Erst neulich in einem Chat, in den Jugendliche aus aller Welt kommen, habe ich spontan gefragt, wie sie sich einen typischen Deutschen vorstellen. Die Antwort war einfach, aber nicht unbedingt erfreulich: Der typische Deutsche ist ein dicker Kerl mit einem Bier in der Hand, während er Bratwürste isst.
Doch genau so ist es: Fragt man einen Ausländer zu dem „typisch Deutschen“, sind die ersten Worte, die ihm einfallen: Lederhose, Bier, Brezel und Bratwurst.
Wir als Deutsche würden hier natürlich sofort widersprechen: Das ist doch typisch bayrisch, aber typisch deutsch? Doch was genau ist eigentlich typisch deutsch. Im Ausland weiß man das leicht zu beantworten.
Ein typischer Deutscher isst mit Vorlieben Sauerkraut und hört gerne Bach, Beethoven und neuerdings auch Tokio Hotel. Doch nicht nur das, auch beim Aussehen eines Deutschen sind sich alle recht einig: Ein etwas dicklicher Mann mit blondem Haar und blauen Augen. Zudem kommen viele Ausländer nicht umhin die Deutschen immer wieder in Verbindung mit Hitler und Nazis zu bringen, was den Deutschen immer wieder einen schlechten Ruf einbringt.
In diesem Punkten scheint sich die ganze Welt einig zu sein. Geht man jedoch in die einzelnen Länder, kristallisieren sich kleine Unterschiede heraus:
Den Italienern zufolge ist Deutschland trostlos und eintönig. Dieser Eintönigkeit entflieht der Deutsche mit Bier-Trinken und Essen. Lobend werden hier jedoch die Zuverlässigkeit und die Gründlichkeit erwähnt. Laut den Franzosen fahren wir große Autos und nehmen unsere Arbeit zu ernst. Zudem seien die Deutschen zu direkt. Den Polen fehlt die „Verrücktheit“ im deutschen Alltag sowie ausgiebige Gespräche. So unterlägen die Deutschen einem ständigem Kontrollzwang und in Asien ist man überzeugt, dass die deutschen Hochschulen hoch qualifiziert seien. Allerdings beklagten sich viele ausländische Studenten über den Mangel an Betreuung seitens des Lehrpersonals. Positiv erwähnt werden die Ehrlichkeit und Freundlichkeit sowie das Bier der Deutschen. In Griechenland ist man von der Sauberkeit in deutschen Städten beeindruckt und auch hier ist man sich sicher: Die Deutschen lieben Bier.
England indessen warnt vor dem „deutschen Steinzeitmenschen“, der völlig nackt in die Sauna geht und seine Körperbehaarung überall wachsen lässt, wo sie nur wachsen kann.
Auch Spanien hat ein Wort mitzureden. Hier bewundert man die grüne Landschaft Deutschlands, empfindet die Deutschen jedoch als kühl, was besonders in der Begrüßung, also einem einfachen Handschlag und nicht etwa eine Umarmung mit Küsschen wie in Spanien, deutlich wird. Ähnlich sehen es auch unsere lieben Freunde aus Amerika. Sie sind uns wahrscheinlich am ähnlichsten. Besonders unsere alten Gebäude, das Oktoberfest, das Essen und das Bier lieben sie an uns. Allerdings seien die Deutschen sehr pessimistisch.
Fasst man also zusammen, so ist der typische Deutsche ein ordentlicher, kühler, aber freundlicher, zuverlässiger, haariger, pessimistischer, pünktlicher Nazi, der gerne Bier trinkt, eine Bratwurst isst, in Lederhosen herumläuft, protzige Autos fährt und nebenbei Tokio Hotel hört.
Nicht sehr positiv, oder? Allerdings ist zu erwähnen, dass fast jeder, der schließlich Deutschland einmal besucht hat, positiv überrascht und vom Gegenteil der Vorurteile überzeugt ist. Vorurteile bleiben eben doch nur Vorurteile. Und ganz ehrlich: Haben wir sie nicht alle?
Denken wir nur einmal an die Franzosen, die alles tun, um sich abzuschotten und ihrer Tradition und ihrer Sprache treu zu bleiben. Da wären die Italiener, mit denen man augenblicklich das Wort „Macho“ assoziiert. Die Russen, deren Frauen sich immer auftakeln und die durchgehend Wodka trinken. Die Schweizer, die nur Schokolade essen und nebenbei Uhren herstellen. Oder natürlich das beste Beispiel: Die Amerikaner. Nach unseren Vorstellungen ist Amerika eine einzige Fast-Food-Nation, die nebenbei auch noch sehr oberflächlich handelt.
Wer kann es der Welt also verdenken auch über Deutschen einiges zu sagen zu haben, obwohl sie noch nie in Deutschland waren?
Artikel: Katja Beck
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