WG 11/1 Theater

 

Dienstag, 09:10 Uhr: Wir durften Frau Vanessa Prinz, Theaterpädagogin der Landesbühne, die extra für uns aus Bruchsal angereist war, begrüßen. Wir alle waren gespannt und wussten nicht, was uns erwarten würde, und als Frau Prinz dann endlich kam, begannen wir mit einer lockeren Gesprächsrunde, in der wir uns über das am Abend zuvor gesehene Stück „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt äußern konnten. Es wurde sowohl gelobt als auch kritisiert und einige Themenbereiche wurden gestreift: das schlicht gehaltene Bühnenbild, die Nähe zum Stück, die Anspielungen auf die heutige Zeit, die Lichtverhältnisse, die Rollen, die versteckten Symbole, die maßgeblich für das Stück waren, und die Probezeit.

Zu unserer Gesprächsrunde kam auch ein weiterer Gast, Studiendirektor Rudolf, der stellvertretende Schulleiter, hinzu. Er dankte Frau Prinz für ihr Kommen und ihr Engagement, ebenfalls sprach er auch Herrn Schenck seinen Dank aus, der dies für uns überhaupt ermöglicht hat.

Nach dem Einführungsgespräch starteten wir auch schon gleich mit dem Praxisteil durch, was diesen betraf waren wir jedoch alle etwas skeptisch: Herr Schenck, der schon öfter Besuche dieser Art miterleben durfte, führte uns ein wenig in die Irre, indem er uns etwas von „Schlangenimitationen auf dem Boden“ und weiteren verrückte Dinge erzählte. Die Skepsis verfiel allerdings bald, als wir merkten, dass sich die heutigen Übungen am Stück orientieren – wir konnten aufatmen!

Zur Lockerung starteten wir mit einem Spiel namens „Rollenspringen“. Frau Prinz nannte einen Begriff, zum Beispiel „Metzger“, und wir mussten eine klischeehafte Bewegung zu diesem Begriff machen.

Nachdem die Zweifel nun vollständig beseitigt waren, ging es weiter mit dem Spiel „Ich bin ein Panther“ – Ein Schüler tritt in den Kreis und sagt: “ Ich bin ein Panther“, der nächste Schüler stellt sich ebenfalls in den Kreis und macht eine Bewegung, die in irgendeiner Form etwas mit dem Panther zu tun hat, in unserem Fall war das ein Käfig. Vom Panther kamen wir ganz schnell über die Axt zur Spielzeugkiste und endeten schlussendlich bei einem Baum. Der Witz an der Sache war die Interpretation jedes Einzelnen – so kam man auch schnell mal vom Rasenmäher zum Hund.

Weiter ging es mit einem in der Gruppe ausgeführten Standbild, welches unserer Meinung nach die Schlüsselszene des Stückes war. Jeder hatte andere Vorschläge und Meinungen und unsere Schauspielkunst war inzwischen sogar schon so ausgereift, dass wir jede Szene auf Anhieb erkennen konnten. Die Schwierigkeit dieser Übung bestand darin, dass wir „einfrieren“, also völlig starr in unsere Position verharren mussten, bis die anderen unsere Szene entlarvt hatten. Was sich vielleicht einfach anhört, stellte sich als echte Herausforderung dar.

Zu guter Letzt wurde quasi „schauspielerische Höchstleistung“ von uns gefordert: Wir sollten die Szene in Alfred Ills Laden nachspielen, in der die Bewohner von Güllen all ihre Einkäufe nicht zahlten, sondern aufschreiben ließen. Wir konnten frei wählen, wie wir das Stück inszenierten: Text durfte geändert werden, das Ende war völlig offen, es war uns alles gestattet. Die Ergebnisse konnten sich durchaus sehen lassen: Kreative Einfälle und Ideensoweit das Auge reichte, jeder hatte andere Ideen und Vorschläge, die Gegenstände wurden geändert, die Personen wurden in ihren Charaktereigenschaften neu erfunden und, und, und. Die Schüler der WG 11/1 blühten förmlich auf, während sie sich ihrem kreativen Schub ergaben.

Es war wirklich sehr amüsant mit anzusehen, wie die Klassenkameraden sich in Situationen wie diesen verhalten, wie sie sich Mühe gaben zu überzeugen und vor allem aber, wie sie Spaß bei der Sache hatten.

Nach 90 Minuten, in denen wir unglaublich viele neue Dinge lernen durften, war das Spektakel allerdings schon wieder vorbei und wir mussten unsere Schauspielkünste wieder gegen den Schulalltag eintauschen.

Ich denke, ich spreche im Namen aller, wenn ich sage, dass diese zwei Stunden wirklich toll waren! Nicht oft hat man die Gelegenheit sich auch mal in diese Richtung zu entwickeln, schon gar nicht in diesem Rahmen.

An dieser Stelle möchte auch ich meinen Dank aussprechen: Vielen Dank, Frau Prinz, dass sie den weiten Weg auf sich genommen haben, um uns das Stück von einer ganz anderen Seite näher zu bringen! Es waren wirklich ausgefallene 90 Minuten, die wohl für jeden von uns etwas Besonderes, vielleicht sogar Einmaliges waren. Mein Dank geht auch an Herrn Schenck, der seine Stunde opferte, um uns dieses Erlebnis zu ermöglichen, wir wissen das wirklich zu schätzen!

Hier nun einige Feedbacks der Klasse WG 11/1:

„Mir fällt es schwer vor der Klasse zu stehen ohne rot zu werden oder Sprachfehler zu machen und dann sollte ich noch schauspielern? Aber gut, als es dann soweit war und wir die Stunde mit der Theaterpädagogin hatten, war das Ganze gar nicht mal so schlimm, wie ich es mir vorgestellt habe, im Gegenteil, ich fand die Stunde sogar richtig lustig und locker. Da wir uns alle noch nicht so gut kennen, war es sehr interessant mal zu sehen, dass auch unter uns Schauspieltalente sind, da hatte sicherlich jeder von uns was zu lachen.“ – Michelle Anton

Ich liebe das Theaterspielen. Deshalb hab‘ ich mich auf die Stunde mit der Theaterpädagogin Prinz sehr gefreut. Trotzdem hatte ich leichte Zweifel, denn mir war zu Ohren gekommen, man müsse in diesen zwei Stunden auf dem Boden kriechen und Schlangen nachmachen. Wozu ich ehrlich gesagt keine große Lust hatte und niemand würde mich dafür jemals motivieren können. Dessen war ich mir sicher. Zu meiner großen Überraschung wurde weder das eine noch das andere verlangt. Wir durften selber in Gruppen eine Szene des Theaterstückes „Der Besuch der alten Dame“ darstellen! Was mir, als Hobbyschauspielern, sehr viel Spaß gemacht hatte. Obwohl wir anfangs noch ziemlich unsicher waren und uns die Lust nicht gerade aus dem Gesicht sprang, schaffte es Frau Prinz uns gegen Ende der Stunde doch noch zu motivieren und wir fanden Gefallen an dem, was wir machen durften/mussten. Aus meiner Sicht ging die Stunde viel zu schnell rum, da ich mich durch die richtigen Anweisungen von Frau Prinz richtig in die Rolle einfinden konnte. Ich fand die zwei Stunden sehr gut. Zum einen, weil wir offene Fragen zum Theaterstück, aber auch rund um das Theater stellen konnten, und zum anderen Gelegenheit dazu hatten, unsere Theater-Tauglichkeit unter Beweis zu stellen. Gerne würde ich eine derartige Stunde ein zweites oder drittes Mal mitmachen, weil ich es gut finde, die Schüler auch auf andere Art und Weise zu motivieren und einfach frischen Wind in den „grauen“ Schulalltag zu bringen. Danke, Herr Schenck! :)“ – Hannah Ugrai

„Als uns der Besuch der Theaterpädagogin angekündigt wurde, war ich zunächst etwas skeptisch, was das alles betrifft, denn ich konnte mir nicht so richtig etwas darunter vorstellen. Gerade weil uns erzählt wurde, was gegebenen Falles auf uns zukommen könnte. Aber als die Frau dann schließlich da war, verflogen diese anfänglichen Zweifel im Nu. Richtig gut fand ich, dass sie ihre ganze Arbeit auf das vorher gesehene Theaterstück bezogen hat. Denn so war es für uns noch mal eine richtig gute Gelegenheit den Sinn des Stückes zu verstehen oder auch eventuell Fragen zu stellen. Ich persönlich würde das alles noch einmal wiederholen, denn ich denke, so ist es viel einfacher die Literatur zu verstehen. Weil einfach die Veranschaulichung einen großen Teil dazu beiträgt, ein Stück richtig zu verstehen.“ – Julia Hendriok

„Die Doppelstunde am Dienstagvormittag hat mir wirklich gut gefallen. Es war total lehrreich, dass eine Theaterpädagogin da war. Das war nicht nur für unsere Belustigung gut, sondern auch für unsere Persönlichkeit. Wir haben bei ihr, wenn auch nur kurz, gelernt, wie man etwas auf Kommando macht, wie zum Beispiel einen Pastor darzustellen. Dennoch war das Beste überhaupt der Kreis, in dem es vom Panther dann schließlich zum Baum kommt – das schafft nur die 11/1. Man konnte richtig sehen, dass es uns allen, vor allem mir, gefallen hat. Die Mitschüler sind richtig aus sich heraus gegangen, das hätte man von manchen gar nicht erwartet. Es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht. Ich würde diese Stunde gerne noch einmal machen. Außerdem empfehle ich Ihnen, Herr Schenck, dies beizubehalten, eine solche Person zu organisieren, denn das kommt bei Schülern immer gut an!!“ – Carolin Keller

„Von mir aus könnten wir so etwas öfter machen, denn man ist viel lockerer geworden und traut sich auch mehr gegenüber den Schulkameraden. Ich fand die Deutschstunde einfach richtig gut!“ – Julia Standke

„Von dem Dienstag habe ich eigentlich mehr erwartet, ich habe gedacht, wir dürfen mehr schauspielern und auch, dass das Ganze mehr Action beinhalten würde. Nun ja, gut war es trotzdem und es hat Spaß gemacht, vor allem hilft es einem enorm sich auszumalen, was in den Köpfen der einzelnen Personen vorgehen könnte und wie sie sich fühlen und das ist, glaube ich, nicht gerade von Nachteil, wenn man soetwas lernt und dann auch kann, ich hätte mir gewünscht, dass wir es noch ein paar Stunden weitergeführt hätten und mehr unternommen hätten, doch so etwas ist leider nicht in unserem normalen Stundenplan vorgesehen, auch wenn es wirklich von Nutzen wäre. Wirklich gute Unterrichtseinlage!“ – Natascha Haberkorn

„Der Besuch der Theaterpädagogin hat mir richtig gut gefallen, besser als das Theater selbst. Als ich gehört hatte, dass wir Szenen spielen müssen, war ich erst nicht so begeistert, aber die Dame war sehr nett und hat keinen bloß gestellt oder etwas der- gleichen. Mit hat auch gefallen, auf welche Weise sie die Stunde durchgezogen hat. Wir haben weniger allgemein Theater gespielt, sondern alles auf das Stück bezogen, was geholfen hat, den Inhalt und den Sinn noch besser zu verstehen. Dass wir ihr Fragen stellen konnten, hat natürlich auch dazu beigetragen. Lustig war auch, als wir einfach darstellen sollten, was sie uns sagte oder Zusammenhänge herstellen mussten. – Julia Reinhart

„Das Theaterstück „Besuch der alten Dame“ hat mir insgesamt ganz gut gefallen, was mich im Nachhinein eigentlich überraschte. Ich selbst war schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr auf einer Theateraufführung und hatte bisher eher ein schlechtes Bild darüber gehabt. Doch diesmal haben mich schon alleine die Schauspieler so richtig begeistert. Immer wieder mussten wir richtig lachen. Zudem war der Abend auch mal eine schöne Abwechslung! Auf jeden Fall war es um das 10-fache lustiger und schöner als, wie allzu oft, vor dem Fernseher oder PC zu sitzen!“ – Lorene Standke

„Die Klasse auf diese Art zu sehen, war lustig, ich habe nicht gedacht, dass bestimmte Leute so aus sich heraus kommen können, sogar richtig aufblühen. Die Zusammenarbeit hat gut geklappt, sowohl in den Gruppen als auch mit Frau Prinz selbst. Sie hatte gute Ideen und tolle Vorschläge, das Stück wurde somit nochmal aufgearbeitet und auch besser verstanden, man erhielt ganz nebenbei einen Einblick in das Leben bzw. den Alltag eines Schauspielers, der für mich persönlich nichts wäre. Zu viel Spielerei für meinen Geschmack, außerdem benötigt man dafür eine gewisse Form von Disziplin, die für mich sehr befremdlich und auch irgendwie unangenehm ist. Damit meine ich nicht den Ehrgeiz, mit dem man diese Sache angehen muss, sondern eher die Charaktereigenschaften und eine gewisse Einstellung und Leidenschaft zu dieser Berufung. Die Dame hat ja selbst gesagt, dass Schauspielerei eine Art Sucht birgt, mit dieser Tatsache kann ich mich irgendwie nicht anfreunden. Alles in allem fand ich die zweite Stunde wirklich aufschlussreich und eine tolle Idee. Man bekommt nicht oft die Gelegenheit, ein Angebot wie dieses zu nutzen – vor allem nicht kostenlos und in dieser Form!“ – Virginia Templeton

Artikel: Virginia Templeton
Fotos: Klaus Schenck

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