Das Wort „Amok“ stammt vom malaiischen Begriff „amuck“ ab und bedeutet rasend oder wütend. Allerdings gibt es in fast allen Teilen der Welt einen individuellen Begriff, der solch eine Tat beschreibt: So heißt es auf den Philippinen „cathard“, in Puerto Rico „mal de pelea“ und im Englischen „to go berserk“, was wiederum vom skandinavischen „Berserkergang“ abstammt. Der Begriff „Amok“ ist allerdings nur in unserem Sprachgebrauch vorhanden und existiert nicht im deutschen Strafrecht, was eine offizielle Statistik fast unmöglich macht, da Amokläufe meist als Mord, Totschlag, Körperverletzung mit Todesfolge, etc. in die Kriminalstatistik eingehen. Im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland auf einem erschreckendem zweiten Platz, was die Häufigkeit der Amokläufe angeht. An erster Stelle befindet sich die USA, welche besonders von den sogenannten „school shootings“ betroffen ist. Diese Shootings nahmen seit den 90ern rasant zu. Das Durchschnittsalter beträgt 16 Jahre und nur bei vieren aller verübten Taten waren Mädchen die Täter. Zwar haben sowohl das männliche als auch das weibliche Geschlecht in dieser Hinsicht meist die gleichen Probleme, z.B. das Erleiden von Kränkungen und Gewalt in der Schule, doch gehen sie unterschiedlich damit um. Frauen bzw. Mädchen machen Probleme eher mit sich selbst aus, was sich schließlich über Krankheiten wie z.B. Bulimie äußert, Männer und Jungen werden jedoch aggressiv gegenüber anderen. In 87% der Amokläufe an Schulen wurden Schusswaffen benutzt, doch hatte fast jeder Täter noch zusätzliche Waffen, wahrscheinlich zur Machtdemonstration, dabei. Auch die Zahl der anschließenden Selbstmorde ist in den letzten Jahren angestiegen. Besonders auffällig ist zudem die Ähnlichkeit zu anderen school shootings. So orientieren sich viele Täter an Kleidung und Vorgehensweise ihres „Vorgängers“ oder sogar an dem Zeitpunkt, zu dem dieser seine Tat verübte (zumeist im März: siehe Statistik).
Dennoch gibt es nicht den Täter. Zwar kann man gewisse Verhaltensmuster bestimmen, doch machen diese allein einen Menschen nicht zum Amokläufer. Amoktaten lassen sich nicht auf einzelne Ursachen zurückführen, vielmehr ist oft die Summe des Ganzen der Grund für die Tat. Meist lässt sich auch eine kurz vor der Tat ereignete Niederlage feststellen, die dann letztendlich das Fass zum Überlaufen brachte. Das gilt jedoch nicht nur für school shootings sondern für jegliche Arten von Amokläufen. Zu diesen zählen unter anderem auch der „klassische“ Amoklauf, bei dem ein meist erwachsener Täter an einem öffentlichen spontan und wahllos auf Menschen schießt, und die „workplace violence“, die sich vom school shooting nur von zwei Faktoren unterscheidet: Vom Tatort (der Arbeitsplatz) und von den Tätern (sind bereits erwachsen und stehen im Berufsleben).
Einordnung des Amok in verschiedene Formen der Mehrfachtötung
Einige Beispiele der bekanntesten Amokläufe seit 1996
USA:
24. März 1998: Arkansas
Ein 11- und ein 13-Jähriger melden in ihrer Schule in Jonesboro falschen Feueralarm und erschießen vier Mädchen und eine Lehrerin aus dem Hinterhalt.
Mai 1998: Oregon
Ein Junge erschießt zuerst seine Eltern und eröffnet dann das Feuer auf seine Mitschüler an der Thurston High School in Springfield. Zwei Schüler sterben, 22 werden verletzt.
20. April 1999: Colorado
Zwei Schüler richten an der Columbine High School in Littleton ein Blutbad an. 12 Schüler im Alter von 14-18 Jahren und eine Lehrerin sterben, weitere 24 werden verletzt. Die Täter richten sich schließlich selbst.
5 . März 2001: Kalifornien
Ein 15-Jähriger verletzt in Santee 13 Kinder und erschießt zwei Schüler.
21 . März 2005: Minnesota
In Red Lake erschießt ein 16-Jähriger zuerst seinen Großvater, dessen Freundin und einen Torwart, danach geht er in die Schule und tötet eine Lehrerin und 5 Schüler.
16. April 2007: Virginia
33 Menschen, ihn eingeschlossen, werden an diesem Tag von dem 23-Jährigen Student Cho Seung Hui auf dem Gelände der Universität Virginia Tech erschossen.
14. Februar 2008: Illinois
Ein ehemaliger Student erschießt an der Universität in DeKalb 5 Menschen und verletzt weiter 18. Anschließend erschießt er sich selbst.
10 März 2009: Alabama
In Geneva müssen zehn Menschen ihr Leben lassen, bis der Amokläufer selbst stirbt.
DEUTSCHLAND:
19. Februar 2002: Bayern
Nachdem er aus der Berufsschule geworfen wurde, tötet ein Schüler 3 Menschen und anschließend sich selbst.
26. April 2002: Thüringen
Der 19-Jährige Robert Steinhäuser erschießt am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt 12 Lehrer, 2 Schüler, die Schulsekretärin, einen Polizisten und schließlich sich selbst.
20. November 2006: Nordrhein-Westfalen
Der 18-Jährige Bastian B. stürmt seine frühere Schule in Emsdetten, schießt dort wahllos auf Schüler und zündet Rauchbomben. 38 Menschen werden verletzt, danach richtet der Täter sich selbst.
11. März 2009: Baden-Württemberg
In der Stadt Winnenden schießt ein Amokläufer an der Albertville-Realschule um sich, tötet dabei 15 Menschen und nimmt sich schließlich selbst das Leben.
18. Februar 2010: Saarland
Ein 23-Jähriger erschießt einen Lehrer an der Berufsschule in Ludwigshafen.
FINNLAND:
November 2007: Tuusula
Ein Amokläufer verwirklicht seine zuvor in „youtube“ angekündigte Tat und schießt in einem Gymnasium in Tuusula auf die Krankenschwester, die Direktorin und auf 6 Schüler – keiner von ihnen überlebt, der Täter nimmt sich selbst das Leben
23. September 2008: Kauhajoki
In einer Berufsschule feuert ein 22-Jähriger wild um sich. 10 Menschen sterben, der Täter selbst schießt sich in den Kopf.
JAPAN:
8. Juni 2001: Osaka
Ein 37-Jähriger ersticht in einer Grundschule 8 Kinder mit dem Messer, weitere 22 werden zum Teil schwer verletzt.
GROSSBRITANNIEN:
13 . März 1996: Dunblane
Ein 43-jähriger Jugendbetreuer richtet in einer Grundschule den Kugelhagel auf 16 Kinder und deren Lehrerin. Keiner überlebt die Bluttat, der Täter richtet sich selbst.
Artikel: Katja Beck
Materialien für Lehrer und Schüler



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