Vor einem Jahr: Abi-Rede – nein danke!

Wie fühlt es sich an den Scheffelpreis zu bekommen? Ja, eine interessante Frage, vor allem, wenn man absolut nicht damit rechnet. Doch erst einmal von vorne.

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Ich bin gerade in Barcelona auf Abi-Fahrt, stehe im Badezimmer und richte mich zum Essengehen. Die Vorfreude auf den Abend und das anschließende Feiern ist natürlich riesig, schließlich waren die vorherigen Tage mit der ganzen Stufe einfach nur toll. Durch den Klingelton meines Handys, der mir eine Nachricht ankündigt, werde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaue nichtsahnend nach, wer mir geschrieben hat. Zuallererst bin ich überrascht, dass es mein Deutschlehrer, Klaus Schenck, ist, denke mir jedoch noch nicht viel dabei. Als ich dann jedoch die Nachricht sehe, springt mir sofort das Wort „Scheffelpreis“ in die Augen. Ich lese die Mail komplett, bei mir bleiben nur die Worte „Du bekommst den Scheffelpreis! Du hältst die große Abi-Rede!“ hängen. In diesem Moment bin ich total schockiert, der Preis an sich ist mir in diesem Moment egal, ich will einfach nicht diese Rede halten, Abi-Rede – nein danke! 500 Augenpaare werden auf mich gerichtet sein, ich stehe im Mittelpunkt und soll dann auch noch eine passable Rede halten. Ich habe wirklich Angst, vor allem deswegen, weil ich nie und nimmer damit gerechnet habe und diese Nachricht so überraschend für mich ist.

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Ich teile es gleich meinen Freundinnen mit, die es ebenfalls kaum fassen können, aber sich unglaublich für mich freuen, was für mich zu diesem Zeitpunkt gar nicht nachvollziehbar ist. Paar Minuten später weiß es auch der Rest der Stufe, die mich beglückwünschen, gleichzeitig mir jedoch immer wieder sagen, wie froh sie seien, diese Aufgabe nicht erfüllen zu müssen. Auch meiner Familie berichte ich gleich davon, die so stolz auf mich ist und nun bin ich mit meinem Problem allein. Jeder freut sich, nur ich mich nicht, weil mich einfach niemand verstehen kann, verstehen will, wie ich mich mit der bevorstehenden Rede fühle. Die restlichen Tage auf Abi-Fahrt versuche ich den Scheffelpreis völlig zu verdrängen.

Erst als ich zu Hause bin, mich nochmals mit Herrn Schenck beraten und mein Thema gefunden habe, freunde ich mich langsam mit dem Gedanken an. Die Rede mit einer intensiven Vorbereitungszeit, Nervosität vor dem Vortrag und einer Menge Kopfzerbrechen lässt sich natürlich nicht vermeiden, aber wenn ich meine große Hürde überwunden habe, über meinen eigenen Schatten gesprungen bin, werde ich unglaublich stolz auf mich sein!

Der neuen Scheffelpreisträgerin Milena Wittmann herzlichen Glückwunsch, sie wird meine Gedanken nachvollziehen können, aber von Herrn Schenck auch nicht allein gelassen werden, also: Kopf hoch und durch!

Stefanie Geiger

Fotos: Wolfgang Geiger

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