Interview mit dem Direktor des Matthias-Grünewald Gymnasiums zum Thema Amok und den Morddrohungen am MGG

 

Wann und von wem wurden sie über die Drohung informiert?
Ich wurde von der Polizei kurz vor Schulbeginn informiert.

Nahmen sie die Drohung von Anfang an ernst?
Ich nahm sie sehr ernst.

Warum wurde die Schule erst in der zweiten Stunde geschlossen?
Wir mussten uns erst einmal kurzschließen, erst einmal kundig machen. Immerhin bestand die Möglichkeit, dass sich alles aufklären könnte. Dann entschieden wir uns aber doch, in Abstimmung mit der Polizei, für die Schließung.

Wie waren die Reaktionen im Lehrerkollegium?
Es herrschte Betroffenheit, teilweise Angst und Anspannung

Wieso wurde der Unterstufe die Wahrheit verschwiegen?
Wir wollten versuchen in Ruhe und ohne Panik die Sache planmäßig durchzuführen.

Haben sie schon etwas Ähnliches in Ihrer Laufbahn als Lehrer erlebt?
Es gab schon Fälle, in denen Dinge wie z.B. Beleidungen und Drohungen im Internet auftauchten, aber niemals in dieser Dimension.

Gibt es einen Notfallplan oder ein Signal?
Wir haben einen Krisenplan. Dieser wird jährlich in Abstimmung mit den Behörden aktualisiert. Dann gibt es natürlich auch Absprachen im Lehrerkollegium und Notfallnummern.

Gibt es so etwas wie ein „Notfallteam“?
Ja, am Regierungspräsidium gibt es dafür zuständige Psychologen und ein Notfallteam bei der Polizei.

Wie ist Ihr persönlicher Eindruck der Situation?
Für mich ist so etwas immer ein Zeichen der Verwahrlosung. Angefangen im Sprachgebrauch und dem Unwissen, was man sagt und tut. Es fehlt an Unrechtsbewusstsein.

Könnte so etwas noch mal geschehen?
Man kann so etwas nie ausschließen, sondern nur darauf hoffen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.

Würden Sie auf erneute Drohungen nochmals genauso reagieren?
Ja! Man sollte solche Drohungen immer ernst nehmen. Wir haben uns bereits überlegt, was gut ablief und was weniger funktionierte und daran werden wir uns orientieren.

Wie hätten Sie reagiert, wenn wirklich etwas passiert wäre?
Ich hätte die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Allerdings ist es schwierig nach einem bestimmten Muster vorzugehen. Es kommt immer auf die Situation an.

Wie sind Ihrer Meinung nach so viele verschiedene Gerüchte auf einmal in Umlauf gekommen?
Das ist nur logisch. Durch die moderne Technik gerät so etwas schnell in Umlauf. Eine Korrektur solcher Gerüchte ist nur möglich durch ein offizielles Statement der Staatsanwaltschaft oder der Pressestelle.

Was halten Sie davon, wenn Lehrer sich in Jugendchats einloggen?
Warum nicht? Solange dies keinen Einfluss auf die Noten der Schüler hat. Außerdem muss man in diesen Chats ja nicht alles von sich preisgeben.

Hat sich nach einem der Amokläufe der letzten Jahre etwas verändert?
Ja! Das Bewusstsein ist geschärft. Es müssen mehr Maßnahmen gegen Mobbing oder Probleme allgemein ergriffen werden.

Was, meinen Sie, hilft mehr, um dem „Problem Amoklauf“ vorzubeugen Verschärfung der Gesetze ( Waffen, Killerspiele) oder Psychologen an Schulen?
Man muss vieles tun. Jeder muss auf jeden achten. So entsteht ein soziales Netz von Verantwortung. Man kann solch eine Tat niemals ausschließen, aber man kann versuchen sie zu verhindern. Gute Ansätze sind die Einführung von Psychologen. Die sozialen Kompetenzen sollten im Vordergrund stehen.

Denken Sie, dass Mobbing ein großes Problem an Schulen ist?
Es ist immer ein Problem und das nicht nur in der Schule.

Sind Ihrer Meinung nach die Gründe für solche Taten bei der Familie, der Schule oder den „Bedrohten“ zu suchen?
Das ist immer abhängig von dem jeweiligen Fall. Ich sehe die gesellschaftlichen Entwicklungen eher skeptisch. Unsere Medien sind oft inhaltsleer. Sie vermitteln falsche Werte und einen falschen Anspruch an das Leben. Bei solch einer Tat kommen immer mehrere Elemente zusammen, die dann irgendwann zum „Ausbruch“ führen.

Interview: Carolin Kaiser (oben) und Katja Beck

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