Im Mittelpunkt standen Anregungen, die die Teilnehmer dazu bringen sollten, sich über das eigene Auftreten und Verhalten zunächst einmal Gedanken zu  machen. Wie verhalte ich mich und v.a. wie wirkt mein Tun auf andere? Nebenbei sei bemerkt, dass diese Fragen weit über den rein beruflichen Kontext hinausgehen. Exakt diese Reflexion wurde dann mit Hinweisen seitens der Seminarleitung unterstützt.
Die curriculare Einbettung eines Benimm-Unterrichts an Schulen ist in diversen Formen denkbar und übrigens auch schon Realität. Die ohnehin vollgepackten Stundenpläne verlangen hier freilich ein hohes Maß an Kreativität. Der von der FT beschrittene Weg in Form eines Projektes unter schulexterner Leitung gehört hier sicher zu einer realistischen Lösung.

köstler

Artikel:

Jan Köstler, Studienreferendar
jan.koestler@gmx.net

 Fotos:

Klaus Schenck

Fotos vom Benimm-Seminar:

Materialien für Lehrer und Schüler

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