Die Yips – „young illiberal progressives“
„Die westliche Welt kennt eine neue Spezies: die Yips. Seit einigen Monaten widmen internationale Medien diesen «young illiberal progressives» ausführliche Berichte und Analysen. In der Schweiz erhielt ein Artikel in der «Sonntags-Zeitung» zum Thema jüngst besonders viel Aufmerksamkeit. Er fasste die Ergebnisse einer breit angelegten europäischen Studie zusammen. Titel: «Links, urban, gebildet – und intolerant».
Die Kernaussage des Berichts: Je gebildeter, reicher, städtischer und linker eine Person ist, desto weniger akzeptiert sie Menschen, die ein anderes Weltbild haben. Konservative auf dem Land hingegen gingen grosszügiger mit Andersdenkenden um.
In der Studie des Mercator-Forums an der TU Dresden wurde streng genommen nicht die Toleranz abgefragt, sondern die «affektive Polarisierung» – also die Tendenz, eine starke Sympathie für politisch Verbündete zu hegen und gleichzeitig eine Antipathie gegenüber politischen Gegnern. Diese Art der Polarisierung sei bei linken Stadtbewohnern besonders ausgeprägt.“
Link: https://www.nzz.ch/meinung/toleranz-in-zuerich-die-staedtische-linke-hat-ein-problem-kommentar-ld.1754743 18.11.2023
Linke Spalter
„Sind Linke gar nicht so tolerant, wie sie denken? Dies legt zumindest ein Artikel der SonntagsZeitung mit dem Titel «Links, urban, gebildet – und intolerant» nahe. Die Autorin geht dabei auf eine Studie des Mercator Forum Migration und Demokratie am Zentrum für Verfassungs- und Demokratieforschung der Technischen Universität in Dresden ein…
Besonders intolerant seien also nicht die Konservativen auf dem Land, sondern eben die urbanen Linken.
Dies rühre besonders daher, dass Linke glauben, sie würden sich stets für das Gute einsetzen. Wer also eine andere Meinung vertritt, steht daher automatisch auf der Seite der Bösen, sagt der Schweizer Politologe Michael Hermann zur «SonntagsZeitung». Wer also «zur Kategorie der Bösen oder Unterdrücker zählt», müsse nicht mit Empathie rechnen, so Hermann.
Es sei also die Linke, die die Spaltung der Gesellschaft mit ihrer Intoleranz vorantreibe. Dabei sei es grundsätzlich kein Problem, wenn Menschen unterschiedlicher Meinung sind. Problematisch sei, wenn sich negative Gefühle gegenüber Menschen mit anderer Meinung einstellten. Dann spricht man von affektiver Polarisierung und ebendiese sei auf linker Seite ausgeprägter wie bei Konservativen oder Rechten.“
Link: https://www.watson.ch/international/eu/553998493-linke-intoleranz-was-die-mercator-studie-wirklich-zeigt 18.11.2023
Tolerant: Nichtwähler + Anhänger konservativer Parteien
„Die Befunde zeigen, dass ältere Menschen, Personen mit höherem Bildungsabschluss und Einkommen sowie Bewohner:innen von Großstädten gegenüber Andersdenkenden die stärksten negativen Gefühle hegen. Auch politische Orientierungen spielen eine Rolle: Wer sich politisch als ‚links‘ beschreibt, ist im Schnitt deutlich stärker polarisiert als Menschen, die sich eher ‚rechts‘ verorten. Wähler:innen von linken bis linksextremen sowie grünen und ökologischen Parteien sind europaweit signifikant stärker polarisiert als andere. Die geringste Abneigung gegenüber Menschen mit unterschiedlichen Ansichten besteht bei Nichtwähler:innen sowie bei der Wählerschaft christdemokratischer oder konservativer Parteien.“
Link: https://tu-dresden.de/tu-dresden/newsportal/news/migration-polarisiert-rechte-klimawandel-linke-midem-studie-zeichnet-bild-der-konfliktlinien-europas 18.11.2023
Polarisierung: Gendern und die Tyrannei der „Gut-Menschen“
- Kostüme der AWO-Seniorentänzerinnen auf der Bundesgartenschau (Buga): politisch nicht korrekt!
- Wörter: politisch nicht korrekt!
- Filme: politisch nicht korrekt!
- Kunstwerke: politisch nicht korrekt! (Fritz During: Frauenstatue „Primavera“, 50er Jahre [Vorwurf: zu gebärfreudiges Becken], Uni Flensburg)
- Kinderbücher: politisch nicht korrekt!
- Literatur: politisch nicht korrekt!
- Deutsch-Abi-Lektüre (Koeppen/“Tauben im Gras“): politisch nicht korrekt!
- Namensgeber eines Gymnasiums (Preußler-Gymnasium, Pullach): politisch nicht mehr korrekt!
- Udo Lindenbergs „Oberindianer“ (= Erich Honecker) in „Sonderzug nach Pankow“: Okt. 2024 – politisch nicht mehr korrekt!
„Was mich jedoch aggressiv macht, ist das triefende Moralin der selbst ernannten ‚Gut-Menschen‘, das jeden Humor, jedes Lachen, jede Selbstkritik in seiner Moral-Hybris ertränkt. Die Moral-Wächter peitschen mit der ‚political correctness‘ jeden abweichenden Gedanken aus. Die Tyrannei der ‚Gut-Menschen‘ mit ihrer ‚Political-correctness-Keule‘ kennt – wie jede Tyrannei – kein Sowohl-als-Auch, sondern nur ein Für-Uns oder ein Gegen-Uns: weiße Hüte und schwarze Hüte, aber keine grauen. Ein verräterisches Wort und das Urteil ist gesprochen. Moralin-Schaum vor dem Mund, das Messer zwischen den Zähnen wird ständig zensiert und die Lebendigkeit liquidiert. Der Inhalt spielt zunächst keine Rolle, zuerst beginnt die Zensur: sind alle Gender-Forderungen eingehalten, auch wenn der Text vor lauter männlichen, weiblichen, diversen Formen kaum noch verständlich ist? Der Inhalt wird sekundär gegenüber den eingehaltenen Tugend-Diktaten.
Meine Texte atmen Ästhetik, beim lauten Lesen klingen sie für sensible Ohren musikalisch, in meine Texte gieße ich mein Sprachgefühl, komponiere Worte zu Sprachgeweben, meine Sprache lasse ich nicht mit dem angemaßten Gerechtigkeits-Schwert einer Minderheit exekutieren. Auch bin ich nicht bereit, mich ständig wie ein kleines Kind zu irgendeinem Gut-Menschtum erziehen zu lassen; ständig gesagt zu bekommen, was für mich eigentlich das Richtige sei, wie mein Denken zu funktionieren habe, mit wem Mitleid angemessen ist und über wen ich hinwegtrampeln darf. Kriterium dabei ist nicht die Sache, sondern ob die Sache einen schwarzen Hut trägt oder einen weißen, zu den Guten oder den Bösen gehört und dies legen die Tugend-Wächter fest – stets in der Minderheit, aber gleichzeitig stets in der Anmaßung nicht hinterfragbarer göttlicher Einsichten.
Dieser Manichäismus von Licht und Finsternis, dieses ständige bewertete Sortieren, dieses hundertprozentig klare Trennen in Gut und Böse, in Zustimmung und Ablehnung sprengt mein Denken, raubt meinem Geist das Sowohl-als-Auch, nimmt mir die Freiheit der Weite, des Vereinens des Getrennten, die Bereicherung in der Unterschiedlichkeit. Jeder ‚Minderheiten-Spleen‘ bekommt heute die große Bühne, wir aber, die Mehrheit, sind ins Parkett verbannt und sollen als Zuschauer dem Treiben applaudieren. Auch Mehrheits-Empfinden, Mehrheits-Ängste, Mehrheits-Gedanken verdienen ihre Bühne und für diese Mehrheits-Bühne schreibe ich dieses vorliegende Buch!“
Klaus Schenck: „Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“. Bange-Verlag, Hollfeld, 2020, S. 72f. (Auseinandersetzung mit dem Buch von Joachim Gauck: „Toleranz – einfach schwer“ [2019]) Infos zum „Lehrerbuch“: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f02-buch-1.-flyer-ueberblick-internet.pdf
Lösung: Zuhören, ohne zu werten – sich interessieren, ohne zu verurteilen
Mein Empfinden von 2020 deckt sich exakt mit den Ergebnissen der Studie des Mercator-Forums an der TU Dresden (veröffentlicht: 18. Juli 2023). Mich nervt nicht das Gendern, mich nervt die dahinterstehende Intoleranz, diese Anmaßung, aus der selbstherrlichen „Position der Guten“ unerbittlich Andersdenkende aburteilen und verdammen zu dürfen. Diese ideologische Schwarz-weiß-Unduldsamkeit ist mir verhasst!
Wir leben in polarisierten Zeiten, aber es gibt eine Lösung: Zuhören und sich interessieren! Und dann auch mal das Gehörte stehen lassen! Mit meinem ruhigen, von wirklichem Interesse geleiteten Fragen öffne ich die andere Seite dazu, im Anderen den Menschen zu sehen, der nur eine andere Ansicht vertritt – nicht mehr, nicht weniger, aber dennoch ein schätzenswerter Mensch bleibt! Das ist meine Brücke zum Anderen, eine Brücke, die im Privaten viel verändert und im Gesellschaftlichen ein respektvolles Miteinander ermöglicht, auch ohne gemeinsame Position – gelungene Aufhebung der „affektiven Polarisierung“!
Zusammenstellung + Artikel: Klaus Schenck, 2024
Der gesamte Artikel aus dem „Lehrerbuch“ zu Joachim Gauck: “Toleranz – einfach schwer“: Link: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f02-gauck-toleranz-buch.pdf
Aktuelle politische Positionierung: „Trump – Die Auferstehung Cipollas?“ (aus den Deutsch-Abi-Materialien zu Thomas Mann: „Mario und der Zauberer“): Link: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/trump-die-auferstehung-cipollas/
Materialien für Lehrer und Schüler
- Alle Abi-Materialien auf einen Blick: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/abi-vorbereitung/ und Power-Paket für Abi-Kämpfer: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/gesamt-strategie-fuer-abi-kaempfer/
- „Die Stillen in der Schule“ – Ermutigung + Strategien bei Introversion – zum Lesen, Ausdrucken und Anhören: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
- „Jugend im Selbstspiegel“ – eigene Texte mit Zeichnungen, präsentiert in einer öffentlichen Lesung: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/der-mensch-mit-dem-schizophren-denkenden-herzen-und-der-verwirrten-seele/
- „Handy, Schule und unser Gehirn“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Handyverbot an Schulen – und wir haben ein Problem weniger!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Die Macht der Disziplin“ – diszipliniert → erfolgreicher, stressfreier und glücklicher: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- „Schülerzeitungsermutigung“ (22 Artikel) – Rückblick, Tipps und Strategien für Schüler-Freiraum: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – billiger Populismus gegen den Lehrerberuf durchs Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/