Kafka: „Der Verschollene“, Inhalt in Briefform

Liebe Schülerinnen und Schüler,

hier in lockerer Form ganz kurz der Inhalt von Kafka: „Der Verschollene“. Das Roman-Fragment spielt um 1900 in Amerika.

Der 14- bis 15-jährige Karl wird in seinem Elternhaus in Prag ziemlich derb von der Köchin verführt, Ergebnis: sie schwanger und er nach Amerika verbannt. Auf dem Schiff im Hafen von New York trifft Karl eher zufällig auf seinen steinreichen Onkel. Karl bemüht sich schwer, dem kinderlosen Onkel alles recht zu machen, und dieser erweckt den Eindruck, in Karl seinen Nachfolger zu sehen. Zum Freundeskreis des Onkels gehören die ebenfalls schwerreichen Herren Pollunder und Green. Pollunder hat eine Tochter und lädt Karl in sein Landhaus ein. Der Onkel gibt zwar seine Einwilligung, unterschwellig ist er aber gegen diese Einladung. Auf jeden Fall freut sich Karl mächtig, endlich mal rauszukommen. Als Pollunder mit seinem jungen Gast auf dem riesigen Areal ankommt, ist Green schon anwesend, was nicht nur Pollunder, sondern auch Karl gewaltig stinkt. Und Green führt sich dort dann auch noch entsprechend ungehobelt auf. Tochter Klara, durchtrainierte Kampfsportlerin, zeigt dem jungen Gast, als beide allein sind, wo der Barthel den Most holt und geht ihm voll an die Wäsche – Karl will jetzt nur noch eines: zurück zum Onkel! Green zögert die Rückkehr Karls mit allen Tricks raus, um ihm in bösartiger Schadenfreude um Mitternacht den Brief des Onkels zu überreichen, der ihn aufgrund seiner „Fehlentscheidung“ für „ewig“ verstößt. Mitten in der Nacht macht sich Karl auf den Weg und trifft in einer billigen Absteige auf die zwei Kleinkriminellen Delamarche und Robinson, die mit ihm weiterziehen, um ihn auszunehmen. Nach Gemeinheiten verlässt Karl die Arbeitsscheuen und nimmt eine Stelle als Liftjunge in einem noblen Hotel an, was er der dortigen Oberköchin verdankt. Nach einer gewissen Zeit taucht Robinson – sturzbetrunken – im Hotel auf und blamiert Karl bis auf die Knochen: Karl fliegt raus, muss sogar regelrecht fliehen und verliert dabei all seine Papiere. Er landet in der komplett verkommenen Gemeinschaft von Delamarche, Robinson und dem tyrannischen „Fleischkoloss“ Brunelda, einer abgestürzten Sängerin. Karl wird mit Gewalt gezwungen, dieser elenden „Gesellschaft“ zu dienen. Warum auch immer – es handelt sich um ein Fragment Kafkas, deshalb fehlen Teile – sind die beiden Kleinkriminellen weg, das Geld Brundeldas vermutlich auch und Karl karrt Brunelda in einem Leiterwagen in ein Bordell, wo sie freundlich aufgenommen wird, möglicherweise arbeitet Karl dort auch. Später sieht er zufällig am Straßenrand ein riesiges Plakat des gigantischen Theaters von Oklahoma: brauchen alle, bieten Arbeit! Karl fährt mit seinem letzten Geld zum Bewerbungsort, einer Rennbahn, und nun wird es komplett surreal, ihr würdet sagen: durchgeknallt. Zum Empfang blasen hundert als Engel verkleidete Frauen auf Podesten wie gestört in Posaunen. Karl – ohne Papiere – bewirbt sich mit seinem Kindheitstraum als Ingenieur, wird aber von einer Kanzlei zur nächsten weitergereicht und landet schließlich in der für „technische Arbeiter“ – unterste Kategorie. Dies wird nur noch davon getoppt, dass er sich, auf die Frage nach seinem Namen, „Negro“ nennt. Am Ende fährt der jetzt Identitätslose voll Optimismus mit dem Zug Richtung Oklahoma, jedoch deutet alles darauf hin, dass Karl seinem endgültigen Scheitern/Tod entgegenrattert.

Das war ganz, ganz kurz der Inhalt. Für ein Kafka-Werk ist das Fragment noch relativ klar, also, motzt nicht, lest es!

Klaus Schenck

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Inhalt/KURZGEFASST (15 Minuten): https://www.youtube.com/watch?v=KoBDPqRojAA 

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Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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