Werte-Brief: Ursula Burkert

Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Leserinnen und Leser,

Mit fast 72 Jahren werde ich angefragt, etwas über meine Sichtweise – Werte zu schreiben und ich versuche diese über mein Leben in Kurzfassung zu vermitteln:

Als Kind und bis zum 45. Lebensjahr litt ich unter der sichtbaren Krankheit „Endogenes Ekzem“ am ganzen Körper, das immer in Schüben auftrat. Die Folge davon: eine im Abseits stehende, von fast allen Lehrern gemiedene Schülerin, die sich vom Klassenlehrer immer wieder anhören musste: „Dich kann man vergessen, setz dich!“ Warum? Wir mussten immer stehend laut einen Abschnitt vorlesen. Egal, ob in Latein oder Deutsch – ich schaffte nur einen Satz, dann war es vorbei, wurde rot im Gesicht und schämte mich aufgrund meines Aussehens (wunde Haut!) Mein Ziel, das ich schon mit 6 Jahren äußerte, war: Ich will Pfarrerin werden. Weshalb und wieso, weiß ich nicht – aber ich durfte dieses Ziel mit vielen Umwegen erreichen und dieses von mir gegebene Ziel half mir, die schwierige Zeit bis zum Studium durchzuhalten.

Als ich meine 1. Andacht im Studium vor Dozenten und Studienkollegen halten musste, suchte ich mir den Psalm 118,1 aus: „Danket dem Herrn, denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich“. Ich las diesen Psalm vor, ohne wie in der Schule, rot zu werden, ohne mich zu schämen und ohne mich zu verlesen. Eine innerliche Befreiung spürte ich und ich dankte Gott für diese Unterstützung. Nie wieder blieb ich im Lesen hängen, nie wieder hatte ich Angst etwas vorzutragen. Als ich dann ordiniert wurde und mein Berufsleben zunächst im Religionsunterricht begann, hatte ich mir Eines geschworen: Du kümmerst dich um die SchülerInnen, die große Probleme haben. 30 Jahre war ich sehr glücklich in der Schule tätig, davon 15 Jahre am MGG und an der Förderschule in Tauberbischofsheim. Gottesdienste hielt ich in Vertretung im Main-Tauber-Kreis. Mit 50 Jahren verwirklichte ich meinen nächsten Traum: Mich als Theologin und Pastoralpsychologin (vorher ein berufsbegleitendes Studium als 2. Standbein) mit dem Unternehmen „anima-persönlichkeitsentwickling“, das ich 10 Jahre später zum Zentrum für Persönlichkeitsentwicklung (ZfP) erweiterte, selbstständig zu machen. Erfolgreich – zielstrebig – lösungsorientiert und vor allem: Dankbarkeit, die mich davor bewahrte, abzuheben. Sich für Menschen einzusetzen, egal welcher Gesinnung und Probleme, Unternehmen in der Mitarbeiterführung zu unterstützen, SchülerInnen stark zu machen, die nicht wissen, welchen Beruf sie nach dem Abi wählen sollten – das war für mich Erfüllung. Der härteste Weg, aber auch für mich der erfüllteste Weg in unserer Partnerschaft war letztlich, meinen geliebten Mann zu Hause zu pflegen und ihn 2021 im Sterben zu begleiten. Eine lange Phase, die uns noch näher zusammenbrachte und uns beide ermutigte, es gibt ein Weiter – weil wir uns in „Gottes Hand“ geborgen fühlen dürfen. Das ist für mich der Trost und lässt mich zuversichtlich meinen Weg nach vorne weiter gehen.

Meine Werte: Nicht aufgeben – egal, wie meine Zukunft aussehen wird. Vertrauen zu mir selbst, das ich – unterstützt durch meinen Glauben – erhalte. Immer wieder neu meine Stärken und Schwächen (jetzt sind es eher die körperlichen) erkenne und das Beste daraus mache. Meinen Blick für den Anderen, der mich braucht, auszurichten. Verzichten können, ohne zu kapitulieren. Kritisch und mit Sachverstand, Sichtweisen anzugehen, um nicht in eine falsche Richtung geführt zu werden. Der bekannte römische Philosoph Marcus Tullius Cicero formulierte es für mich treffend: „Solange ich atme, hoffe ich.“ Mein erfolgreichster Vortrag in meiner Selbstständigkeit war dem Thema gewidmet: „Mut zum Leben in einer veränderten Welt und dennoch sag ich: Ja!“  Er hat bis heute seine Gültigkeit behalten.

Das wünsche ich allen, die meine Gedanken lesen!

Beruf: Theologin und Psychologin, heute: Freifrau von Arbeit 😍, U.Burkert@t-online.de                                                                                    Alter: 71 Jahre       

Schülerzeitungs-Artikel: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/g72-345burkertprofil.pdf                                                   

Links zur Werte-Brief-Aktion

Ordner mit allen Werte-Briefen: https://www.klausschenck.de/ks/veroeffentlichungen/eigene-artikel/werte-briefe/index.html

Begründung dieser Werte-Brief-Aktion: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f25-1-sk-werte-anschreiben-kopfzeile.pdf

Einzelne Werte-Briefe:

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
Drei Internet-Kanäle:
Schul-Material: www.KlausSchenck.de
Schüler-Artikel: www.schuelerzeitung-tbb.de
Schul-Sendungen: www.youtube.com/user/financialtaime
Trailer: Auf YouTube ansehen
„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
Info-Flyer: Download

Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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