Warum gehen die Bären in Arosa zum ersten Mal in ihrem Leben plötzlich in die Winterruhe?

Das ist im Arosa Bärenland eine vielgestellte Frage. Um das zu verstehen, müssen wir uns zuerst das natürliche Verhalten der Bären vor Augen führen: Braunbären fressen sich im Herbst grosse Fettreserven an und stellen ihre Körperfunk­tionen im Winter instinktiv (angeboren) auf Energiesparen um. Wenn der Winter naht, suchen sie einen geeigneten Rückzugsort, um geschützt ruhen und somit Energie sparen zu können. Ziel ist, mit genügend ab beschränkten Fettreserven den nahrungslosen Winter zu überleben. So Verhalten sich Bären seit Jahrtausenden.

Braunbär in einer natürlichen Höhle.

Die ehemaligen Besitzer unserer Bären waren jedoch interessiert, dass ihre Bären das ganze Jahr hindurch aktiv blieben. Beispielsweise Amelia und Meimo als Restaurantbären wur­den vom Besitzer im Herbst jeweils zurückhaltend gefüttert, damit sie nicht genügend Fettreserven aufbauen konnten. Zudem wurde kein geeigneter Rückzugsort in Form einer Höhle bereitgestellt und die Bären konnten nicht geschützt ruhen. Im Winter wurden sie dann täglich mit Futter versorgt. Diese Voraussetzungen veranlassten die Bären, aktiv zu bleiben und sie waren für die Gäste des Restaurants gut beobachtbar und attraktiv.

Albanien, 29.1.2019: Rettung der beiden Restaurant Bären aus Albanien.

Im Arosa Bärenland angekommen, stehen den Bären geeignete Rückzugsorte wie vorgefertigte Höhlen in den Ställen und natürliche Höhlen in der Aussenanlage zur Verfügung. Im Herbst füttern wir die Bären reich­lich, damit sie grosse Fettreserven anfressen können. Wenn es dann zu schneien beginnt und sie in der Aussen­anlage immer weniger Futter finden, gehen sie instinktiv in die Winterruhe. Das Arosa Bären­land bietet die Voraussetzungen, damit sich Bären natürlich verhalten können.

Im Winter 2020/21 haben sich Amelia und Meimo entschieden, ihre Winterruhe in der Aussenanlage zu machen. Amelia wählte eine bestehende Höhle unter grossen Felsblöcken und richtete diese mit Wachholderstauden und Alpenrosen bequem ein. Während ergiebigen Schneefällen Ende November 2020 zog sie sich in ihre Höhle zurück. Sie lag unter einer Schneedecke von bis zu drei Metern, bis sie sich am 31. März 2021 durch die Schneedecke grub und die Höhle erstmals verliess. Wir haben sie vier Monate lang nicht mehr gesehen.

Amelia scharrt im Spätherbst Nestmaterial in ihre selbstgewählte Höhle in der Aussenanlage

Meimo bevorzugte im 2020/21, im Schutz einer Baumgruppe zu überwintern. Er astete die Baumgruppe aus und baute sich mit den Ästen ein isolierendes Nest, das bis zu einem halben Meter hoch war. Wenn es stark schneite, war er jeweils von einer weissen Decke überzogen. Dann stand er kurz auf, schüttelte sich und er war wieder schneefrei.

Anfangs Dezember 2021 entschieden sich Amelia und Meimo, die Winterruhe in den vorgefertigten Holz­höhlen in der Innenanlage zu machen. Beide scharrten Nestmaterial wie Holzschnitzel, trockenes Gras und Langstroh in ihre Höhlen und machten es sich bequem. Ihre Winterruhe kann auf den Webcams des Arosa Bärenlandes live verfolgt werden.

Meimo in der Winterruhe in der Innenanlage

Artikel und Fotos: Hans Schmid, Bärenland Arosa

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