Wollt ihr das Rennen nahe seh’n, müsst ihr nach Litzirüti geh’n!

Liebe Leserinnen und Leser,

kennen Sie die „Arosa ClassicCar“ (Bergrennen) Langwies – Arosa? Wenn ja, dann wissen Sie auch, dass Litzirüti genau in der Mitte liegt und vermutlich trage ich Eulen nach Athen, wenn ich Ihnen sage, dass Sie das Rennen hier ganz unmittelbar erleben. Für Sie ist der Artikel auch weniger gedacht, sondern für Bergrenn-Neueinsteiger, vielleicht auch für Urlauber, die in Graubünden Ferien machen.

Ich habe zusammen mit Schwester und Schwager eine Wohnung in Litzirüti – genau an der Rennstrecke, sie führt direkt an unserem Haus vorbei. Das Rennen ist immer Ende August/Anfang September, folglich war ich als Lehrer in Blick auf die großen Ferien in Baden-Württemberg stets in irgendeiner Weise betroffen, entweder als Zuschauer, positiv, oder als „Heimfahrer“, der die genaue Uhrzeit einhalten musste, leicht gestresst, denn die Strecke war nur für ganz kurze Zeit für „Normalmobilisten“ geöffnet.

Also, Neueinsteiger, hört: Vergessen Sie, mit dem eigenen Auto nach Arosa hochzufahren, das ist einfach blödsinnig: Sie finden keinen Parkplatz und haben am Tag nur wenige Lücken, an denen Sie von Langwies nach Arosa kommen und umgekehrt. Also, nehmen Sie den Zug! Und für alle Deutsche die Information: Es gibt in Europa auch pünktliche Züge, vertrauen Sie der Rhätischen Bahn! Und nun lassen Sie sich von mir zu einem tollen Autorenntag führen.

Der Zug nach Arosa startet in Chur, und zwar außerhalb des Bahnhofs – auf dem Bahnhof-Vorplatz, direkt am Bahnhof-Ausgang. Mein Tipp: Setzen Sie sich auf die rechte Seite in Fahrtrichtung. Wenn Sie davorstehen, fährt der Zug nach rechts. Also, Fensterplatz, rechts, tolle Ausblicke erwarten Sie! Die Fahrt ist schon ein Erlebnis, die Warmlaufphase für einen beeindruckenden Tag.

2005 am Start in Langwies, 1. „Arosa ClassicCar“ – und wir waren dabei!

Sie können in Langwies aussteigen und sich mit einem Shuttle zum Start des Bergrennens fahren lassen. Hier können Sie dann in Ruhe die tollen Autos bewundern, die sich zum Start schlängeln. Das möchte ich jetzt überspringen.

Nun werden Sie sich vielleicht fragen: Was ist denn der Unterschied zwischen Litzirüti und Arosa? Antwort: Schauen Sie sich doch einfach den Bahnhof hier bei uns in Litzirüti an, einfach nur anschauen und auf sich wirken lassen. Das ist die Schweiz, das sind die Berge, das ist Land pur – hier wohnen um die siebzig Leute, mehr nicht! So, und nun nehmen Sie mal den Bahnhof Arosa, stellen Sie ihn sich einfach so vor: Hier ist vor Jahrzehnten Thomas Mann in diesem berühmten Lungen-Kurort abgestiegen, in Arosa entstand die Idee von „Der Zauberberg“ – ganz konkret im heutigen „Waldhotel“. Sie steigen nun aus und sehen direkt vor sich den Obersee mit Fontäne – wunderbar umrahmt von Bergen. Auf dem Bahnsteig warten ein oder zwei schwarz gekleidete Mitarbeiter der eleganten Hotels mit ihren Hotel-Schildern, um den ersten Kontakt zu den Gästen herzustellen. Draußen die edlen Karossen – natürlich auch in Schwarz, in die die Hotel-Mitarbeiter das Gepäck verstauen, während die vornehmen Gäste in der breiten Limousine Platz nehmen. Arosa ist „wow“, Arosa liegt grandios, umwerfend und atmet die „große, weite Welt“. Litzirüti gehört zu Arosa, das aber nur nebenbei.

Und nun Litzirüti, der schnuckelige Bahnhof – Vorbild für die Märklin-Eisenbahn, sagt man – hier, wo Sie die Glocken der Geißen (Ziegen), manchmal auch der Kühe hören und den Bauern beim Mähen auf der breiten, sattgrünen Wiese zuschauen können. Sie sind in einer anderen Welt – 3,5 km von Arosa entfernt. Und genau deswegen: Steigen Sie hier in Litzirüti aus! Sie erleben das Bergrennen aus einer ganz anderen Perspektive, hautnah, Sie sehen wenige Meter von Ihnen die Autos in irrer Fahrt vorbeiflitzen, Sie riechen das Benzin, Sie hören teilweise den extrem lauten Knall des Feuerns der Zündung, wenn in der Gerade von Litzirüti voll beschleunigt wird. Heißer Tipp: Nehmen Sie unbedingt Ohrstöpsel mit, hier ist Bergrennen, hier ist Lärm, hier heulen die Motoren, deswegen sind Sie doch ausgestiegen, hier pulsiert das Bergrenn-Leben und Sie vibrieren mit! Eine Holzbrücke überspannt die Straße – kleine Information: Aus Sicherheitsgründen dürfen Sie auf der Brücke nicht stehen bleiben, mein Tipp: Gehen Sie langsam drüber und fotografieren Sie im Gehen, den gleichen Trick mache ich auch.

Aber jetzt gehen Sie mal noch nicht über die Brücke, sondern biegen am „Ramoz“ rechts ab, gehen runter zum ehemaligen Sportheim mit rotem Sportplatz davor. Dort direkt am Haus positionieren Sie sich und sehen die Autos um die Kurve quietschen und, wenn Sie ganz viel Glück haben, erwischen Sie ein geniales Foto: unten den Rennwagen und über die Brücke den roten Zug der Rhätischen Bahn. Seien Sie parat: ungefähr 5 Minuten vor der vollen Uhrzeit und den Zug in anderer Richtung wenige Minuten später. Ich drücke Ihnen die Daumen zu diesem Foto!

Aber Sie können auch der Straße entlang stehen und die Autos vorbeibrausen spüren, denn nach der Kurve wird das Gaspedal durchgedrückt. Und wenn Sie eine längere Zeit mit den Autos vibriert haben, gehen Sie über die Holzbrücke auf die andere Straßenseite. Hier können Sie erhöht – mit Blick auf die Rennstrecke – essen und trinken oder unter einem Zelt an Tischen und Bänken Platz nehmen. Vor oder nach einer Stärkung, gehen Sie die Wiese zum ehemaligen, leider seit einiger Zeit geschlossenen „Rütihof“ hoch und können weiter oben aus einer gewissen Distanz alles beobachten: die Rennwagen, die alten Häuser, die Wiesen, Bäume und die aufragenden Felsen. Sie haben im Sound der Autos vibriert, hier kommen Sie wieder zur Ruhe, hier entspannen Sie sich und Ihre Seele. Sie spüren die Wiese unter sich, in Litzirüti gibt es keine Tribünen – unsere Tribüne ist die Natur, und zwar kostenlos!

Nach ungefähr zwei Stunden, vielleicht gestärkt mit Raclette oder Kalbsbratwurst, geht es zurück zum Bahnhof auf Gleis zwei Richtung Arosa. Sie werden jetzt den Kontrast spüren – in knapp zehn Minuten sind Sie in der „großen, weiten Welt“ eines berühmten Touristenorts angekommen. Sie steigen aus, lassen die Hotel-Mitarbeiter links liegen und schauen auf den Obersee, die Fontäne und die Bergmassive. Sie gehen nach rechts, mein Tipp: Gehen Sie an der Post vorbei und bleiben Sie auf der rechten Seite der Rennstrecke. Sie haben die Sonne im Rücken und den Obersee, das Weisshorn, das ganze Panorama als Kulisse für Ihre Rennfotos.

Und jetzt kann ich Sie allein lassen! Sie sehen den Zieleinlauf, schauen, wo Sie noch eine Lücke in den Zuschauermassen finden, suchen sich selbst erhöhte Plätze mit Sicht, gehen Richtung Tribüne, dort können Sie sich gegen Eintritt erholen und alles verfolgen. Bevor Sie das tun, würde ich noch bis zur Tankstelle gehen, denn die Autos kommen aus einer Kurve und rasen dann in die Zielgerade.

Ich denke, Sie haben den Unterschied gesehen. Die ganze Lage von Arosa ist ein Gedicht, in das die Rennstrecke eingebettet ist, aber Sie sind deutlich weiter vom Renn-Geschehen entfernt, es ist stärker das Gesamtensemble, das fasziniert.

Und dann gibt es leider noch einen weiteren Unterschied. Arosa bietet ganz ausgezeichnete Lokale – ich liebe dort die Steaks. Wir hier in Litzirüti hatten zwei Restaurants mit sehr gutem Essen – jetzt haben beide dicht gemacht. Vielleicht haben Sie sich bei uns mit Raclette oder Kalbsbratwurst gestärkt, aber in Arosa können Sie feinste Gerichte genießen – mit Blick auf die Rennstrecke, mit Blick auf den Obersee und die Berge. Mit diesen kulinarischen Aussichten kann ich mich guten Gewissens von Ihnen verabschieden.

Auf Wiedersehen beim ClassicCar-Bergrennen Langwies – Arosa 2025!

Klaus Schenck, Litzirüti 2024 (Artikel und Fotos)

Der Großteil der Fotos entstand am Freitag bei den Trainingsläufen, also nicht bei den Wertungsläufen am Samstag und Sonntag. Das rate ich jedem, der es sich einrichten kann. Fast keine Leute, überall die Möglichkeit zu fotografieren und die Geschwindigkeit der Autos ist beim Training nahezu identisch wie bei der Wertung – und auf den Fotos, beim Filmen sieht man es sowieso nicht!

Extreme Nähe in Litzirüti zu den Rennwagen

(beim Fahren im Konvoi abwärts zum Start in Langwies)

Mein Traum von zukünftigen Renntagen mit ganz viel Leben in Litzirüti

Thomas vom „Ramoz“ hatte damals in Litzirüti bei der „ClassicCar“ 2019 die Gastronomie in Eigenregie organisiert und auf die Beine gestellt. Nun betreibt er das „Edelweiss“ in Langwies (direkt an der Straße mit herrlichem Blick ins Tal) – heißer Tipp für Essen und Übernachtung! 2019 war so gelungen, es schreit förmlich nach einer Wiederholung!

Arosa-Artikel – der neueste steht ganz oben

Bären-Artikel mit Fotos und Lieblingsfilm

Materialien für Lehrer und Schüler

Klaus Schenck, OSR. a.D.
Fächer: Deutsch, Religion, Psychologie
Drei Internet-Kanäle:
Schul-Material: www.KlausSchenck.de
Schüler-Artikel: www.schuelerzeitung-tbb.de
Schul-Sendungen: www.youtube.com/user/financialtaime
Trailer: Auf YouTube ansehen
„Vom Engagement-Lehrer zum Lehrer-Zombie“/Bange-Verlag 2020:
Info-Flyer: Download

Über den Autor

Klaus Schenck unterrichtete die Fächer "Deutsch", "Religion" und "Psychologie". Er hatte 2003/04 die Schülerzeitung "Financial T('a)ime" (FT) zunächst als Printausgabe ins Leben gerufen, dann 2008 die FT-Homepage, zwei Jahre später die FT-Sendungen auf YouTube (www.youtube.com/user/financialtaime) , zusätzlich ist noch seine Deutsch-Homepage (www.KlausSchenck.de) integriert, sodass dieses "Gesamtpaket" bis heute täglich auf rund 1.500 User kommt. Mit der "FT-Abi-Plattform" wurde ab 2014 das Profil für Oberstufen-Material - über die Schülerzeitung hinaus - geschärft, ab August 2016 ist wieder alles in einer Hand, wobei Klaus Schenck weiterhin die Gewichtung auf Schulmaterial beibehält und die Internet-Schülerzeitung (FT-Internet) bewusst auch für andere Interessierte öffnet.

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