Interview mit Direktor Deeg

Zeiten vergehen, ändern sich und man muss immer wieder einen bestimmten Lebensabschnitt abschließen, um eine neue, aber hoffentlich ebenfalls erfolgreiche Tür zu öffnen. So geht es auch unserem Schulleiter, Herrn Deeg, der dieses Frühjahr am 4. Februar offiziell Abschied von seiner Zeit als Direktor der Kaufmännischen Schule Tauberbischofsheim genommen hat.

Ich hatte die Chance, den Lehrer / Schulleiter und gleichzeitig einen der ersten Abiturienten dieses Wirtschaftsgymnasiums zu interviewen. Natürlich habe ich nicht nur Fragen zur zukünftigen Pensionärszeit gestellt, sondern ihn auch mit Fragen aus seiner Vergangenheit als Schüler, Lehrer und Schulleiter gelöchert.

                                                                                                                                        

Sie haben sicherlich die ganzen Jahre wenig Zeit für Familie und Hobbys gehabt. Nun wurden Sie offiziell am 4. Februar in den Ruhestand verabschiedet. Auf was freuen Sie sich am meisten?

Natürlich auf die Familie! Wir werden gemeinsam viele Urlaubsreisen außerhalb der Schulferien machen. Ich bin ein begeisterter Radfahrer und zusammen mit meiner Frau wandere ich gerne in den Alpen. Aber nicht nur das, Skifahren in Österreich oder der Schweiz gehört auch zu meinen Vorlieben.

Stimmt, da wird Ihnen sicher nicht langweilig. Aber Schüler würden jetzt sagen: Endlich! Weg aus diesem Schuppen! Wie fühlen Sie sich vermutlich bei Ihrer Verabschiedung, fällt es Ihnen in gewisser Hinsicht vielleicht auch schwer?

Selbstverständlich ist man erst einmal froh lästigen Pflichten zu entwei

chen. Das ist aber auch einer der wenigen Punkte. Klar, der Wecker klingelt nicht mehr, aber vor allem das Klima zwischen den Lehrern und den Schülern war etwas ganz Besonderes. Man hat immer wieder guten Kontakt geknüpft,

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vor allem auch durch die vielen Studienfahrten, Radtouren des Kollegiums. Zudem war es für mich immer wieder als Lehrer eine große Freude Schülern mein Wissen weiterzugeben. Ich konnte auch meistens mit einem Lächeln den Aufgaben des Schulleiters Tag für Tag entgegenblicken.

Dazu gehörten vor allem das Organisieren und Verwalten.

Um nun einmal einen Blick auf Ihr Schulleben zu werfen. Was hat sich seit der Zeit, in der Sie Schüler an dieser Schule waren, grundlegend verändert?

Vor allem das Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern hat sich grundlegend geändert. Früher war man mehr autoritär und heute kann man sagen, es ist vertrauensvoll und die meisten Lehrer haben ein offenes Ohr für ihre Schüler. Die Zusammenarbeit funktioniert einfach besser.

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Das Gebäude ist allerdings von außen immer noch dasselbe. Doch im Herz der Schule hat sich einiges verändert: Die Schülerzahl ist deutlich höher und das Kollegium hat sich verdreifacht. Außerdem muss einembewusst sein, dass damals ein Abiturientenjahrgang aus lediglich zwanzig Schülern bestand. Das ist heute natürlich ganz anders! Das kommt natürlich auch daher, dass den Menschen stärker bewusst ist, dass sie einen höheren Abschluss machen sollten, was damals nicht selbstverständlich war.

Sie haben den direkten Vergleich, heute oder früher? Wann und warum wären Sie lieber Schüler gewesen?

Also – eigentlich will ich gar kein Schüler mehr sein! :-P

Ich habe probiert, während ich mir Gedanken gemacht habe, wie ich das Interview gestalte, unseren Schulleiter als Schüler vorzustellen. Leider hat das nicht so wirklich funktioniert. Wie würden Sie sich charakterisieren, wenn Sie einen Blick auf Ihre Schulzeit werfen? Jetzt können Sie sicherlich Informationen auspacken, die sonst an dieser Schule keiner so genau weiß! ;-) 

Ja, also eigentlich war ich kein Draufgänger, aber auch kein Streber. In meiner Klasse war ich recht gut integriert, nur gegenüber den Lehrern etwas kritisch und aufmüpfig. Einmal starteten wir einen Aufstand gegen die Lehrer, um deren autoritären Führungsstil zu verändern! Unter anderem klebten wir kritische Texte an die Türen.

Ein andermal wurde unser Englischlehrer stinksauer. Da er meinte, er müsse eine unangekündigte Klassenarbeit schreiben, weigerte sich die ganze Klasse nur ein Wort auf das Blatt zu schreiben. Unser Lehrer hat dann das Klassenzimmer empört verlassen. Das sind Erinnerungen, die einfach haften bleiben.

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Na, hättet ihr den frischen Abiturienten erkannt?

Wie viele Lehrer unterrichteten zu Ihrer Zeit?

Heute kaum zu glauben, aber es waren lediglich 14.

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Was hätten Sie gerne aus Ihrer Schulzeit mitgenommen, was bis heute hätte erhalten bleiben sollen?

Naja, durch Ferienjobs hat man viel praktisches Wissen in das Schulleben mitgenommen. Und ich meine Ferienjobs nicht wie heute, sondern damals hat man auf dem Bau geholfen, für die Zukunft Erfahrung gesammelt, die heute fehlt.

Auch konnte man sich in schulischer Hinsicht auf Sachen verlassen. Was man gelernt hatte, konnte man sich sicher sein, wurde abgefragt. Das heutige Abitur geht weit über dieses Wissen hinaus.

Über welche Veränderungen sind Sie heute froh?

Vor allem die Atmosphäre zwischen Lehrern und Schülern ist einmalig. Schüler dürfen heute ihre Meinung sagen, können Dinge hinterfragen! Das war früher eher weniger möglich. Was der Lehrer sagt, war Gesetz, so könnte man das sagen! :-D

Und nach dem Abitur, hatte Sie nicht genug von der Schule? Was hat Sie dazu bewegt, Lehrer zu werden und an dieser Schule zu unterrichten?

Ich hatte damals positive Vorbilder von Lehrern und außerdem erfreut mich immer wieder der Umgang mit Schülern.

 

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         Na, da erkennt man doch so manchen Lehrer wieder!

 

Was macht diese Schule für Sie einzigartig?

Den Schülern werden Angebote über den Unterricht hinaus geboten, wie zum Beispiel die SMV-Skifreizeit, die Alpenüberquerung, die Projekttage und viele weitere Besonderheiten, die vielleicht nicht jede Schule bieten kann. Das ist das, was vor allem unsere Schule auszeichnet.

Um nicht euch zu vergessen, eine internationale Schülerzeitung, die unser Wirtschaftsgymnasium viel bekannter macht.

Aber am meisten, wie oben schon erwähnt, liegt mir der gute Kontakt von Lehrern und Schülern am Herzen. Wir bieten mit dieser Schule den Schülern einen Neuanfang. Die Schüler fangen als unbeschriebenes Blatt an.

Ja, das stimmt, das wird wohl einer der wichtigsten Punkte sein. Um das Interview nun abzuschließen. Was geben Sie ihrem Nachfolger mit auf den Weg?

„Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.”

Vielen Dank, Herr Direktor Deeg, für das Interview! Und für den neuen Lebensabschnitt Ihnen alles Gute!

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  Bericht: Anna Winkler

             Redakteurin

            

 

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