Studium: Politikwissenschaft

Hallo liebe WGler/innen,

als ich neulich die E-Mail von Herrn Schenck in meinem Postfach fand, mit der Bitte einen Beitrag zur Schülerzeitung mit dem Leitthema „Bewerbung“ zu schreiben, dachte ich nur: Volltreffer, denn das ist auch genau das Thema, das mich zur Zeit sehr beschäftigt.
Im September werde ich mein Politikstudium mit dem Bachelorabschluss beenden und muss mich deshalb nun mit voller Energie, neben meiner Abschlussarbeit, auch dem Bewerbungsschreiben und der Jobsuche widmen. Und das ist gar nicht so einfach.
Dass die Schulzeit die „schönste Zeit des Lebens“ ist, glaubt man, solange man dort ist, ohnehin nicht und hält das schlicht für ein Gerücht. Doch man kann als Schüler ja auch noch nicht wissen, was einen nach der Schule erwartet. Mittlerweile muss man sich aber schon für alles, auch für fast jeden Studiengang, bewerben und kann nicht mehr einfach „irgendwas studieren“ gehen.
Das gängige Klischee vom Studentenleben bestätigt sich bei genauerem Hinsehen auch keineswegs. Gewiss bietet es auch einige Vorzüge, man kann sich beispielsweise die Zeit eigentlich sehr frei einteilen und ein breites Angebot an verschiedenen Programmen, Kursen und Workshops nutzen, doch die Kehrseite der Medaille ist, dass man sich um komplett alles selbst kümmern muss, man ist nur einer unter Tausenden, es geht absolut anonym zu, man ist nur eine Nummer und der Professor kennt seine Studenten eigentlich gar nicht. Da fällt es also auch nicht auf, wenn einer fehlt oder nicht mitkommt. Im Gegenteil, es wird sogar gezielt daraufhingearbeitet, diese enorme Anzahl zu reduzieren und zwar durch Klausuren, die es in sich haben. Nicht selten ist der Umfang des Stoffes für eine einzige Klausur so breit, wie der für das gesamte Abi und dann hat man ja auch einige davon pro Semester, zumal seit den neu eingeführten Bachelorabschlüssen, bei denen ausnahmslos jede Leistung zählt. Und das im Hinterkopf baut einen großen Leistungsdruck auf, da man auch weiß, dass Klausuren höchstens zweimal wiederholt werden dürfen, um nicht exmatrikuliert zu werden und dann wäre die ganze bisher erbrachte Leistung, die investierte Arbeit und das Geld, einfach umsonst gewesen und man hätte keinen Abschluss.
Neben Klausuren stehen noch einige Seminararbeiten, Referate, Essays und Gruppenarbeiten auf dem Programm, was alles ebenfalls benotete Leistungsnachweise sind. Auch Präsentationen am PC ebenso wie die Lektüre englischer Texte und der Besuch englischer Seminare mit abschließender Seminararbeit oder Klausur sind verpflichtend.
Sehr gute PC- und Englischkenntnisse sind auch in jedem Stellenangebot unabdingbare Voraussetzungen. Ebenso wie bestenfalls mehrjährige Auslandsaufenthalte, mehrjährige Berufserfahrung, ehrenamtliches Engagement und die Kenntnis weiterer Fremdsprachen in Wort und Schrift.
Des Weiteren sind mindestens 3 Monate Praktikum Pflicht. Auch dafür gibt es ECTS-Punkte, wie für jeden anderen Leistungsnachweis. Die Praktika sind in der Regel unbezahlt, das heißt, es ist auch eine nicht zu unterschätzende finanzielle Belastung, da man meist noch eine Wohnung in der Stadt, in der man das Praktikum macht, benötigt ebenso wie eine Fahrkarte o. ä. Das in den Medien oft erscheinende Schlagwort der „Generation Praktikum“ kommt also auch nicht von ungefähr, doch es ist auch nicht selten die einzige Möglichkeit, um überhaupt in ein Unternehmen zu kommen. Denn die Praktika sind auch die einzige Chance, praktische Erfahrung vorzuweisen, da in vielen Firmen (nicht ganz unberechtigt) die Vorstellung von „am Leben vorbei studieren“ herrscht und die Uni mit reiner Theorie verbunden wird.
Die Anforderungen sind allgemein, sowohl an der Uni als auch in den Stellenangeboten, sehr hoch und neben den gewünschten Qualifikationen werden auch uneingeschränkte Mobilität und Flexibilität vorausgesetzt.
Eigeninitiative, Motivation und über das geforderte Maß hinausgehendes Engagement sind also unbedingt nötig, um sich von der Masse abzuheben.

Artikel: Bianca Nahm

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