Sind Medien die Puppenspieler und wir die Puppen?

Die Medien sind in unserer Gesellschaft ein allgegenwärtiger Begleiter durch unseren Alltag. Uns erreichen stündlich per Satellit die neuesten Nachrichten aus der ganzen Welt, wir werden ununterbrochen mit Werbeanzeigen überhäuft und Moderatoren im Radio oder Fernsehen unterhalten uns 24 Stunden am Tag mit Witzen, lustigen Dialogen oder peinlichen Pannen. Und für uns besteht kaum eine Möglichkeit diesem Medienüberfluss zu entfliehen.
Eine Statistik belegt, dass ein Jugendlicher in den USA bis zum Alter von 17 Jahren 63000 Stunden mit Medien und vergleichsweise nur 11 000 Stunden in der Schule verbringt. Wir sind umzingelt von Medien, auch wenn wir sie vielleicht nicht immer bewusst wahrnehmen, sind sie doch immer gegenwärtig.
Doch wie wirkt sich die Omnipräsenz des Mediums auf die menschliche Psyche aus? Nehmen wir den Informationsfluss nur zu Kenntnis, oder beeinträchtigt er unser Tun und Handeln oder sogar unsere Meinungsbildung? Wie verändern die Medien die persönliche Einstellung gegenüber Macht und Reichtum? Und inwiefern erziehen die Medien die heutige Gesellschaft zum unbedingten Luxusstreben?
Das Fernsehen präsentiert täglich wohlhabende, erfolgreiche Menschen, die in der Blüte ihres Lebens stehen, keine Sorgen zu haben scheinen und zudem noch mit einem guten Aussehen gesegnet worden sind. Instinktiv beginnt der Zuschauer sich mit diesen „Überfliegern“ zu vergleichen und muss feststellen, dass kaum Parallelen zwischen ihm und dem Menschen, der ihn gegenüber vom Bildschirm anlächelt, bestehen. Doch trotzdem ringen die Menschen nach derselben Anerkennung, wie sie der „reiche Mann“ im Fernsehen erhält. Die Gesellschaft assoziiert Geld mit Macht und Macht mit Ansehen. Wer ein angemessenes Vermögen besitzt, wird in der Gesellschaft akzeptiert und respektiert. So offenbaren es auch die Medien. Wohlhabende Persönlichkeiten stehen im Schein des Rampenlichts, der Rest der Bevölkerung dagegen nur im Schatten.
Das größte Medium mit knapp 7,7 Milliarden Euro bleibt das Werbefernsehen. Werbung ist überall präsent und übt einen besonderen Einfluss auf Kinder aus. Denn junge Menschen sind gutgläubiger und somit leichter zu manipulieren. So prägt die Werbung unter anderem das Bewusstsein der Kinder in Bezug auf Marken. Die Werbespots im Fernsehen vermitteln den Kindern eine Notwendigkeit von Markenkleidung, wie zum Beispiel „Espirt“, „Titus“ oder „Vans“. Doch diese kosten oftmals das Vielfache gegenüber herkömmlicher Kleidung.
Die zentrale Aufforderung von Werbung lautet „Kaufen!“. Sie stiftet die Gesellschaft dazu an Geld auszugeben und beeinflusst ihr Konsumverhalten. Werbung von Luxusgütern, zum Beispiel, schaffen bei den Menschen das Bedürfnis, diese Produkte kaufen zu müssen. Auf diesem Weg steigert Werbung unser Streben nach Luxus.
Das Wort „Luxus“ wird auch oft von PR-Agenten aufgegriffen und findet sich dann im Slogan des Produktes wieder. Mit dem Werbespruch „Ein bisschen Luxus braucht der Mensch“ versucht der Whisky-Hersteller Chivas Brothers Kunden zu gewinnen und das neue Modell des Autokonzerns BMW bringt einen „Mit Luxus in die Freiheit“. Durch die Verwendung solcher Slogans gelangen „Luxus“, „Reichtum“ und „Geld“ nicht mehr nur durch Bilder und Filme an die Bevölkerung, sondern auch durch Texte. Die Menschen in der heutigen Gesellschaft sind immer von Werbung umgeben. Von Werbung, die Luxusprodukte verkauft oder Luxusvorstellungen weckt.
Die Tatsache, dass Werbung, wenn auch nur unterbewusst, einen Einfluss auf unser Kaufverhalten bewirkt, haben zahlreiche Studien und Umfragen bereits bewiesen. Der Versuch, Medien diesen Einfluss auf unser Leben zu verweigern, erweist sich als ein Ding der Unmöglichkeit. Computer oder Notebooks, Radios, Zeitschriften… Medien, die mittlerweile einen festen und gesicherten Raum in unserem Alltag eingenommen haben und die wir auch in Zukunft nicht mehr aus unserem Leben ausschließen werden können. Oder wann haben Sie den letzten Tag ohne Fernseher, Computer bzw. Notebook, Radio oder auch Zeitschriften verbracht?

Artikel: Lydia Spiesberger

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