Reif für die Uni?

Endlich! Sie haben das Abitur geschafft, sich für Ihr Wunschfach an der von Ihnen bevorzugten Universität eingeschrieben bzw. immatrikuliert, wie Sie jetzt als frischgebackener Studierender sagen, ein Zimmer haben Sie auch – es kann also losgehen mit dem Studium!

Unter Ihre Freude über Ihre vielen neuen Freiheiten mischt sich vielleicht ein unsicheres Gefühl und die Frage: Bin ich, wie mir mein Abiturzeugnis, welches korrekt Hochschulreifezeugnis heißt, attestiert, wirklich reif für die Uni?

Machen Sie folgenden kleinen Test. Die Auflösung finden Sie am Ende des Artikels.

1. Trauen Sie sich zu, drei bis fünf Jahre an einer Sache dran zu bleiben?
. Ja . Eher nicht . Nein
2. Können Sie sich vorstellen, ggf. für eine Klausur im Studium so viel lernen zu müssen wie für Ihre gesamte Abiturvorbereitung?
. Ja . Eher nicht . Nein
3. Lassen Sie sich von einem Misserfolg schnell entmutigen?
. Ja . Eher nicht . Nein
4. Sind Sie bereit, auf die ultimative Semesterparty zu verzichten, um auf eine Klausur zu lernen?
. Ja . Eher nicht . Nein
5. Wenden Sie eine Lerntechnik an, mit der Sie sich schnell und effizient neues Wissen aneignen können?
. Ja . Eher nicht . Nein
6. Erstellen Sie für zu erledigende Aufgaben eine mit einem Zeitplan gekoppelte To-do-Liste und halten Sie die Vorgaben ein?
. Ja . Eher nicht . Nein
7. Stimmt es Ihrer Meinung nach, dass das Internet nur eine Informationsquelle neben vielen anderen ist?
. Ja . Eher nicht . Nein

Bis noch vor wenigen Jahre hatten Studierende im Rahmen der jeweiligen Studienordnung viele Möglichkeiten und Freiheiten, ihr Studium zu gestalten. Die heutigen Bachelor- und Masterstudiengänge sind dagegen stringent konzipiert, streng durchgeplant und auf das Wesentliche komprimiert. Studierende fühlen sich heute schnell überfordert, satteln auf ein anderes Fach um oder geben ganz auf; Professoren sind mit den Leistungen der heutigen Studierenden oft unzufrieden, nicht zuletzt deshalb, weil diese häufig weniger Können und Wissen aus der Schule mitbringen, was neben anderen Erklärungen auch der auf zwölf Jahre verkürzten Schulzeit zugeschrieben wird.

Was können Sie tun, um Ihr Studium erfolgreich zu absolvieren? Wichtig ist, dass Sie sich genau über die Inhalte Ihres gewünschten Studienfachs und die damit verbundenen Anforderungen informieren – Sie wären nicht der Erste, der meint, Soziologie sei so etwas Ähnliches wie Sozialpädagogik oder der nicht weiß, dass man als Studierender der Psychologie eines sehr gut drauf haben muss, nämlich Mathematik. Viele Universitäten bieten mittlerweile spezielle Vorbereitungskurse für die „Erstis“ (Erstsemester) an, in denen zukünftigen Studierenden das Wissen vermittelt wird, das sie für ihr Studium benötigen, erfahrungsgemäß aber nicht haben. Nutzen Sie diese Angebote, denn im Gegensatz zur Generation Ihrer Eltern haben Sie keine Zeit mehr, fehlendes Wissen in den ersten Semestern aufzuholen; überdies zählt heute jede Note von Anfang an zum Abschlusszeugnis.

Neben den spezifischen Voraussetzungen sind je nach Fach variierend, allgemeinere, aber nicht minder wichtige Fähigkeiten erforderlich, über die angehende Studierende verfügen sollten. Nehmen wir als Beispiel Politikwissenschaft. Frau Dr. Conchita Hübner-Oberndörfer, die seit vielen Jahren am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften in Rostock als Dozentin arbeitet und dort außerdem für Studienberatung verantwortlich ist, fasst zusammen: „Wir erwarten von den Studieninteressierten beim Lesen umfangreicher wissenschaftlicher Texte die Fähigkeit zum selbständigen analytischen Denken und zur Unterscheidung von Wichtigem und Unwichtigem. Sie sollten die deutsche Sprache in Orthografie und Grammatik sicher beherrschen und darüber hinaus Sprachkenntnisse in Englisch und einer weiteren modernen Fremdsprache haben. Sie sollten diskussionsfreudig sein und sachlich argumentieren können, rhetorische Fähigkeiten und vor allem Interesse an Politik haben.“

Darüber hinaus gibt es persönliche Kompetenzen, die fächerübergreifend unverzichtbar sind. Herr Dr. Friedhelm B. Meyer zu Natrup, Privatdozent, ebenfalls am Institut für Politik- und Verwaltungswissenschaften in Rostock, benennt diese: „Ausdauer, Leistungswille, Durchhaltevermögen, Selbstdisziplin, Lernfähigkeit, Zeitmanagement, Medienkompetenz.“ Fällt Ihnen etwas auf? Genau – wenn Sie die Fragen im obigen Test vorrangig bejaht haben und über die sonstigen Voraussetzungen verfügen, gehen Sie mit der richtigen Einstellung, realistischen Vorstellungen und somit guten Aussichten auf Erfolg an Ihr Studium heran. Ansonsten: Nutzen Sie rechtzeitig die vielfältigen Möglichkeiten, die Ihnen die Schule bietet, Ihre Potentiale zu steigern und sich auf ein Studium vorzubereiten!

Alles Gute für Ihr Studium wünscht Ihnen aus Rostock
Cornelia Putzker

Cornelia Putzker, Diplom-Theologin und Referentin für Personalwirtschaft und -entwicklung, ist Lehrbeauftragte für Vermittlungskompetenz an der Universität Rostock und bietet über das Internet Bewerbungsberatung an. 2005 erschien ihr Buch „Auf dem Weg zum ersten Job“ im Shaker Verlag Aachen.

http://www.shaker.de/de/content/catalogue/index.asp?lang=de&ID=8&ISBN=978-3-8322-4370-8

Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten von Studienberatung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Studienberatung
Universitäts-Trainingscamp (Mathematik), Universität Ulm:
http://www.uni-ulm.de/mawi/universitaets-trainingscamp.html
Medienkompetenz:
http://www.bildungsserver.de/zeigen.html?seite=2924

Besuchen Sie mich auf meiner Homepage http://putzkers-bewerbungsecke.de oder schicken Sie mir eine Mail an pbe@putzkers-bewerbungsecke.de! Ich freue mich darauf!

Artikel: Cornelia Putzker
pbe@putzkers-bewerbungsecke.de
© Foto: Arppe Rostock

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