Hinweis: Ich benutze die Wörter aus dem Roman und die Sprache, die dem Werk entspricht, was euch hilft, die Aussage des Romans besser zu verstehen und ihn leichter zu interpretieren! Klaus Schenck
Hallo Washington,
Ihr Weg zu Carla war weit, schwer, voll Irrungen, Anfechtungen und Verzweiflung. Sie gingen ihn mit dem klaren Kompass der Liebe für Frau und Kind und der klaren Vision für das Lokal in Paris mit dem Text an der Tür „NIEMAND IST UNERWÜNSCHT“.
Das Schild „FÜR JUDEN VERBOTEN“ an vielen Orten in Deutschland war eine starke Motivation für Sie gewesen, in den Krieg zu ziehen. Umgekehrt machten Sie sich über die Schilder „FÜR SCHWARZE VERBOTEN“ bei Ihnen zu Hause – ob plakatiert oder nicht – keine Illusionen. Beim Anruf bei Ihren Eltern in Baton Rouge im Staat Louisiana kannten Sie die Gedanken Ihrer Eltern: „Sie sehen die fremde Tochter im Negerviertel von Baton Rouge, sehen vor den Lokalen das unsichtbare und doch in allen präsente Schild ‚WEISSE UNERWÜNSCHT‘.“
Ihr damaliges Werben um Carla: Geld, Geschenke, immer wieder Geschenke. Ihre Logik: „Dem Reichtum würde Carla vertrauen. Sie würde dem Geld eher vertrauen als meinen Worten.“ Sie lasen in Carlas Augen zu Ihnen, „wie sehr sie sich verschenke, wie tief sie sich herablasse, und neue Liebe, neue Geschenke, neue Aufopferung“ war der Preis dafür. Sie akzeptierten ihn: Sie beschenkten Carla und sie wiederum beschenkte ihr gesamtes Umfeld. Carla, die große Wohltäterin, kündigte ihre Stellung und träumte sich in ihr Liegestuhl-Leben in den USA mit automatischer Küche, Spülmaschine und anderen Waschwundern.
Dann das gemeinsame Kind – noch ungeboren, schon Prüfstein. Auch der Gynäkologe Frahm war sicherheitshalber mit Geschenken bedacht worden. Sie ahnten, was Carla bei Dr. Frahm wollte, Sie kämpften für Ihr Kind, für das gemeinsame Kind, und Sie überzeugten den Arzt, nicht mit Geld, nicht mit Geschenken, sondern durch Ihre Entschlossenheit, durch Ihre Liebe zu Frau und Kind. Sie hatten die Abtreibung verhindert, und in der Welz-Absteige flossen Tränen, flogen Teller, Carla war außer sich vor Wut: „Meinst du, ich will deinen Bankert haben? Mit Fingern würden sie auf mich weisen. Ich bleibe hier ohne deinen Bankert und wenn ich drauf gehe, ich bleibe.“ Und Sie blieben ruhig, nahmen sie in Ihre kräftigen Arme: „Wenn alle andern uns beschimpfen: wir müssen uns liebhaben. Noch als ganz alte Leute müssen wir uns lieben.“
So ungefähr war es doch, oder? Sie hatten diesen Sieg nicht erkauft, nicht als sprintender Baseball-Star errannt, Sie schafften den größten Sieg Ihres Lebens, weil Sie auf das Gemeinsame setzten: auf die gemeinsame Liebe und auf die gemeinsame Vision des „Washington’s Inn“ in Paris, an dessen Eingang das Schild hängt: „NIEMAND IST UNERWÜNSCHT“.
„Das Abendlicht des Himmels, die untergehende Sonne schien direkt in die horizontblaue Limousine hinein. Carla und Washington hatten erleuchtete Gesichter. Sie fuhren langsam am Ufer des Flusses entlang. Jetzt hatte ihr Herz sich beruhigt. Sie fuhr keiner Magazin-Traum-Wohnung entgegen mit Liegestühlen, Fernsehapparatur und mechanischer Küche. Es war ein Traum gewesen. Ein Traum, der Carla gequält, weil sie immer gefürchtet hatte, das Traumland nicht zu erreichen. Die Last dieser Sehnsucht war nun von ihr genommen. Jetzt war sie befreit. Sie war nicht von dem Kind befreit, aber von dem Traum an die faule Glückseligkeit des Daseins. Sie glaubte wieder. Sie glaubte Washington. Carla und Washington würden das Lokal errichten, Washington’s Inn, die Wirtschaft, in der niemand unerwünscht ist.“
Im Gegensatz zu den Deutschen der Nachkriegszeit war Ihre Sicht nicht durch eine verklärte Vergangenheit bestimmt. Sie gingen in den Krieg für die Überwindung der Vergangenheit. Vergangenheit war nicht Belastung, Vergangenheit war Motivation: Sie gingen in den Krieg mit der Mission der Befreiung – für die Menschen in Europa, vermutlich aber auch für die Menschen Ihrer Hautfarbe, die erst 1944 in der Marine kämpfen durften – also nur dank des Krieges eine deutliche Gleichstellung bekamen.
Und wenn Sie an der Realität der Nachkriegszeit scheitern sollten, an den Menschen und ihren Prägungen, an Hass und Rassegedanken, so konnte Ihr Traum nicht getötet werden und lebt über siebzig Jahre später als Lektüre für junge Menschen weiter. Sie haben viel erreicht, Washington!
Respekt und Glückwunsch!
Klaus Schenck
Schüler-Briefe zum Werk
(alles auf ungefähr eine Textseite reduziert – in Briefform)
In WordPress (Schülerartikel-Homepage):
- Inhalt: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/wolfgang-koeppen-tauben-im-gras-inhalt-in-briefform/
- Interpretation: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/wolfgang-koeppen-tauben-im-gras-interpretation-in-briefform/
- Brief an Washington: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/wolfgang-koeppen-tauben-im-gras-brief-an-washington/
Als PDF (Schulmaterial-Homepage):
- Inhalt: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-1-koeppen-brief-inhalt-kopfzeile.pdf
- Interpretation: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-2-koeppen-brief-interpretation-kopfzeile.pdf
- Brief an Washington: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-3-koeppen-brief-washington-kopfzeile.pdf
YouTube-Sendungen mit Manuskript
- „Inhalt anhand von Personen“ (48 Minuten): https://www.youtube.com/watch?v=MNzdEi0pRd0
- Personenverzeichnis zur Sendung: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-4-koeppen-inhalt-personen.pdf
- „10 zentrale Stellen zum Markieren“ mit Einordnung ins Werk und kurzer Interpretation (43 Minuten) – gute Inhaltskenntnisse werden vorausgesetzt: https://www.youtube.com/watch?v=HTZkA9iiDZE
- Verzeichnis der zentralen Stellen: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-5-koeppen-tauben-zentrale-stellen.pdf
- „Gesamtinhalt am Werk“ (106 Minuten): der Inhalt wird abschnittsweise locker erzählt, über jeden Abschnitt der Namen der zentralen Person geschrieben und alles kurz interpretatorisch eingeordnet: https://www.youtube.com/watch?v=nm3wUrnbwpA
- Manuskript der Sendung „Gesamtinhalt am Werk“: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-6-koeppen-tauben-gesamtdarstellung.pdf
- „Gesamt-Interpretation“ (111 Minuten): https://www.youtube.com/watch?v=J3Ik2Qf-flc
- Manuskript der Sendung „Gesamt-Interpretation“: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-18-abschluss-koeppen-tauben-interpretation.pdf
- „Gesamt-Interpretation als Test“ (52 Fragen mit Kurz-Antworten) (40 Minuten): https://www.youtube.com/watch?v=shWhzaDfDRE
- Liste mit den Fragen mit Platz für eigene Notizen: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f28-17-koeppen-tauben-interpretation-test.pdf
- Ordner mit allen Manuskripten, Sendungen und „Briefen“ zur Deutsch-Abi-Pflichtlektüre ab 2023 (Th. Mann/„Felix Krull“, F. Kafka/„Der Verschollene“, J. Zeh/„Corpus Delicti“ und W. Koeppen/„Tauben im Gras“): https://www.klausschenck.de/ks/deutsch/klassenarbeiten/abi-pflichtlektuere-ab-2023—baden-wuerttemberg/index.html
Werke der Schul-Sekundärliteratur
Bauer, Dirk und Schütte, Judith: Wolfgang Koeppen: „Tauben im Gras“. EinFach Deutsch. Schöningh 201810
Grobe, Horst: Wolfgang Koeppen: „Tauben im Gras“. Königs Erläuterungen, Bd. 472. Bange Verlag 20143
Pütz, Wolfgang: Wolfgang Koeppen: „Tauben im Gras“. Reclam Lektüreschlüssel Nr. 15429, 2011
Reisner, Hanns-Peter: Wolfgang Koeppen: „Tauben im Gras“. Lektürehilfen Klett, 2013
Empfohlene persönliche Artikel
Powertypen, resigniert nicht, ihr seid das Salz der Schule! Wenn dieses Salz fad wird, wovon soll die Schule leben, wovon die Schüler zehren – und wovon ihr selbst?
- „Lehrerbuch“: Klaus Schenck: „Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“. Bange-Verlag, 16 € Mit diesem Buch schrieb ich mich in die Lebensfreude zurück, Flyer: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/f02-buch-1.-flyer-ueberblick-internet.pdf
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – Populismus gegen den Lehrerberuf durch das Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/
- Abschiedsrede vor dem Kollegium: „Zwischen Lehrerglück und Engagement-Tod“: ehrlich, persönlich, kritisch – ein Lehrerleben der Extreme: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/g75-8-abschiedsredekollegium.pdf
- „Ich sprech‘ hinein in den Interessens-Tod“ – Lehrergedanken vor der Klasse (Grammatikarbeit): https://www.klausschenck.de/ks/downloads/g75-6-grammatikarbeit.pdf
- „Abi-Besäufnis“ in der Schule – klare Regeln als Konsequenz: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/g75-7-anti-besaeufnis-regeln.pdf
- Motivierende Leistungsschule als Ziel – Abrechnung mit Billig, Banal, Blöd: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/g75-2-endartikelsk-2.pdf
- Abende für schwächere Schüler – das Erlebnis für alle Beteiligten: https://www.klausschenck.de/ks/downloads/g75-5-abendschwaechere-xx-fotos.pdf
Materialien für Lehrer und Schüler
- Alle Abi-Materialien auf einen Blick: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/abi-vorbereitung/ und Power-Paket für Abi-Entschlossene: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/gesamt-strategie-fuer-abi-kaempfer/
- „Die Stillen in der Schule“ – Ermutigung + Strategien bei Introversion – zum Lesen, Ausdrucken und Anhören: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/die-stillen-in-der-schule-1-vom-glueck-der-introversion/
- „Jugend im Selbstspiegel“ – eigene Texte mit Zeichnungen, präsentiert in einer öffentlichen Lesung: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/der-mensch-mit-dem-schizophren-denkenden-herzen-und-der-verwirrten-seele/
- „Handy, Schule und unser Gehirn“, neurologisch-psychologische Forschungsergebnisse in Blick auf Handys und soziale Medien: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/alle-vorsaetze-sind-fuer-den-arsch-wenn-man-sich-nicht-daran-haelt/
- „Handyverbot an Schulen – und alle haben ein Problem weniger!“: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/handyverbot-an-schulen/
- „Die Macht der Disziplin“ – diszipliniert → erfolgreicher, stressfreier und glücklicher: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/disziplin-erfolgsfaktor-in-der-schule-einfuehrung/
- „Schülerzeitungsermutigung“ (22 Artikel) – Rückblick, Tipps und Strategien für Schüler-Freiraum: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/redaktionsgroesse-zwei-pizza-regel/
- „Faule Säcke, werdet Lehrer!“ – billiger Populismus gegen den Lehrerberuf durchs Kultusministerium: https://www.schuelerzeitung-tbb.de/faule-saecke-aller-laender-werdet-lehrer-in-baden-wuerttemberg/
Für 2025: Nicht piensen + klagen → anpacken + tun!
Für ukrainische Jugendliche habe ich meine Internetplattform zur Verfügung gestellt. Gleiches wollte ich jüdischen Jugendlichen anbieten und mailte alle jüdischen Gymnasien an – bis jetzt ohne Antwort. Mir wäre wichtig gewesen, jüdisches Leben in Deutschland sichtbar zu machen. Ich bereite für Oberstufenschüler kostenlos im Internet die aktuellen Deutsch-Abi-Werke vor, schreibe für das städtische Mitteilungsblatt und ein Infoblatt in Arosa und als Pressewart für unseren Tennisclub. Alles nichts Weltbewegendes, aber es ist ein konkretes Tun, ein konkretes Engagement, ein konkreter Dienst für andere. Das nimmt mir das sinnlose Grübeln, Ängstigen und Verzweifeln an einer Welt, der ich mich hilflos ausgeliefert fühle.
Für 2025: Träumen, Wollen, Tun, Bekommen!
Klaus Schenck
„Gebt nicht auf! Für den Triumph des Bösen braucht es nur eines – die Untätigkeit der Guten.“ (Nawalny)