Interview mit chinesischer Schülerin Dodo: Ein Austauschjahr in Deutschland

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Manyu Huang (Dodo), Schülerin an der chinesischen Shenzhen Middle School, einer Partnerschule unserer Schülerzeitung, nahm vor etwa einem Jahr all ihren Mut zusammen und hat mit nur 15 Jahren ein Austauschjahr nach Deutschland gewagt.

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Nur wenige Stunden vor dem Abflug zurück in ihre Heimat sitzt mir Dodo mit ihren Eltern und Freunden der Familie beim Essen gegenüber. Kurz zuvor hat sich die chinesische Delegation unsere Schule angeschaut und nun bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Abflug. Trotzdem nutze ich noch meine Chance Dodo über ihr vergangenes Jahr zu interviewen.

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Ihre Entscheidung, dieses eine Jahr in unser Land zu kommen, fiel, als sie noch  nicht einmal 2 Jahre die deutsche Sprache gelernt hatte. Ihre Motivation, dieses Erlebnis in Angriff zu nehmen, entsprang dem Wunsch unsere Sprache über das chinesische Unterrichtsdeutsch hinaus zu beherrschen, eine neue, bisher unbekannte Kultur kennenzulernen, sich vielleicht sogar einem Kulturschock entgegenzustellen und natürlich neue Leute kennenzulernen.

Die Wahl der richtigen Organisation für dieses Abenteuer fiel ihr nicht schwer. Das „Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V.“, welches eng mit Dodos Schule zusammenarbeitet, vermittelte neben vielen anderen Schülern auch sie mit ihrer Gastfamilie.

 Siehe auch: FT-Artikel: YFU – Ab ins Ausland!

Vor der Abreise plagte sie die Angst vor der Fremde und die Ungewissheit, ob sie mit der deutschen Sprache im Alltag klarkommen werde und wie schnell es ihr gelinge sich einzuleben. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Unbekannten gelang es ihr mit unserer Kultur zurechtzukommen. Mit ungefähr vier Monaten Eingewöhnungszeit solle man – laut Dodo – aber rechnen, bis man all das Neue nicht mehr furchterregend empfindet.

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In Deutschland angekommen war einiges anders, als sie es kannte. Auf meine Frage, was das Besondere an Deutschland sei, brauchte sie nicht lange nachzudenken: „die Freizeit“. Während in China die Schule von früh morgens bis spät abends gehe und somit die Zeit raube den Hobbys nachzugehen, bekam sie in Deutschland die Möglichkeit ihre Freizeit  auszuleben. Im letzten Jahr habe sie wieder angefangen  zu tanzen und Klavierunterricht zu nehmen, wofür ihr in China einfach nie Zeit geblieben sei. Genau das werde sie am meisten vermissen, wenn sie zurück in China ist, sagte sie mit einem bedrückten Gesicht.

Aber natürlich freue sie sich China, denn dort gebe es endlich wieder gescheites Essen. Es komme ihr nicht in den Sinn unser Essen zu kritisieren, doch logischerweise fehle ihr das richtige chinesische Essen, das man hierzulande nicht einmal in chinesischen Restaurants richtig hergestellt bekomme.

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Mit ihrem Auslandsjahr öffnete sie sich der internationalen Welt und konnte neue Freunde finden. Neben den vielen aufgenommenen Eindrücken unserer Lebensart und der Verbesserung ihrer Sprache konnte sie sich sogar noch Vorsätze für ihr Leben in China setzen. So beschreibt sie mir, dass sie anfangs geschockt gewesen sei, wie präzise wir Deutschen sind, ein Vorurteil, welches sich für sie bestätigt habe. Wir seien immer pünktlich, steif und planen einfach alles, aber genau das habe auch viele Vorteile. In ihrem bisherigen Leben habe sie einfach immer in den Tag hineingelebt und das gemacht, was sie gerade machen wollte, ohne viel darüber nachzudenken. Für die Zukunft würde sie sich gerne eine Scheibe von uns abschneiden und mehr deutsche Ordnung in ihr Leben bringen.

Als Abschluss blieb ihr nur noch Folgendes zu sagen: „Ich habe die richtige Wahl getroffen! Die Leute sind mega nett in Deutschland und ich habe dort viele Freunde  gefunden.“

Fotos:

Manyu Huang

Stefanie Geiger

Materialien für Lehrer und Schüler

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