„Lebensbeichte“ eines Prokuristen

Ein Bericht von Michael Schneider, Volksbank Main-Tauber eG

Vor zwanzig Jahren begann Michael Schneider seine Ausbildung in der Bank und war damals an der Kaufmännischen Berufsschule Tauberbischofsheim. An der Feierstunde zur Zeugnisübergabe in der Aula berichtete er über seinen Werdegang, aber auch über die Herausforderungen für die Zukunft. Seine persönlichen Tipps und Anregungen begeisterten die Schüler.

Der erste Tipp:
Immer offen und ehrlich bleiben, auch wenn es mal unangenehm ist.

In Werbachhausen ist Michael Schneider aufgewachsen. Mit der 11. Klasse verließ er dann das Matthias-Grünewald-Gymnasium in Tauberbischofsheim, da er „keine Lust mehr auf Schule“ gehabt habe und es auch damals sehr schwer war, eine Ausbildungsstelle zu bekommen.

Dieser Punkt sei dann auch in den meisten Bewerbungsgesprächen eine Frage gewesen und es habe sich gezeigt, dass die Gespräche am besten verlaufen seien, in denen dieser Punkt offen angegangen worden sei. Es sei genauso wie bei mündlichen Prüfungen, man solle nie versuchen Unwissenheit zu vertuschen, wenn man etwas nicht wisse.

Zweiter Tipp:
Training von schwierigen Situationen

Eine Ausbildungsstelle habe er dann bei der damaligen Raiffeisenbank Wenkheim eG erhalten. Aber auch die Gewissheit, nicht übernommen zu werden. Somit holte er nach Abschluss der Ausbildung und Bundeswehr zunächst die Fachhochschulreife beim Berufskolleg in Bad Mergentheim nach. Hintergrund sei auch gewesen, dass für die Jobs, die ihm Spaß gemacht hätten, nur Absagen gekommen seien bzw. ein Studium Voraussetzung war. Er habe aber immer die Chance genutzt und jedes Vorstellungsgespräch oder auch an jeder Einstellungsrunde teilgenommen, einfach um Erfahrungen zu sammeln. „Denn auch das kann man trainieren,“ so Michael Schneider.

Dritter Tipp:
Neuland wagen

Nun sei er vor der Frage gestanden, wenn Studium, dann welches und ob das Thema „Bank“ denn überhaupt noch das richtige sei. Die Bankakademie in Frankfurt habe zu dem Zeitpunkt mit einem ganz neuen Studiengang gestartet, bei der an drei Tagen Vorlesungen an der Hochschule für Bankwirtschaft waren und man an drei Tagen in einer Bank arbeitet. Er habe nicht gewusst, was auf ihn zukomme, da es noch keine Erfahrungen mit diesem Studium gab.

Vierter Tipp:
Netzwerke aufbauen und Kontakte halten

Bei guter Leistung sei eine Übernahme bei diesem Studiengang ziemlich sicher gewesen. Er sei ein Jahr als Firmenkundenberater in Skandinavien gewesen. In den darauf folgenden drei Jahren betreute er Kreditgenossenschaften in Württemberg und konnte viele Kontakte knüpfen. Durch den Besuch des Genossenschaftlichen Bankführungsseminars bei der Akademie deutscher Genossenschaften in Montabaur erlangte er die theoretische Qualifikation, eine Bank zu leiten.

Die Kontakte, die er in dieser Zeit geknüpft habe, seien ihm heute noch von Nutzen, denn man müsse „das Rad nicht immer wieder neu erfinden“. Man könne erheblich Zeit einsparen, wenn man einfach mal zum Telefonhörer greift und nachfragt, wie andere das machen. Dies breche niemanden „einen Zacken aus der Krone“.

Fünfter Tipp:
Ein Ziel haben, das langfristig verfolgt wird

Durch einen Anruf in Tauberbischofsheim habe er erfahren, dass dort die Abteilung Gesamtbanksteuerung neu strukturiert werde und daraufhin habe er sich beworben. Seit Juli 2001 ist nun Michael Schneider Prokurist bei der Volksbank Main-Tauber eG und zuständig für Gesamtbanksteuerung, also das Controlling der Bank und die Marktfolge Kredit.

Es mache sehr viel Spaß wieder in der Region zu arbeiten und zu wohnen. Aber es sei auch sehr hilf- und lehrreich gewesen, einige Jahre in Frankfurt zu verbringen und über den Tellerrand hinauszuschauen. Er sei der Auffassung, dass nach der aktuell schwierigen Situation, in der sicherlich viele ihre Verträge nicht verlängert bekommen, gut qualifizierte und motivierte Kolleginnen und Kollegen wieder verstärkt gebraucht werden. Auch zukünftig bestehe ein anhaltend hoher Bedarf an gut ausgebildeten Mitarbeitern.

Es sei deshalb schon heute wichtig, sich auf Veränderungen einzustellen und diese mitzugehen. Dies beginne in erster Linie mit einer räumlichen Flexibilität.

Sechster Tipp:
Weiterbildung ohne sich auf einer Schiene festzufahren

Die qualitativen Anforderungen werden sich aber auch in den kommenden Jahren deutlich verändern.

Vertriebsorientierung sowie die persönlichen und sozialen Kompetenzen werden dabei im Vordergrund stehen. Vor allem im Kundenkontakt seien dabei heute bereits hohe Defizite zu erkennen. Viele Banken haben bereits heute Probleme, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Dafür gäbe es eine Reihe von Gründen. Das Image der Banken und die traditionell hohe Wertschätzung des Berufs Bankkaufmann seien in den letzten Jahren stark gesunken.

Durch die demographische Entwicklung drohe in wenigen Jahren eine zusätzliche Verschärfung des Mangels an guten Arbeitskräften. Die Zahl der Schulabgänger werde durch den Geburtenknick ab dem Jahr 2008 drastisch abnehmen.

Von daher sei es wichtiger denn je, sich durch eine gute Qualifikation und Weiterbildung, aber vor allen Dingen durch hervorragende persönliche Eigenschaften hervorzutun.

Dabei solle man sich nicht auf eine Schiene festfahren, sondern immer eine EXIT-Strategie im Hinterkopf halten, die es einem ermöglicht, handlungsfähig zu bleiben. Nur so könne eine Arbeit auch Spaß und Freude bereiten.

Siebter Tipp:
Veränderungen erkennen und darauf eingehen

Die Veränderungen und die damit einhergehende Veränderungsbereitschaft seien generell die größte Herausforderung.

Ständige Veränderungen prägen nicht nur die Wirtschaft. Auch die Politik, die gesellschaftlichen Institutionen und alle Bürger und Bürgerinnen privat seien herausgefordert, sich dem Wandel zu stellen, ihre Chancen zu ergreifen und damit Zukunft zu gestalten.

Die Veränderungskultur des 21. Jahrhunderts werde von Mega-Trends wie Individualisierung, Liberalisierung, Globalisierung und von neuen Technologien angeschoben.

Megatrends seien dabei Entwicklungen, die einen entscheidenden Einfluss auf die Zukunft haben.

Als Schlusssatz gab Michael Schneider den angehenden Kaufleuten auf den Weg:

„Man muss die Dinge im Leben so nehmen, wie sie kommen, aber man muss alles dafür tun, dass sie so kommen, wie man will.“

Artikel: Michael Schneider, Volksbank Main-Tauber eG

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